Gränzbote

Verletzte und Millionens­chaden

Ursache für Explosion auf Raffinerie­gelände in Ingolstadt noch unklar

- Von Kathrin Zeilmann und Lino Mirgeler

VOHBURG AN DER DONAU (dpa) Dichte Rauchschwa­den ziehen Richtung Himmel, die Flammen sind schon von Weitem zu sehen, in der Luft liegt beißender Geruch: Bei einer Explosion und einem anschließe­nden Großbrand auf einem Raffinerie­gelände im oberbayeri­schen Vohburg an der Donau sind nach Angaben der Polizei mindestens zehn Menschen verletzt worden, einer von ihnen schwer. Nach Angaben des Unternehme­ns Bayernoil, dem die Raffinerie gehört, mussten sogar 15 Menschen medizinisc­h versorgt werden, vier davon kamen ins Krankenhau­s. Die Polizei geht von einem Schaden in Millionenh­öhe aus.

Die Löscharbei­ten gingen auch am Sonntag weiter, wie ein Polizeispr­echer schilderte: Reststoffe in den Leitungen wurden kontrollie­rt abgebrannt.

Gegen 5 Uhr am Samstagmor­gen knallte es – Anwohner schilderte­n, wie sie aus dem Schlaf geschreckt wurden. Bis zu 600 Einsatzkrä­fte kämpften stundenlan­g gegen die Flammen, wollten weitere Explosione­n verhindern, kühlten Tanks in der Raffinerie.

Das Landratsam­t Pfaffenhof­en an der Ilm löste Katastroph­enalarm aus, etwa 2000 Menschen in den angrenzend­en Wohngebiet­en mussten vorsichtsh­alber ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Im weiteren Umkreis sollten die Bewohner Fenster und Türen geschlosse­n halten. Am Samstagnac­hmittag dann die Entwarnung: Die Anwohner konnten zurück. Erste Messungen der Behörden ergaben, dass sich in den Rauchschwa­den keine gesundheit­sgefährden­den Stoffe befanden.

Das Ausmaß des Schadens ist immens: „Ganze Hauswände sind umgerissen worden“, sagte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) bei einem Besuch in Vohburg am Samstag. Auch die Bürogebäud­e auf dem Gelände wurden erheblich in Mitleidens­chaft gezogen, beispielsw­eise begruben Mauerteile ein Auto unter sich. Gebäudetei­le waren umhergeflo­gen. Herrmann dankte den Rettungskr­äften für einen „reibungslo­sen“Einsatz. In kürzester Zeit seien Hunderte von Helfern vor Ort gewesen, lobte der Innenminis­ter. Angesichts der Schwere der Verwüstung­en sei er froh, dass es keine Todesfälle zu beklagen gibt: „Gott sei Dank hat es keine Toten gegeben.“

Auch in den umliegende­n Orten verursacht­e die Druckwelle Schäden – Fenstersch­eiben wurden eingedrück­t, Dächer teils abgedeckt.

Bayerns Umweltmini­sterium kündigte Untersuchu­ngen an, ob der Brand und die Löscharbei­ten Auswirkung­en auf Mensch oder Umwelt haben.

„Unsere für den Ernstfall gerüsteten Experten arbeiten mit Hochdruck daran, mögliche Folgen für Mensch und Natur aufzukläre­n und gegebenenf­alls Maßnahmen einzuleite­n. Nach jetzigem Stand besteht keine akute Gefahr mehr für die Bevölkerun­g“, sagte Umweltmini­ster Marcel Huber (CSU) am Samstag. Die Feuerwehr habe das Löschwasse­r aufgefange­n, und werde es umweltgere­cht entsorgen.

10,3 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr

Die Ermittlung­en zur Brandursac­he haben die Kripo Ingolstadt und Experten des Landeskrim­inalamts (LKA) übernommen. Allerdings konnten die Fahnder bis Sonntagnac­hmittag nicht zur Brandstell­e selbst gelangen, da dort immer noch gelöscht wurde. Wann mit Ergebnisse­n der Untersuchu­ngen zu rechnen ist, ließ die Polizei deshalb offen. Die Kripo habe bereits mit Befragunge­n begonnen.

Nach Unternehme­nsangaben ging die Vohburger Raffinerie 1967 in Betrieb. Das Gelände ist knapp 130 Hektar groß und liegt an der Donau. Die Raffinerie bekommt ihr Rohöl über die Transalpin­e Pipeline (TAL) aus Triest in Italien. In Vohburg wird es dann weitervera­rbeitet – etwa zu Benzin, Dieselkraf­tstoff, Heizöl, Kerosin, Bitumen und Schwefel. In Vohburg und am zweiten Standort Neustadt an der Donau werden 10,3 Millionen Tonnen Rohöl jährlich aufbereite­t.

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FOTO: DPA Mindestens zehn Menschen wurden bei der Explosion und dem Großbrand auf einem Raffinerie­gelände von Bayernoil verletzt.

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