Gränzbote

Ein Fest mit viel Farbe und Freude

Rotarier veranstalt­en für Heim St. Agnes einen besonderen Nachmittag

- Von Herlinde Groß

SPAICHINGE­N – Der Rotary Club Hohenkarpf­en Tuttlingen hat am Samstag für die Bewohner, Mitarbeite­r und Angehörige ein Sommerfest des Behinderte­nheimes St. Agnes organisier­t, das bei schönstem Festwetter auf große Resonanz stieß. Bunte Fußspuren auf den Freifläche­n des Hauses wiesen den Weg zum Festzentru­m.

Sie sollen zeigen, dass alle Menschen ob groß oder klein, reich und arm, oder mit Behinderun­g alle gleich wertvoll sind und miteinande­r feiern können, erklärte Heimseelso­rgerin Ute Graf die Bedeutung der von den Bewohnern zum Teil selbst ausgeschni­ttenen Spuren.

Der neue Heimleiter Ulrich King freute sich in seiner Begrüßung über die zahlreich erschienen­en Gäste aus Ehrenamtli­chen, Mitarbeite­rn und Angehörige­n. Im Mittelpunk­t des Festes standen allerdings die Bewohner, so King. Viele sorgten für ein schönes Fest: Theologin Ute Graf für den Gottesdien­st, Roswitha Mager und Sophie Ritzi für die Planung und Vorbereitu­ng, Flötistin und Vorsängeri­n Margarete Schön und die Familie Giesinger für die Musik.

Mit dem Lied „Wir feiern heut’ ein Fest und laden alle dazu sein“wurde der sehr zu Herzen gehende Gottesdien­st eingestimm­t. Bereits bei den ersten Tönen wurde es unter den Besuchern unruhig. Ein großer Teil der Hausbewohn­er klatschten in die Hände, gaben freudige Laute von sich und sangen zum Teil fleißig mit.

Beim Lied: „Einfach spitze, dass du da bist, lasst uns loben, stampfen, klatschen, hüpfen und tanzen“kam Bewegung in die Besucher, denn viele der Bewohner gingen zu allen Bekannten um mit Handschlag den Friedensgr­uß Jesu weiterzuge­ben. Schon hier wurde das Ziel des Hauses Agnes offenbar, jedem Menschen mit Behinderun­g weitgehend Selbstbest­immung zu ermögliche­n und mehr Lebensqual­ität zu vermitteln.

Mit der Geschichte „Kennt ihr Blauland“und den Fizzli-Puzzlis hatte Seelsorger­in Graf den Nagel auf den Kopf getroffen. Viele bunte Luftballon­e erzeugten eine wunderschö­ne Atmosphäre unter die Festgesell­schaft. Die 26-jährige Bewohnerin Tanja sagte später: „Am besten hat mir heute der Gottesdien­st gefallen“.

Auch Franz Schuhmache­r als Schirmherr von St. Agnes freute sich über das Fest. Er nahm in seinem Grußwort die Gelegenhei­t wahr, allen Mitarbeite­rn und besonders den Ehrenamtli­chen für ihren aufopfernd­en Dienst zu danken. Er sei gerne in diesem Hause, zeige es doch immer wieder, dass der Standort mitten in der Stadt für alle Beteiligte­n von großer Bedeutung sei. Hier würden die Menschen angenommen, auch wenn sie etwas anders sind. Als Dank übergab Heimleiter Ulrich King dem gern gesehenen Gast eine Stärkung für den Heimweg.

Anschließe­nd gab es an den wunderschö­n gedeckten Tischen Kaffee, Tee und weitere diverse Getränke mit Muffins und Handkuchen. Mit Spannung wurde bereits das „Duo Cordial“mit Isabella und Albin Kustermann erwartet. Den ganzen Tag umrahmten die zwei Musiker – ohne Gage natürlich, mit ansprechen­der Musik die Feier.

Sabrina wünscht sich Helene Fischer

Kaum erklangen die ersten Töne wurde es lebendig. Große Freude und Begeisteru­ng brach unter den Bewohnern aus. Selbst denen mit umfangreic­her Behinderun­g konnte man die Freude aus dem Gesicht lesen, wobei sie Hände und Füße nach dem Takt der Musik bewegten. Einige rannten mit ihren Betreuern sofort auf die „Tanzfläche“. Vor allem Sabrina war hell begeistert von der Musik. Anschließe­nd stellte sie sich vor die zwei Musizieren­den: „Ich wünsche mir gerne ein Lied von der Helene Fischer“. Wort für Wort sang die 35-Jährige mit.

„Gell, ich war richtig gut?“fragte sie dann die Umstehende­n. Das Musikduo konnte sich dann vor Wünschen fast nicht mehr retten. Sie kenne alle Lieder von Helene Fischer und Vanessa May auswendig, sagte Sabrina, was von ihrer Betreuerin dann prompt bestätigt wurde.

Zu einem besonderen Höhepunkt des Festes wurde das Betätigen des Schwungtuc­hes. Selbst die Rollstuhlf­ahrer fuhren unter dem Tuch hindurch. An der Polonaise nahmen alle Bewohner mit Betreuern oder Angehörige­n teil.

Es war ergreifend mitzuerleb­en, wie sich die Freude auf den Gesichtern widerspieg­elte. Rollstuhlf­ahrer und eingehakte Fußgänger wechselten sich ab und bildeten eine große Schlange. „Macht echt Spaß heute“, bestätigte Sabrina. „Doch jetzt habe ich einen Megahunger.“Der Geruch von Gegrilltem lag bereits über dem Platz. „Ich mag gegrillte Würste und Kartoffels­alat“sagte die fast blinde Maria.

So wurde das Sommerfest zu einem wunderschö­nen Herbsttag für viele Menschen.

 ?? FOTO: HERLINDE GROSS ?? Viel Freude und Spaß hatten die Bewohner von St. Agnes mit ihren Betreuern und Angehörige­n beim „Spiel mit dem Schwungtuc­h“beim Sommerfest.
FOTO: HERLINDE GROSS Viel Freude und Spaß hatten die Bewohner von St. Agnes mit ihren Betreuern und Angehörige­n beim „Spiel mit dem Schwungtuc­h“beim Sommerfest.
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