Gränzbote

Dominanz, die langweilt

VfB-Sportvorst­and Michael Reschke hat eine Idee, wie Serienmeis­ter Bayern München gestoppt werden könnte

- Jürgen Schattmann

STUTTGART - Es ist schon kurios: Der Mann, der am wenigsten tun muss in der Fußball-Bundesliga, verdient mit am meisten Geld und ist auch noch Kapitän der mit Abstand besten Mannschaft. Und so war es diesem Manuel Neuer, 32 und immer noch Nationalto­rhüter, wohl offenbar wichtig, einmal ein Zeichen zu setzen in dieser Liga: Nach 36 wie so oft beschäftig­ungslosen Minuten nahm er am Samstagabe­nd beim Gastspiel in Stuttgart den Ball auf, stoppte ihn und hob ihn dann halbhoch und passgenau rüber zu Jérôme Boateng. Zehn Zentimeter tiefer, und der Ball wäre dem heraneilen­den Mario Gomez ans Knie und womöglich ins Tor gesprungen.

Neuer setzt ein Zeichen

Das Stadion raunte, aber wenigstens hatte Manuel Neuer mal ein Zeichen gesetzt, einen Adrenalink­ick kreiert, den junge Leute, denen langweilig ist, offenbar zuweilen brauchen. Das Zeichen, das er an seine Vorderleut­e aussendete, war Folgendes: „Jungs, es ist keineswegs selbstvers­tändlich, dass es hier noch 0:0 steht. Das habt ihr auch mir zu verdanken. Mich gibt es auch noch.“Manuel Neuer hatten die 58 680 Zuschauer damit die spannendst­e Szene des Abends zu verdanken. Fast hätte der VfB mal eine Chance gehabt. Aber eben nur fast.

Wenn Gegner wie der VfB sich vor Angst in ihren Bau verkrieche­n wie Kaninchen, kann die Dominanz des FC Bayern manchmal erdrückend sein – erdrückend langweilig. Das Derby ● war so eine Partie, es erinnerte an die Hochballbe­sitzzeiten der Münchner unter Pep Guardiola. Wie an der Schnur gezogen baute Niko Kovacs Elf ein zunächst eher dahinpläts­cherndes, dann doch mehr und mehr zielstrebi­ges Powerplay auf, so lange, bis sie sich fast im Dreiminute­ntakt Chancen erspielte. 3:0 hieß es am Ende, aber auch ein 7:0 wäre nicht unverdient gewesen. Thiago etwa, der eine ballvertei­lende Sechs mimte, traf per Freistoß den Innenpfost­en. So blieb es bei den Treffern von Leon Goretzka (37.), Thomas Müller (62.) und Robert Lewandowsk­i (76.), Müller bereitete zudem das 1:0 und 3:0 überragend vor, sein eigenes Tor legte wiederum Goretzka auf. „Er ist ein guter Junge“, lobte Kovac den Ex-Schalker, vergaß aber nicht, die 18 anderen guten Jungen zu erwähnen: „Am liebsten würde ich alle 19 aufstellen, ich bin eben auch Mensch, aber als Trainer muss ich entscheide­n.“Müller meinte: „Bei der Konkurrenz­situation bei uns muss jeder liefern. Man ist heiß zu zeigen, welche Qualitäten man hat.“Mats Hummels dagegen warnte, es würden noch schwierige Momente kommen.

Münchner Luxusprobl­eme, die die Fans und den Rest der Liga eher peripher interessie­ren. Weil schon feststehe, dass Bayern mindestens weitere vier Male Meister würden, schlug VfB-Sportvorst­and Michael Reschke, bis 2017 beim FC Bayern angestellt, erneut die Einführung von Play-offs vor. „Ende der Saison spielen die ersten vier den Meister aus. Dann kommt wieder Spannung in die Bundesliga rein, und die Meisterfra­ge wäre offen.“

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FOTO: IMAGO Da freuen sich zwei: Thomas Müller (li.) und Robert Lewandowsk­i.

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