Donau-Wehr muss einen Meter runter
Das Landratsamt hat entschieden: Den Vollaufstau wird es nicht mehr geben
Kanu- und Kajakfahren
Am heutigen Mittwoch geht’s auf die Donau. Von 10 bis 16 Uhr steht bei Sommer im Park Kanu- und Kajakfahren auf dem Programm. Treffpunkt ist am Donauufer beim Garten Momo. Die komplette Ausrüstung wird gestellt, Wechselkleidung und Sonnenschutz sollten aber mitgebracht werden.
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TUTTLINGEN - Die Tuttlinger müssen sich künftig auf einen niedrigeren Wasserspiegel der Donau einstellen. Der Fluss darf nicht mehr so stark aufgestaut werden wie bisher. Das Landratsamt hat zwar eine Aufstau-Genehmigung erteilt, die gilt aber nur für 1,50 Meter. Das heißt: Das Wehr muss um einen Meter abgesenkt werden.
Wie das Landratsamt am Dienstag mitteilte, hat es als zuständige untere Wasserbehörde der Stadt Tuttlingen zum 4. September die wasserrechtliche Erlaubnis zum Aufstau der Donau auf 1,50 Meter durch das Scalawehr erteilt. Die Erlaubnis ist befristet bis zum 31. Dezember 2043. Aufgestaut werden darf nur im Sommer-Halbjahr. Von November bis März muss die Donau jeweils frei fließen.
Noch eine Klausel ist mit der Genehmigung verbunden: Bis zum 31. März 2022 muss die Stadt „eine Fischaufstiegsanlage zur Herstellung der Durchgängigkeit“bauen.
Lichtblick wiederum: Ds Wehr muss nicht sofort einen Meter runter. Es soll stattdessen jährlich 25 Zentimeter sinken. Aktuell ist die Donau schon 25 Zentimeter tiefer als sonst – nur unter dieser Bedingung hatte das Landratsamt eine Übergangsgenehmigung erteilt.
Die Gründe für die Entscheidung erläuterte das Landratsamt vorerst nicht weiter. Eine Erklärung soll in den kommenden Tagen folgen.
OB ist nicht überrascht
„Die heutige Entscheidung des Landratsamtes hat mich nicht sonderlich überrascht“, sagte Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck unserer Zeitung. Sie entspreche weitgehend dem, was Landrat Stefan Bär bereits im Frühjahr bei einer öffentlichen Bürgerinformation gesagt hatte.
Die wasserrechtliche Erlaubnis für den einen Meter niedrigeren Aufstau ist nach Angaben von Beck ein 14-seitiges Papier mit zahlreichen Nebenbestimmungen, Auflagen und Hinweisen. „Dies alles hat juristisch seine Bedeutung. Wir werden daher nun mit der nötigen Sorgfalt das Papier studieren und uns dann überlegen, wie wir klug weiter entscheiden – und zwar gemeinsam mit den Fraktionen des Gemeinderats“, so Beck. Im Raum steht eine Klage. Mehrfach hatte Beck öffentlich überlegt, gegebenenfalls juristische Schritte einzuleiten.
Beim weiteren Vorgehen will er nach eigener Aussage die Bürger mitnehmen, um die beste Lösung zu finden. „Über kein Thema wurde in den letzten Monaten in unserer Stadt so emotional diskutiert wie über die Donau. Dies zeigt, wie sehr dies die Bürger bewegt.“
Emotional zeigt sich die Bürgerinitiative „Erhaltenswehrt“. Sie hatte sich bis zuletzt dafür eingesetzt, den Vollaufstau beizubehalten. „Wir sind entsetzt und fassungslos über die völlig unverständliche Entscheidung des Landratsamts“, sagte Mitglied Benjamin Bach stellvertretend für die Initiative. „Das geht völlig am Willen des Bürgers vorbei.“
Die Initiative hatte 9000 Unterschriften für ihr Anliegen gesammelt. Zudem hatten mehrere Mitglieder ihre Argumente bei einer Anhörung vorgebracht. In der Pressemitteilung gehe das Landratsamt nun auf keines dieser Argumente ein, so Bach. „Wozu macht man dann überhaupt die Anhörung?“Eine zusätzliche Belastung für die Stadt sei außerdem der Bau der Fischtreppe, der zu Beginn der Diskussionen noch gar nicht im Gespräch gewesen sei, sagte Bach. Kostenschätzungen lagen zuletzt bei mehreren hunderttausend Euro. Am Donnerstag will sich die Initiative treffen.
Diskussion läuft seit Jahren
Die Diskussion um das Donauwehr läuft seit Jahren. Gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie soll die Wasserqualität in allen Flüssen verbessert werden. Staudämme und Wehre sollen weitgehend abgebaut werden, damit die Durchgängigkeit für alle Lebewesen gewährleistet ist.
Die Genehmigung zum Aufstau des Wehres in Tuttlingen war Ende 2017 ausgelaufen. Schon zuvor hatte sich in Gesprächen angedeutet, dass ein erneuter Aufstau nur bei geringerer Höhe möglich sein würde. Probleme sieht die Wasserbehörde vor allem im sogenannten „Tuttlinger Schlauch“, der sich zum südwestlichen Tuttlinger Ortseingang zieht. Dort ist die Wasserqualität schlechter als in der übrigen Donau.
Die Stadt Tuttlingen betreibt deshalb seit einigen Jahren ein Wehrmanagement. Dabei wird das Wehr im Winter abgesenkt und die Donau nur im Sommer aufgestaut. Bei starken Regenfällen wird auch im Sommer „durchgespült“. Die Wasserqualität hatte sich dabei zuletzt verbessert, das bestätigte auch ein Gutachten, das die Stadt Tuttlingen in Auftrag gegeben hatte – nicht gut genug aber für die zuständige Wasserbehörde.