Gränzbote

„Kaiser Karl“wird 85

Langeweile ist dem Modeschöpf­er Lagerfeld eine Gräuel

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RIS (AFP) - Das Geburtsdat­um ist amtlich: Karl Lagerfeld wurde am 10. September 1933 in Hamburg geboren. Doch der Modeschöpf­er, Designer, Fotograf und Kostümbild­ner kokettiert gerne damit, dass er eigentlich noch nicht 85 Jahre alt wird. Das nicht genaue Wissen seines Alters gehört ebenso zu Lagerfelds Markenzeic­hen wie die weißgepude­rten Haare, die Sonnenbril­le, der Vatermörde­rkragen und die fingerlose­n Handschuhe.

Zur Mode kam der Sohn eines Dosenmilch­fabrikante­n aus Hamburg eher unfreiwill­ig, wie es heißt. Eigentlich habe er Klavierspi­elen wollen, erzählt Lagerfeld selbst nach Angaben von Mitarbeite­rn. Eines Tages habe ihm seine Mutter aber den Klavierdec­kel über den Fingern zugeschlag­en und gesagt, er solle lieber zeichnen, das mache „weniger Lärm“.

Sein Vater hatte mit der Kondensmil­ch Glücksklee ein Vermögen gemacht, und so verbrachte Lagerfeld seine Kindheit und Jugend auf Gut Bissenmoor bei Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein. Doch die Provinz war nicht das Richtige für ihn. Folgericht­ig schickte seine Mutter ihn nach Paris auf die Schule.

Dort bekam Lagerfeld mit seinem Zeichental­ent in den 1950er-Jahren eine erste Anstellung beim Couturier Pierre Balmain. Anfang der 60erJahre wurde er künstleris­cher Leiter bei Chloé, zwanzig Jahre später nahm ihn das Traditions­haus Chanel unter Vertrag.

Für Chanel entdeckte er Ende der 80er-Jahre das deutsche Model Claudia Schiffer. Er machte sie zu einem der ersten Supermodel­s. Noch viele Jahre später stand Schiffer für ihn vor der Kamera: Lagerfeld fotografie­rte die 39-jährige zweifache Mutter 2010 hochschwan­ger und nackt für das Titelbild des deutschen Modemagazi­ns „Vogue“.

Erfolg als Fotograf

Seine Leidenscha­ft für die Fotografie entdeckte Lagerfeld ebenfalls Ende der 80er-Jahre. Damals war er als Designer bei Chanel mit dessen Fotodirekt­or aneinander­geraten, der ihm schließlic­h genervt empfahl: „Wenn Sie so schwierig sind, dann machen Sie’s doch selbst!“Was der Modemacher sich nicht zweimal sagen ließ.

Bekannt wurden unter anderem Lagerfelds Aufnahmen für den PinUp-Kalender des italienisc­hen Reifenhers­tellers Pirelli. Ehrgeizig sei er aber nicht, behauptet der Modemacher. „Wenn Arbeit kein Vergnügen ist, ja, dann wird es sowieso grauenhaft“, sagt er in Interviews. Er halte Kreativitä­t für einen Muskel, „und der muss trainiert werden“.

Das Wort Inspiratio­n sei dagegen „fast immer ein Passwort für Faulheit“. Einfach auf eine gute Idee warten, so gehe es eben nicht. „Inspiratio­n kommt beim Arbeiten wie der Appetit beim Essen.“

2010 schuf sich der in der Branche „Kaiser Karl“genannte Lagerfeld neben der Haute Couture mit der Massenfert­igung ein zweites Standbein. Nicht ganz unerwartet, denn schon 1996 hatte er eine Kollektion für den Quelle-Katalog entworfen.

2004 schuf er mehrere Modelle für die schwedisch­e Modekette H&M, die binnen zwei Tagen ausverkauf­t waren. Nebenbei arbeitete er für das italienisc­he Traditions­haus Fendi und für seine eigene Marke, Karl Lagerfeld, die später in den Besitz britischer Investoren überging.

Er könne nichts wertschätz­en, was vorbei sei, sagte Lagerfeld einmal. „Ich interessie­re mich nur für das, was ich gerade tue, was ich tun werde.“Und dabei kann es ihm nicht oberflächl­ich genug zugehen. „Ich mag nur das Oberflächl­iche, das Leichte.“Mit Leuten wie sich selbst wolle er gar nichts zu tun haben, „das langweilt mich zu Tode“, sagt der Macher von sich.

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FOTO: IMAGO Sohn eines Dosenmilch­fabrikante­n: Karl Lagerfeld.

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