„Ich habe nichts mitgebracht, außer mir selbst
In den Sommerferien nutze ich gern die freie Zeit, um liebe Mitmenschen zu besuchen. Für uns Schwaben gehört es da zum guten Ton, ein kleines Mitbringsel dabei zu haben. Mit der Muttermilch haben wir in uns eingesogen, dass sich ein Gastgeschenk ganz einfach gehört!
Dieses Geschenk ist ein Zeichen des Dankes und der Wertschätzung. Doch meistes stehe ich mit leeren Händen vor der Tür und begrüße meinen Gastgeber mit den bekannten Worten: „Ich habe nichts mitgebracht, außer mich selbst.“Es klingt dann immer wie eine Entschuldigung und es soll ja auch eine sein. Denn ich weiß ja, was sich eigentlich gehören würde. „Ich habe nichts mitgebracht, außer mich selbst.“– diese Entschuldigung könnte aber auch einmal ein Impuls zum Nachdenken sein. Denn worum geht es, wenn ich einen anderen besuche? Ich schenke ihm Zeit. Ich lasse ihn Wertschätzung spüren. Ich möchte ihn kennenlernen oder meine Beziehung zu ihm pflegen.
Die Gastgeschenke sind lieb und nett, und können genau das zum Ausdruck bringen. Aber letztlich reicht es doch tatsächlich, wenn ich mich mitbringe und da bin. So betrachtet könnte es dann nicht nur entschuldigend klingen, sondern auf das Entscheidende hinweisen, wenn ein Gast mich das nächste Mal begrüßt:
„Ich habe nichts mitgebracht, außer mich selbst.“
Denn darauf kommt es doch an!
Von Pfarrer Timo Weber Kath. Seelsorgeeinheit DonauHeuberg