Größte Gefahr sind eigene Eltern
Beim Aussteigen vor der Schule muss es oft schnell gehen – Polizei mahnt zur Vorsicht
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TUTTLINGEN – Heute geht es wieder los: Schulanfang für tausende Kinder und Jugendliche im Landkreis Tuttlingen. Ab heute überwacht die Polizei deshalb an und um die Schulen verstärkt die Verkehrssituationen und das Verhalten der Autofahrer, insbesondere der Eltern, die ihre Schützlinge zur Schule bringen. Was dabei an der Tuttlinger Wilhelmschule besonders zu beachten ist, hat sich unser Reporter vor Ort angeschaut.
Eine der größten Gefahren gehe von den eigenen Eltern aus, sagen die Polizisten Raymond Jean und Klaus Vogt von der Verkehrsprävention. Sie beobachten nicht selten viele Fälle, in denen Erwachsenen fahrlässig handeln. Als „chaotische Situation“bezeichnet Jean die Lage am frühen Morgen an einem Schultag in der Moltkestraße auf Höhe des Stadtgartens. Angrenzend ist die Grundschule der Wilhelmschule. Viele Eltern bringen ihr Kind mit dem Auto zur Schule. „Wenn das Kind immer bis zur Schule gefahren wird, kann es nicht im Straßenverkehr dazulernen und damit nicht umgehen“, gibt Jean zu bedenken. „Manchen Eltern würde es sogar gefallen, wenn sie ihr Kind mit dem Auto bis auf den Schulhof fahren könnten“, ergänzte er.
Die Gefahr lauert meist beim Aussteigen und das häufig, weil keine Zeit bleibt am Morgen. Laut den Polizeibeamten parken Eltern in der zweiten Reihe oder halten auf der Gegenfahrbahn, damit ihr Kind nicht die Straße überqueren müsse. Häufiger komme es auch vor, dass der Schulranzen nicht sicher im Auto verstaut sei. Zum Teil hätten die Kinder den Schulranzen schon auf dem Rücken und seien nicht mal angeschnallt, nur um schneller aussteigen zu können. Nicht selten beobachtet die Polizei das Aussteigen der Grundschulkinder zur Straßenseite und nicht zum Gehweg hin – eine große Gefahr.
Eltern verhalten sich falsch
Die lauert auch beim Abholen der Schüler. „Die Eltern stehen auf der anderen Straßenseite, bleiben im Auto sitzen, sehen, dass ihr Kind kommt und öffnen vom Fahrersitz aus die hintere Autotür“, schildert Jean seine Beobachtungen. Die große Gefahr dabei: Das Kind ist wie im Tunnelblick, will zur offenen Türe des Autos der Eltern rennen. „Das Kind wird nicht mehr nach links und rechts vor dem Überqueren der Straße schauen“, sagt der Polizist, was in dieser Situation auch vom Kind nicht erwartet werden dürfe.
Wie wird es also richtiggemacht? Die Erwachsenen sollten immer am rechten Fahrbahnrand halten, genügend Zeit mitbringen und das Kind immer zur Gehwegseite aussteigen lassen. Idealerweise steigen Mutter oder Vater selbst aus und weisen ihr Kind darauf hin, dass es den Zebrastreifen verwenden soll.
Im Fall Wilhelmschule wäre folgendes Beispiel ideal: Abseits der Moltkestraße parken und das Kind auf dem sicheren Schulweg über den Zebrastreifen in der Weimarstraße und durch den Stadtgarten begleiten, um letztlich über den zweiten Zebrastreifen in der Molkestraße sicher bis zum Schulgebäude der Grundschule zu gelangen. „Zumindest in der ersten Zeit“, fügte Vogt an, sodass der Grundschüler den sicheren Schulweg kennenlerne.
Die Infrastruktur für ein sicheres Überqueren der Straße ist mit mehreren Fußgängerüberwegen in der Weimarstraße, der Moltkestraße und der Bahnhofstraße gegeben. Benutzen sie diesen, sollte Folgendes beachtet werden: „Die Kinder sollten erst über den Fußgängerüberweg gehen, wenn die Autos tatsächlich vollständig angehalten haben“, so der Ratschlag von Raymond Jean, der ergänzt: „Den Kindern muss erklärt werden, dass der Zebrastreifen keinen totalen Schutz bietet.“
Eltern und Lehrer als Vorbilder
Das Überqueren der meist zugeparkten Weimarstraße habe auch ein erhöhtes Risiko. Vor allem, wenn Grundschulkinder zwischen zwei geparkten Autos auf die Straße rennen, sei die Gefahr, von einem vorbeifahrenden Fahrzeug erfasst zu werden, sehr groß – selbst wenn diese nur mit 30 Stundenkilometern unterwegs seien. Erwachsene, vor allem Eltern und Lehrer, aber auch die älteren Schüler sollten laut den Polizisten Vorbilder sein, was nicht immer der Fall sei. Der Nachahmungseffekt eines falschen Vorbildes sei groß und gefährlich, geben sie zu verstehen.
Vorbildcharakter und eine Hilfe seien auch die Schülerlotsen, die an der Wilhelmschule zur Verfügung stehen. Sie werden von der Verkehrsprävention geschult und sind mit Sicherheitsweste und Mütze gekleidet.