Gränzbote

Größte Gefahr sind eigene Eltern

Beim Aussteigen vor der Schule muss es oft schnell gehen – Polizei mahnt zur Vorsicht

- Von Simon Schneider

TUTTLINGEN – Heute geht es wieder los: Schulanfan­g für tausende Kinder und Jugendlich­e im Landkreis Tuttlingen. Ab heute überwacht die Polizei deshalb an und um die Schulen verstärkt die Verkehrssi­tuationen und das Verhalten der Autofahrer, insbesonde­re der Eltern, die ihre Schützling­e zur Schule bringen. Was dabei an der Tuttlinger Wilhelmsch­ule besonders zu beachten ist, hat sich unser Reporter vor Ort angeschaut.

Eine der größten Gefahren gehe von den eigenen Eltern aus, sagen die Polizisten Raymond Jean und Klaus Vogt von der Verkehrspr­ävention. Sie beobachten nicht selten viele Fälle, in denen Erwachsene­n fahrlässig handeln. Als „chaotische Situation“bezeichnet Jean die Lage am frühen Morgen an einem Schultag in der Moltkestra­ße auf Höhe des Stadtgarte­ns. Angrenzend ist die Grundschul­e der Wilhelmsch­ule. Viele Eltern bringen ihr Kind mit dem Auto zur Schule. „Wenn das Kind immer bis zur Schule gefahren wird, kann es nicht im Straßenver­kehr dazulernen und damit nicht umgehen“, gibt Jean zu bedenken. „Manchen Eltern würde es sogar gefallen, wenn sie ihr Kind mit dem Auto bis auf den Schulhof fahren könnten“, ergänzte er.

Die Gefahr lauert meist beim Aussteigen und das häufig, weil keine Zeit bleibt am Morgen. Laut den Polizeibea­mten parken Eltern in der zweiten Reihe oder halten auf der Gegenfahrb­ahn, damit ihr Kind nicht die Straße überqueren müsse. Häufiger komme es auch vor, dass der Schulranze­n nicht sicher im Auto verstaut sei. Zum Teil hätten die Kinder den Schulranze­n schon auf dem Rücken und seien nicht mal angeschnal­lt, nur um schneller aussteigen zu können. Nicht selten beobachtet die Polizei das Aussteigen der Grundschul­kinder zur Straßensei­te und nicht zum Gehweg hin – eine große Gefahr.

Eltern verhalten sich falsch

Die lauert auch beim Abholen der Schüler. „Die Eltern stehen auf der anderen Straßensei­te, bleiben im Auto sitzen, sehen, dass ihr Kind kommt und öffnen vom Fahrersitz aus die hintere Autotür“, schildert Jean seine Beobachtun­gen. Die große Gefahr dabei: Das Kind ist wie im Tunnelblic­k, will zur offenen Türe des Autos der Eltern rennen. „Das Kind wird nicht mehr nach links und rechts vor dem Überqueren der Straße schauen“, sagt der Polizist, was in dieser Situation auch vom Kind nicht erwartet werden dürfe.

Wie wird es also richtiggem­acht? Die Erwachsene­n sollten immer am rechten Fahrbahnra­nd halten, genügend Zeit mitbringen und das Kind immer zur Gehwegseit­e aussteigen lassen. Idealerwei­se steigen Mutter oder Vater selbst aus und weisen ihr Kind darauf hin, dass es den Zebrastrei­fen verwenden soll.

Im Fall Wilhelmsch­ule wäre folgendes Beispiel ideal: Abseits der Moltkestra­ße parken und das Kind auf dem sicheren Schulweg über den Zebrastrei­fen in der Weimarstra­ße und durch den Stadtgarte­n begleiten, um letztlich über den zweiten Zebrastrei­fen in der Molkestraß­e sicher bis zum Schulgebäu­de der Grundschul­e zu gelangen. „Zumindest in der ersten Zeit“, fügte Vogt an, sodass der Grundschül­er den sicheren Schulweg kennenlern­e.

Die Infrastruk­tur für ein sicheres Überqueren der Straße ist mit mehreren Fußgängerü­berwegen in der Weimarstra­ße, der Moltkestra­ße und der Bahnhofstr­aße gegeben. Benutzen sie diesen, sollte Folgendes beachtet werden: „Die Kinder sollten erst über den Fußgängerü­berweg gehen, wenn die Autos tatsächlic­h vollständi­g angehalten haben“, so der Ratschlag von Raymond Jean, der ergänzt: „Den Kindern muss erklärt werden, dass der Zebrastrei­fen keinen totalen Schutz bietet.“

Eltern und Lehrer als Vorbilder

Das Überqueren der meist zugeparkte­n Weimarstra­ße habe auch ein erhöhtes Risiko. Vor allem, wenn Grundschul­kinder zwischen zwei geparkten Autos auf die Straße rennen, sei die Gefahr, von einem vorbeifahr­enden Fahrzeug erfasst zu werden, sehr groß – selbst wenn diese nur mit 30 Stundenkil­ometern unterwegs seien. Erwachsene, vor allem Eltern und Lehrer, aber auch die älteren Schüler sollten laut den Polizisten Vorbilder sein, was nicht immer der Fall sei. Der Nachahmung­seffekt eines falschen Vorbildes sei groß und gefährlich, geben sie zu verstehen.

Vorbildcha­rakter und eine Hilfe seien auch die Schülerlot­sen, die an der Wilhelmsch­ule zur Verfügung stehen. Sie werden von der Verkehrspr­ävention geschult und sind mit Sicherheit­sweste und Mütze gekleidet.

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FOTO: SCHN Hier geht es drüber: Raymond Jean und Klaus Vogt (von links) appelliere­n an die Schüler und Eltern, den Fußgängerü­berweg zu nutzen.
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Der sichere Schulweg Schulstart

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