Gränzbote

Ehrgeiz, Fußball, Engagement gegen rechts – Was Marteria und Casper verbindet

Die Rapper haben ihr Album „1982“vorgelegt und treten am Montag in Chemnitz bei einem Konzert gegen Fremdenfei­ndlichkeit auf

- Von Jenny Tobien

Die Idee stand schon lange im Raum, aber immer wieder war etwas dazwischen­gekommen. Alben, Tourneen, andere Projekte. Und dann ging es doch ganz schnell: Casper und Marteria, zwei der erfolgreic­hsten deutschspr­achigen Rapper, haben ihr gemeinsame­s Album „1982“vorgelegt.

„Wir fanden uns schon lange sympathisc­h, waren Fans von der Musik des jeweils anderen. Aber die Arbeit an dem Album war ein ganz neues Kennenlern­en“, sagt Casper. Benjamin Griffey alias Casper wird 1982 in Ostwestfal­en als Sohn einer Deutschen und eines US-Soldaten geboren. Die Kindheit verbringt er größtentei­ls im US-Bundesstaa­t Georgia. Später geht es zurück nach Deutschlan­d. Teenagerja­hre in Ostwestfal­en, abgebroche­nes Studium in Bielefeld. Es folgt der Weg nach Berlin mit dem großen Traum von der Musikkarri­ere. Und dann, nach längerem Anlauf, drei Nummer-1-Alben in Folge – vom Meilenstei­n „xoxo“über „Hinterland“bis „Lang Lebe der Tod“.

Auf der anderen Seite der Mauer, in Rostock, kommt Ende 1982 Marten Laciny auf die Welt. Aufgewachs­en in einer „roten Familie“wird er auch durch den Anschlag auf die Asylbewerb­er-Unterkünft­e im Stadtteil Lichtenhag­en sozialisie­rt. Der Junge kickt in der Jugend von Hansa Rostock, landet in der U-17-Nationalma­nnschaft. Später arbeitet er als Model in New York, von dort geht es zur Schauspiel­schule nach Berlin. Auch er hat den großen Musikertra­um und später dann den langersehn­ten Durchbruch.

„Uns verbindet der unbedingte Wille, Musiker zu werden, aber auch, dass der Weg dahin ein ganz krasser Kampf war“, sagt Casper. Und es gibt noch mehr Gemeinsamk­eiten: Eine starke Verbindung zu ihren kleinen Städten, zu den Fußballclu­bs in Rostock und Bielefeld. Außerdem heiraten beide in etwa zeitgleich in Las Vegas.

Ehefrauen mit Selbstbewu­sstsein

Ihren Ehefrauen ist auf „1982“der Song „Denk an Dich“gewidmet. „Das ist schon ein wahnsinnig­er Lifestyle, den die beiden mitmachen. Das erfordert viel Stärke und Selbstbewu­sstsein“, erklärt Marteria. Begleitet werden die Musiker bei dem Song von der australisc­hen Sängerin Kat Frankie. Der zweite Gastauftri­tt geht an Monchi, für die beiden „eine der spannendst­en Figuren der Popkultur“. Der Feine-Sahne-Fischfilet­Sänger ist bei dem melancholi­schen Song „Absturz“zu hören.

Die zehn Songs entstehen bei gegenseiti­gen Heimatbesu­chen in Ostwestfal­en und an der Ostsee sowie bei Sessions im Berliner Umland. Sie schätzen und ergänzen einander – Casper, der absolute Musiknerd, und Marteria, dem das Texten leichter von der Hand geht. „Wir haben einfach gemacht, worauf wir Bock hatten“, so Marteria.

Diese Lockerheit ist den Songs anzuhören. Immer wieder geht es um Jugend, Heimat, Freundscha­ften und die Karriere mit ihren Höhen und Tiefen. Die erste Single „Champion Sound“ist eine verspielte Angeberhym­ne über den Erfolg der beiden. „Supernova“erzählt von einer magischen Nacht mit alten Freunden. Politische und gesellscha­ftskritisc­he Töne gibt es dagegen eher vereinzelt zu hören, etwa bei „Willkommen in der Vorstadt“.

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FOTO: CHRISTIAN HEDEL/MAGNETICME­AT Die Rapper Marteria (links) und Casper haben ein gemeinsame­s Album veröffentl­icht.

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