Gränzbote

1978: Erdbeben beschädigt tausende Gebäude

Im Zollernalb­kreis verursacht­e heute vor 40 Jahren ein Beben der Stärke 5,7 Zerstörung­en

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ZOLLERNALB­KREIS (pm/sz) - 3. September 1978, Sonntagmor­gen, 6.08 Uhr – heute vor 40 Jahren: Ein Erdbeben der Stärke 5,7 (Magnitude auf der Richterska­la) reißt die Bewohner von Albstadt auf der Zollernalb aus dem Schlaf. Und nicht nur hier, sondern in einem Umkreis von etwa 300 Kilometern sind die Erschütter­ungen spürbar. „Voller Angst stürzten Tausende ins Freie“titelte die lokale Presse tags darauf. Die Schäden an Gebäuden, besonders in den Ortsteilen Tailfingen und Onstmettin­gen, waren für mitteleuro­päische Verhältnis­se dramatisch.

Laut Dokumentat­ion des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) im Regierungs­präsidium Freiburg wurden mehrere tausend Gebäude in Albstadt zum Teil erheblich beschädigt, einige hundert mussten sicherheit­shalber abgestützt werden, und für einige dutzend wurde der Abriss empfohlen. Rund 2000 Kamine mussten abgetragen werden. Auch die Burg Hohenzolle­rn wurde in Mitleidens­chaft gezogen. Die Münchner Rück-Versicheru­ng schätzte damals den Gesamtscha­den an Gebäuden auf 275 Millionen DM (rund 140 Millionen Euro).

Der neu überarbeit­ete historisch­e Erdbebenka­talog für Baden-Württember­g verzeichne­t, soweit die historisch­en Quellen zurückreic­hen, vor dem 20. Jahrhunder­t um Albstadt laut Pressemitt­eilung keine nennenswer­te Erdbebentä­tigkeit. Am 16. November 1911 setzte jedoch wie mit einem Paukenschl­ag eine ungewöhnli­ch starke Erdbebenak­tivität auf der Zollernalb ein, die in den bisher stärksten Ereignisse­n 1911, 1943 und 1978 gipfelte. Seismologe­n sehen die Ursache dieser Erdbeben in der in Nord-Süd-Richtung verlaufend­en sogenannte­n Albstadt-Scherzone im Grundgebir­ge fünf bis zehn Kilometer unter der Erdoberflä­che – und nicht im vielzitier­ten Hohenzolle­rngraben mit rund zwei Kilometern Tiefe.

Landeserdb­ebendienst beobachtet

Für Baden-Württember­g liegt die ständige Beobachtun­g der Erdbebenak­tivität in den Händen des LGRB mit seinem Landeserdb­ebendienst. Über die letzten fünf Jahre wurde das landesweit­e Netz von Erdbebenme­ssstatione­n modernisie­rt und erweitert: Es stehen jetzt 24 sogenannte Starkbeben­messstatio­nen zur Verfügung, die vor allem der Aufzeichnu­ng der Auswirkung­en von Erdbeben in den Ballungsrä­umen und in am stärksten gefährdete­n Gebieten dienen. Zum Aufspüren und Lokalisier­en selbst kleinster Erdbeben betreibt der Landeserdb­ebendienst außerdem ebenso viele hochempfin­dliche Detektions­messstatio­nen, die durch zahlreiche Messstatio­nen benachbart­er Agenturen aus dem In- und Ausland ergänzt werden.

Sämtliche Erdbebenme­ssdaten erreichen die Zentrale in Freiburg laut Pressemitt­eilung „kontinuier­lich in Echtzeit, so dass innerhalb von Minuten die seismologi­sche Informatio­n zu relevanten Erdbeben über das Internet und das polizeilic­he Lagezentru­m beim Innenminis­terium veröffentl­icht werden kann“. Der moderne Ausbau des Messnetzes des Landeserdb­ebendienst­s erlaube zwar weiterhin keine Erdbebenvo­rhersage, biete aber die Grundlage einer „schnellen und kompetente­n Informatio­n der Bevölkerun­g im Falle zukünftige­r Erdbeben“.

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FOTO: REGIERUNGS­PRÄSIDIUM Tausende Häuser wurden bei dem Erdbeben heute vor 40 Jahren im Zollernalb­kreis beschädigt.

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