Gränzbote

Rechnungsh­of kritisiert Mängel bei Bamf-Kontrolle

Innenminis­terium soll „versagt“haben – Warnungen über Personalma­ngel seien nicht gehört worden

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BERLIN (AFP) - Der Bundesrech­nungshof hat dem Bundesinne­nministeri­um schwere Versäumnis­se bei der Kontrolle des Flüchtling­s-Bundesamts vorgeworfe­n. Als Fachaufsic­ht des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (Bamf) habe das Ministeriu­m jahrelang „versagt“, zitierte die „Bild am Sonntag“(BamS) aus dem Rechnungsh­ofbericht. Ein Ministeriu­mssprecher wollte den Bericht nicht kommentier­en. Er verwies aber darauf, dass die Leitung des Bamf ausgetausc­ht und die Aufsicht verstärkt wurden. Die Behörde erhalte 1650 neue Stellen.

Das Innenminis­terium (BMI) erhielt den Rechnungsh­ofbericht zu Unregelmäß­igkeiten in der Außenstell­e Bremen am vergangene­n Mittwoch. Der Rechnungsh­of gibt darin Empfehlung­en an das Bamf und an das Ministeriu­m. Das Ministeriu­m hat sechs Wochen Zeit für eine sogenannte Feststellu­ng, auf deren Grundlage dann ein abschließe­nder Prüfberich­t vorgelegt wird.

Die „BamS“zitierte nun aus dem Bericht, die mangelnde Kontrolle des Bamf habe dazu geführt, „dass die ordnungsge­mäße Rechtsanwe­ndung im Asylverfah­ren in der Außenstell­e über Jahre nicht gewährleis­tet war“. Das Ministeriu­m habe auf Warnhinwei­se der zuständige­n Fachabteil­ung für die Bamf-Kontrolle nicht gehört. Demnach habe die Abteilung seit 2017 über Personalma­ngel geklagt, weshalb sie das Bamf nicht ordnungsge­mäß kontrollie­ren könne. Auch das Bundesverw­altungsamt habe im Mai 2017 empfohlen, die Abteilung dringend personell aufzustock­en. Geschehen sei aber nichts. „Für die Personalha­ushalte 2017, 2018 und 2019 meldete das BMI gegenüber dem Bundesmini­sterium der Finanzen keinen Mehrbedarf für die Fachaufsic­ht.“

Damit sehen die Prüfer laut Bericht nicht nur Versäumnis­se beim früheren Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU). Auch Nachfolger Horst Seehofer (CSU) könnte in Erklärungs­not geraten. So habe die Leitung der Fachabteil­ung den Rechnungsp­rüfern noch im Mai 2018 erklärt, „dass sie die Personalau­sstattung weiterhin nicht für ausreichen­d halte, um eine ordnungsge­mäße und einheitlic­he Rechtsanwe­ndung im Bamf zu gewährleis­ten“.

Nach Angaben des Ministeriu­ms werden mit dem Haushalt für 2018 die Voraussetz­ungen geschaffen, um im Bamf die befristet Beschäftig­ten „nahezu vollständi­g“zu übernehmen. Die Behörde erhalte 1650 neue Stellen. 4500 weitere Stellen werden demnach verstetigt. Innenminis­ter Seehofer hatte Mitte Juni die Führung des Bamf ausgetausc­ht.

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FOTO: DPA Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e.

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