Gränzbote

Zum Baby- kommt der Punkteboom in Wolfsburg

- Von Filippo Cataldo

sterreiche­r sind beliebt. 28 Legionäre aus dem Nachbarlan­d sind derzeit in der Bundesliga angestellt, die Österreich­er stellen damit das größte Kontingent an Legionären vor den Franzosen (23). Auch in den letzten Jahren war die Gruppe der Österreich­er in der Bundesliga nie klein. Und doch standen sich am Samstag erstmals überhaupt zwei österreich­ische Keeper gegenüber: Leverkusen­s Ramazan Özcan und Pavao Pervan vom VfL Wolfsburg.

Der 34-jährige Özcan, geboren in Hohenems im Vorarlberg, der sich selbst am liebsten nennt, wurde zum Antihelden des Nachmittag­s. Beim Stand von 1:0 für Leverkusen ließ sich Özcan von

düpieren. Der Wolfsburge­r flankte mehr, als dass er schoss von der Grundlinie in Richtung Tor, Özcan nahm die Hände hoch und bugsierte den Ball unglücklic­h ins eigene Tor. Am Ende verlor Leverkusen, von vielen als Bayernjäge­r gehandelt, 1:3. Schon nach dem zweiten Spieltag ist die Werkself emotional recht weit unten angekommen. „Ihr könnt gerne mir die Schuld geben am Tor. Ihr könnt gerne mir die Schuld daran geben, dass wir das Spiel verloren haben. Es können sich alle gerne

Gerhardt „Rambo“ Yannick

Fataler Fehlgriff: Leverkusen­s Torwart Ramazan Özcan (li.) verschätzt sich und bugsiert den Ball zum 1:1 ins Tor.

hinter mir verstecken. Ich habe kein Problem damit“, sagte Özcan – ging dann aber dennoch in die Offensive und hart mit seinen Mitspieler­n ins Gericht. „Es werden jetzt zur Länderspie­lpause drei Viertel der Mannschaft weg sein, ich hoffe aber, dass sie mit mehr Spannung zurückkomm­en.“Und weiter: „Es fehlen die Gier und die Galligkeit, jeden Zweikampf zu gewinnen.“Am dritten Spieltag geht es für Bayer nach München, Özcan wird wohl auf der Bank sitzen. Stammkeepe­r

ist wieder fit.

Die Wolfsburge­r sind dagegen nach dem zweiten Sieg im zweiten Spiel naturgemäß obenauf. Wölfe-Trainer feierte im 13. Versuch den ersten Sieg gegen seinen

Bruno Labbadia Lukas Hradecky

Ex-Verein Leverkusen. Und womöglich hat dies auch mit dem Babyboom in der Mannschaft zu tun. Gleich ein halbes Dutzend Spieler sind in den letzten Wochen und Monaten Vater geworden. Pavo Pervan zum Beispiel kam zu seinem Bundesliga­debüt, weil Labbadia Stammkeepe­r

nach Hause geschickt hatte. Der Belgier blickt ebenfalls Vaterfreud­en entgegen. Ein Wolfsburge­r Jungvater, Steffen, erzielte beim 3:1 ein Tor. „Das kann schon einen Schub geben. Aber ich kann ja jetzt nicht jede Woche ein Kind bekommen. Ich muss probieren, das irgendwie anders zu kompensier­en“, sagte er. Dass die Wolfsburge­r nun angesichts des Endorphina­usschusses – zum Babyboom kam ja der kleine Tore- und Punkteboom mit sechs

Casteels Renato Koen

Punkten und 5:2 Toren zum Saisonstar­t – nun zu einem grundlosen Höhenflug ansetzen würden, glauben sie selbst aber nicht. „Wir wollen die Kirche mal im Dorf lassen. Wir fangen gerade erst an, die Kirche zu bauen“, sagte Kapitän

Trapp Maximilian Arnold.

Die Geschichte hätte so schön sein können. Im letzten Moment kehrt der verlorene Sohn aus Paris der (Vereins-)Liebe wegen in seine Heimatstad­t zurück – und dann führt er seine Mannschaft gleich zu einem Erfolgserl­ebnis. Doch das Happy End blieb Nationalke­eper

und Eintracht Frankfurt verwehrt. Trapp, kurzfristi­g von Paris Saint-Germain zurück zur Eintracht gekommen, stand gegen Werder Bremen gleich im Tor. Doch ein sehr spätes Gegentor – traf in der sechsten Minute der Nachspielz­eit mit einem Freistoß – brachte Frankfurt doch noch die 1:2-Niederlage. „Die Enttäuschu­ng überwiegt. Wir hätten einen Punkt verdient“, sagte Trapp. „In der letzten Sekunde so ein Tor hinnehmen zu müssen, ist bitter.“Willkommen zurück in der Bundesliga.

Milot Rashica

Okay, so lange gehört RB Leipzig noch nicht der Bundesliga an. Und doch hat die Mannschaft von Trainer-Sportdirek­tor nun den schlechtes­ten Bundesliga­saisonstar­t seiner Geschichte hingelegt. Das 1:1 gegen Düsseldorf war das zweite sieglose Spiel im zweiten Saisonspie­l – das gab es noch nie.

Ralf Kevin Rangnick

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