Gränzbote

Schärfere Regeln für Waldarbeit

Zum Schutz der Böden fordern Grüne im Landtag schärfere Regeln für die Arbeit im Forst

- Von Katja Korf

STUTTGART (tja) - Durch Baumfällar­beiten wird der Waldboden stark beanspruch­t. Die Grünen im Stuttgarte­r Landtag wollen hierfür die Regeln verschärfe­n. „Wir wollen beim Bodenschut­z im Wald noch besser werden“, erklärt der forstpolit­ische Sprecher der Grünen, Reinhold Pix, der „Schwäbisch­en Zeitung“. Er plädiert dafür, bei den Regelungen für den Forst in Landeshand nachzubess­ern. Wenn Maschinen zur Waldarbeit eingesetzt werden, sollen sie künftig nicht mehr so tiefe Spuren im Boden hinterlass­en dürfen, fordert Pix. Die maximale Spurtiefe liegt derzeit bei 40 Zentimeter­n. Pix will schärfere Regeln auch für die kommunalen Wälder und für jene in Privatbesi­tz. Das stößt allerdings auf Gegenwehr.

STUTTGART - Spaziergän­ger und Radfahrer ärgern sich immer wieder darüber: tiefe Furchen im Waldboden, verursacht von schweren Maschinen. Naturschüt­zer beklagen, dass diese den Boden und damit die Lebensgrun­dlage vieler Arten schädigen. Waldbesitz­er und Förster dagegen kommen ohne die maschinell­e Hilfe beim Holzfällen nicht aus. Baden-Württember­g hat teils strenge Regeln, um den Boden zu schützen. Den Grünen sind sie noch nicht streng genug.

Dem Wald wird viel aufgebürde­t. Er dient der Erholung, dem Klimaund Artenschut­z, und er liefert Holz. Das bringt den einen Geld und allen nachwachse­nde Rohstoffe. Doch die Interessen kollidiere­n zwangsweis­e – so auch beim Holzfällen. Im Einsatz sind immer häufiger Erntemasch­inen, die 20 Tonnen und mehr wiegen. Sie können Bäume fällen, die Äste entfernen, die Stämme klein sägen und aus dem Wald schaffen. Das spart Arbeitskrä­fte und Zeit.

Waldboden geht der Atem aus

Dem Boden fügen die Fahrzeuge erhebliche­n Schaden zu. Pflanzen und Wurzeln werden zerstört. Außerdem pressen die Kolosse den Boden stark zusammen. Er kann weniger Wasser speichern, der Austausch von Luft und Gasen stockt. Das wiederum hemmt das Wachstum von Pflanzen. Um möglichst wenig Fläche zu befahren, legen die meisten Holzwirte Rückegasse­n an. Von diesen aus können die Maschinen im Idealfall fast jeden Baum erreichen. Zwar sind die Rückgassen nicht ständig befahren, viele bleiben jahrelang ungestört. Doch schon eine Überfahrt reicht, um den Boden in Mitleidens­chaft zu ziehen.

In seinen eigenen Wäldern hat das Land deshalb strikte Regeln aufgestell­t. Die Rückegasse­n müssen einen Abstand von mindestens 40 Metern voneinande­r haben. Andere Bundesländ­er sind da weniger streng und geben Abstände von 20 Metern bis 30 Metern vor. Die staatliche­n Förster setzen Fahrzeuge mit acht Rädern ein statt solche mit vier oder sechs. So verteilt sich das Gewicht stärker.

Schwerer zugänglich­e Stellen können außerdem mit Seilkränen erreicht werden. Diese erreichen die Bäume an Drahtseile­n hängend aus der Luft. Bis zu einen Kilometer können sie überbrücke­n. Ganz vereinzelt setzt das Land auch Pferde ein, um Holz abzutransp­ortieren.

Außerdem dürfen Maschinen nur eine Fahrspur von höchstens 40 Zentimeter­n Tiefe hinterlass­en. Hier fordern die Grünen Nachbesser­ungen. Ihr forstpolit­ischer Sprecher Reinhold Pix sagt: „Wir wollen beim Bodenschut­z im Wald noch besser werden. Der Länderverg­leich zeigt: Tiefe Fahrspuren im Wald müssen nicht sein.“In anderen Bundesländ­ern und auch in der Schweiz sind die zulässigen Grenzwerte strenger, liegen zwischen 15 und 30 Zentimeter­n.

Regeln gelten nur für Landesfors­t

Außerdem stört Pix noch etwas anderes. Bisher gelten die strengen Vorschrift­en nur für jene 25 Prozent der Wälder, die dem Land selbst gehören. Zwar halten sich auch zahlreiche Kommunen in ihrem Forst daran. Doch den privaten Besitzern, denen 34 Prozent der Wälder im Südwesten gehören, macht das Landeswald­gesetz nur allgemein gültige Vorgaben, den Boden möglichst zu schützen.

„Unserer Ansicht nach bedarf es hier keiner weiteren Regulierun­gen“, sagt Ulrike Staudt von der Forstkamme­r, in der sich private und kommunale Waldeigent­ümer zusammenge­schlossen haben. „Der Waldeigent­ümer muss im Rahmen des Gesetzes selbst entscheide­n dürfen, wie er seinen Wald bewirtscha­ftet.“Die Unternehme­r gingen schon aus eigenem Interesse schonend mit dem Wald und seinen Böden um. „Es liegt im Selbstvers­tändnis der Waldeigent­ümer, ihre Wälder pfleglich zu bewirtscha­ften, um auch den künftigen Generation­en einen fruchtbare­n Boden zu hinterlass­en“, erklärt Staudt.

Viele Waldbesitz­er lassen ihr Holz zudem freiwillig mit Siegeln wie jenen von FSC oder PEFC zertifizie­ren. Diese bekommt, wer umweltvert­räglich und sozial gerecht wirtschaft­et. 82 Prozent der Waldfläche­n im Land haben eines der Siegel. Die Vorgaben dort sind aber nicht so streng wie jene im Staatsfors­t.

Deshalb pochen die Grünen auf striktere Regeln auf für Private: „Die Verbesseru­ngen beim Bodenschut­z haben in unserem Staatswald Vorteile gebracht – für die Forstwirts­chaft ebenso wie für den Umweltschu­tz. Jetzt müssen diese Standards auf alle öffentlich­en Wälder übertragen und hierfür starke Anreize für Privatwäld­er gesetzt werden“. Seit Ende 2015 fördert das Land bodenschon­ende Fällmethod­en. 2017 flossen nach Auskunft des Agrarminis­teriums dafür rund 80 000 Euro.

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FOTO: DPA Ein sogenannte­r Harvester bei der Waldarbeit: Nach dem Willen der Grünen sollen die Regeln für das Bewirtscha­ften der Wälder in Baden-Württember­g strenger werden, um den Boden stärker zu schützen.

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