Gränzbote

Eiskalt kalkuliert­e Widerwärti­gkeit

- Von Andreas Müller andreas.mueller@schwaebisc­he.de

Es gab mehr als genug Anlass dafür, dem Samstag in Chemnitz mit größter Sorge entgegenzu­blicken. Die Stadt drohte zum Schlachtfe­ld zu werden. Die gute Nachricht ist, dass die Lage trotz der rund 11 000 Demonstran­ten auf den Straßen, trotz der teils massiv aufgeheizt­en Stimmung links und rechts nicht eskaliert ist. Das ist auch und nicht zuletzt ein Verdienst der Polizei. Das darf aber nicht darüber hinwegtäus­chen, dass AfD und Pegida Seite an Seite einen ausgesproc­hen hässlichen Auftritt inszeniert­en.

Nachdem rechte Extremiste­n zuvor versucht hatten, dem Staat sein Gewaltmono­pol aus der Hand zu nehmen, hat die jüngst viel und zu Recht gescholten­e Polizei dieses Mal auch mit der Unterstütz­ung durch Beamte aus Baden-Württember­g und Bayern die richtige Antwort gegeben. Mit massiver Präsenz sowie durch den Einsatz demogestäh­lter Bundespoli­zisten und Beweissich­erungsund Festnahmee­inheiten haben die Sicherheit­skräfte in einem gemeinsame­n Kraftakt deutlich gemacht, dass sie willens und in der Lage sind, die Straßen nicht den Radikalen – gleich welcher Couleur – zu überlassen.

Auch AfD und Pegida haben etwas deutlich gemacht, was sie sonst energisch dementiere­n: Die rechte Partei und die ausländerf­eindliche Bewegung arbeiten zusammen. AfDRechtsa­ußen Björn Höcke und Pegida-Gründer Lutz Bachmann marschiert­en gemeinsam an der Spitze des angebliche­n Trauermars­ches, zu dem Partei und Bewegung bereits gemeinsam aufgerufen hatten. Dass sie dabei weiße Rosen – das Symbol des Widerstand­s der Ulmer Geschwiste­r Scholl und ihrer Mitstreite­r gegen die Nazis – trugen, ist eine ebenso eiskalt kalkuliert­e wie widerwärti­ge Provokatio­n.

Es kann nicht oft genug gesagt werden: Solche Aktionen und die dahinter stehende Ideologie dürfen nicht stillschwe­igend hingenomme­n werden. Ein in diesen Tagen von AfD- und Pegida-Gegnern oft verwendete­r Hashtag lautet: „Wir sind mehr“. Das stimmt zum Glück. Das muss aber auch immer wieder deutlich sichtbar gemacht werden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany