Zeitumstellung vor dem Ende
EU-Kommission kündigt entsprechende Empfehlung an – Kanzlerin unterstützt Vorstoß
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RAVENSBURG - Das Ende von Winterund Sommerzeit scheint gekommen: Am Freitag kündigte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker an, den Mitgliedstaaten und dem Europaparlament eine Abschaffung der Zeitumstellung zu empfehlen.
Die EU-Kommission werde eine Empfehlung für die Abschaffung der Zeitumstellung beschließen, sagte Juncker im ZDF. Er verwies auf das Ergebnis einer europaweiten OnlineBefragung, bei der sich 84 Prozent der Teilnehmer gegen die Zeitumstellung ausgesprochen hatten. Es ergebe „keinen Sinn, Menschen zu fragen, was sie denken“, und dies dann nicht umzusetzen, sagte Juncker. Auf ein besonders hohes Interesse stieß die Befragung in Deutschland – 3,79 Prozent der Bundesbürger nahmen teil.
„Die Botschaft ist sehr klar“, sagte EU-Verkehrsministerin Violeta Bulc. Die Kommission werde EU-Parlament und Europäischem Rat daher eine Gesetzesvorlage zur Abschaffung der Zeitumstellung vorlegen. In Kraft treten könnte die Regelung in zwei oder drei Jahren. Ob sie komplett auf die Sommerzeit oder Winterzeit umsteigen, sollen die Mitgliedsstaaten nach Angaben eines Kommissionssprechers selbst entscheiden. Dabei werde erwartet, dass diese sich auf eine einheitliche Lösung einigten.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schloss sich der Forderung umgehend an. Für sie habe ein Ende der Zeitumstellung „eine sehr hohe Priorität“, sagte sie während eines Besuchs in Nigeria. Auch andere europäische Länder signalisierten Zustimmung. Mehrere Länder in Nordeuropa wie Litauen, Finnland und Schweden fordern schon seit Jahren ein Ende der Zeitumstellung.
Mediziner und Lehrervertreter begrüßten den Vorstoß. Günther Wiedemann, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Ravensburger St. Elisabethen-Klinikum, hält die bisherige Umstellung für eine „zwangsverordnete Störung“des Schlafwach-Rhythmus. Tierärzte argumentieren ähnlich. Die menschengemachte Umstellung etwa von Melkoder Fütterungszeiten sei für Tiere immer ein Stressfaktor gewesen. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, erhofft sich eine dauerhafte Umstellung auf die bisherige Winterzeit. Andernfalls müssten die Kinder im Winter im Dunkeln zur Schule. „Aus Sicherheitsgründen wäre das bedenklich“, so Meidinger.
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RAVENSBURG - Nach dem deutlichen Ergebnis einer erst als nicht bindend angekündigten Umfrage zur Zeitumstellung, will die EU-Kommission den Wechsel zwischen Sommerund Winterzeit abschaffen. Die Brüsseler Behörde kündigte am Freitag einen entsprechenden Gesetzesvorschlag an. Viele, die bisher von der Zeitumstellung besonders betroffen waren, begrüßen diesen Vorstoß.
Das sagen Ärzte:
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Italienische Forscher haben herausgefunden, dass das Herzinfarktrisiko nach der Umstellung auf die Sommerzeit steigt. Doch auch die Gefahr, an Depressionen zu erkranken, sei durch Störungen des Schlaf-wachRhythmus’ größer, sagt Günther Wiedemann, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Ravensburger St. Elisabethen-Klinikum. „Jede Einflussnahme auf menschliche Rhythmen hat eine Konsequenz“, erklärt der Mediziner – wie bei einem Jetlag oder Schichtarbeit. Die Umstellung auf die Sommerzeit sei eine „zwangsverordnete Störung“des Schlafwach-Rhythmus, wie der Internist sie nennt. Über Monate stelle der Körper sich auf einen bestimmten Zyklus ein. Wenn der Mensch nach der Zeitumstellung zu einer Zeit wach wird, in der er normalerweise noch schlafen würde, schüttet der Körper laut Wiedemann früher Stresshormone aus. Das wichtigste Stresshormon Cortisol werde wiederum durch Melatonin unterdrückt. Dieses werde freigesetzt, wenn es dunkel ist. Es sorgt dafür, dass Herzfrequenz und Blutdruck sinken und die Körpertemperatur herunterfährt. Die Zeitumstellung bringe dieses System durcheinander. „Sie hat keinen Nutzen. Die Abschaffung ist daher sinnvoll“, so Wiedemann.
Das sagen Lehrer:
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„Ein Ende der Zeitumstellung ist aus unserer Sicht durchaus zu begrüßen“, sagt Heinz-Peter Meidinger, Präsident des deutschen Lehrerverbands und Schulleiter am Deggendorfer RobertKoch-Gymnasium. Das sei Konsens im Kollegium. Allerdings nur dann, wenn auf die bisherige Winterzeit umgestellt würde, die sich nach dem Verlauf der Sonne richtet. „Wichtig ist uns, dass es in der Früh nicht stockdunkel ist, wenn die Kinder zur Schule kommen“, so Meidinger. Ein Schulbeginn vor Sonnenaufgang sei aus Sicherheitsgründen und wegen des Verkehrs am frühen Morgen für Schüler, Eltern und Lehrer bedenklich.
Das sagen Tierärzte
● und Landwirte:
Die Zeitumstellung ist zwar menschengemacht, aber auch Tiere mussten sich zweimal im Jahr umstellen. Und das nicht ganz problemlos: „Mit der Zeitumstellung hatten vor allem Nutztiere ein Problem – etwa mit wechselnden Melk-Zeiten, unter denen sie nicht unerheblich litten“, sagt Petra Sindern, Vizepräsidentin des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte. Haustiere seien vor allem durch veränderte Aufsteh- und Fütterungszeiten verwirrt worden. Ob dauerhaft auf Sommer-oder Winterzeit umgestellt würde, sei für die Tiere unerheblich. „Hauptsache die ständigen Wechsel fallen weg.“Landwirte seien von der bisherigen Umstellung kaum betroffen gewesen, sagt Ariane Amstutz, Pressesprecherin des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg. Allerdings sei es für die Tiere „natürlich am einfachsten, wenn die Zeit zum Melken immer wieder gleich ist“.
Das sagt die Energiewirtschaft:
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Eigentlich galt die Zeitumstellung einmal als Energiesparmaßnahme. Die Einführung wurde einst unter anderem damit begründet, dass dank mehr Sonnenstunden der Stromverbrauch gesenkt werden könne. Die Hoffnung erfüllte sich allerdings nicht: „In der Tat bringt der Dreh am Zeiger keine spürbare Energieeinsparung. Seit Jahren kann die Energiewirtschaft keine relevanten Effekte auf den Stromverbrauch erkennen“, sagt Stefan Kapferer, Vorsitzender des Bundesverbands für Energie- und Wasserwirtschaft. Statt die Uhren umzustellen, müsse der Hebel bei der Energieeffizienz angesetzt werden. Strom lasse sich ohne Komfortverluste sparen, etwa durch Ausschalten von Elektrogeräten statt Stand-by-Betrieb.