Gränzbote

Donau-Wehr muss einen Meter runter

Das Landratsam­t hat entschiede­n: Den Vollaufsta­u wird es nicht mehr geben

- Von Dorothea Hecht

Kanu- und Kajakfahre­n

Am heutigen Mittwoch geht’s auf die Donau. Von 10 bis 16 Uhr steht bei Sommer im Park Kanu- und Kajakfahre­n auf dem Programm. Treffpunkt ist am Donauufer beim Garten Momo. Die komplette Ausrüstung wird gestellt, Wechselkle­idung und Sonnenschu­tz sollten aber mitgebrach­t werden.

TUTTLINGEN - Die Tuttlinger müssen sich künftig auf einen niedrigere­n Wasserspie­gel der Donau einstellen. Der Fluss darf nicht mehr so stark aufgestaut werden wie bisher. Das Landratsam­t hat zwar eine Aufstau-Genehmigun­g erteilt, die gilt aber nur für 1,50 Meter. Das heißt: Das Wehr muss um einen Meter abgesenkt werden.

Wie das Landratsam­t am Dienstag mitteilte, hat es als zuständige untere Wasserbehö­rde der Stadt Tuttlingen zum 4. September die wasserrech­tliche Erlaubnis zum Aufstau der Donau auf 1,50 Meter durch das Scalawehr erteilt. Die Erlaubnis ist befristet bis zum 31. Dezember 2043. Aufgestaut werden darf nur im Sommer-Halbjahr. Von November bis März muss die Donau jeweils frei fließen.

Noch eine Klausel ist mit der Genehmigun­g verbunden: Bis zum 31. März 2022 muss die Stadt „eine Fischaufst­iegsanlage zur Herstellun­g der Durchgängi­gkeit“bauen.

Lichtblick wiederum: Ds Wehr muss nicht sofort einen Meter runter. Es soll stattdesse­n jährlich 25 Zentimeter sinken. Aktuell ist die Donau schon 25 Zentimeter tiefer als sonst – nur unter dieser Bedingung hatte das Landratsam­t eine Übergangsg­enehmigung erteilt.

Die Gründe für die Entscheidu­ng erläuterte das Landratsam­t vorerst nicht weiter. Eine Erklärung soll in den kommenden Tagen folgen.

OB ist nicht überrascht

„Die heutige Entscheidu­ng des Landratsam­tes hat mich nicht sonderlich überrascht“, sagte Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck unserer Zeitung. Sie entspreche weitgehend dem, was Landrat Stefan Bär bereits im Frühjahr bei einer öffentlich­en Bürgerinfo­rmation gesagt hatte.

Die wasserrech­tliche Erlaubnis für den einen Meter niedrigere­n Aufstau ist nach Angaben von Beck ein 14-seitiges Papier mit zahlreiche­n Nebenbesti­mmungen, Auflagen und Hinweisen. „Dies alles hat juristisch seine Bedeutung. Wir werden daher nun mit der nötigen Sorgfalt das Papier studieren und uns dann überlegen, wie wir klug weiter entscheide­n – und zwar gemeinsam mit den Fraktionen des Gemeindera­ts“, so Beck. Im Raum steht eine Klage. Mehrfach hatte Beck öffentlich überlegt, gegebenenf­alls juristisch­e Schritte einzuleite­n.

Beim weiteren Vorgehen will er nach eigener Aussage die Bürger mitnehmen, um die beste Lösung zu finden. „Über kein Thema wurde in den letzten Monaten in unserer Stadt so emotional diskutiert wie über die Donau. Dies zeigt, wie sehr dies die Bürger bewegt.“

Emotional zeigt sich die Bürgerinit­iative „Erhaltensw­ehrt“. Sie hatte sich bis zuletzt dafür eingesetzt, den Vollaufsta­u beizubehal­ten. „Wir sind entsetzt und fassungslo­s über die völlig unverständ­liche Entscheidu­ng des Landratsam­ts“, sagte Mitglied Benjamin Bach stellvertr­etend für die Initiative. „Das geht völlig am Willen des Bürgers vorbei.“

Die Initiative hatte 9000 Unterschri­ften für ihr Anliegen gesammelt. Zudem hatten mehrere Mitglieder ihre Argumente bei einer Anhörung vorgebrach­t. In der Pressemitt­eilung gehe das Landratsam­t nun auf keines dieser Argumente ein, so Bach. „Wozu macht man dann überhaupt die Anhörung?“Eine zusätzlich­e Belastung für die Stadt sei außerdem der Bau der Fischtrepp­e, der zu Beginn der Diskussion­en noch gar nicht im Gespräch gewesen sei, sagte Bach. Kostenschä­tzungen lagen zuletzt bei mehreren hunderttau­send Euro. Am Donnerstag will sich die Initiative treffen.

Diskussion läuft seit Jahren

Die Diskussion um das Donauwehr läuft seit Jahren. Gemäß der Europäisch­en Wasserrahm­enrichtlin­ie soll die Wasserqual­ität in allen Flüssen verbessert werden. Staudämme und Wehre sollen weitgehend abgebaut werden, damit die Durchgängi­gkeit für alle Lebewesen gewährleis­tet ist.

Die Genehmigun­g zum Aufstau des Wehres in Tuttlingen war Ende 2017 ausgelaufe­n. Schon zuvor hatte sich in Gesprächen angedeutet, dass ein erneuter Aufstau nur bei geringerer Höhe möglich sein würde. Probleme sieht die Wasserbehö­rde vor allem im sogenannte­n „Tuttlinger Schlauch“, der sich zum südwestlic­hen Tuttlinger Ortseingan­g zieht. Dort ist die Wasserqual­ität schlechter als in der übrigen Donau.

Die Stadt Tuttlingen betreibt deshalb seit einigen Jahren ein Wehrmanage­ment. Dabei wird das Wehr im Winter abgesenkt und die Donau nur im Sommer aufgestaut. Bei starken Regenfälle­n wird auch im Sommer „durchgespü­lt“. Die Wasserqual­ität hatte sich dabei zuletzt verbessert, das bestätigte auch ein Gutachten, das die Stadt Tuttlingen in Auftrag gegeben hatte – nicht gut genug aber für die zuständige Wasserbehö­rde.

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FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN Scala-Wehr in Tuttlingen: So weit oben wie im Moment (aktuell 25 Zentimeter unter der vollen Höhe) wird das Wehr wohl in Zukunft nicht mehr stehen. Es muss um einen Meter abgesenkt werden.

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