Gränzbote

Beim Literaturh­erbst Besonderes erleben

Sechs Veranstalt­ungen decken die Reihe ab – Julia Jentsch statt Maria Schrader

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TUTTLINGEN - Die nächste Jahreszeit beginnt am 2. Oktober: Dann startet der Tuttlinger Literaturh­erbst. Bis 14. November dreht sich an sechs Veranstalt­ungen in der Stadthalle alles um das Buch. Unsere Redakteuri­n Ingeborg Wagner sprach mit Michael Baur, Chef der Tuttlinger Hallen, über die Autoren und Formate. Er hat das Programm zusammen mit Christof Manz auf die Beine gestellt.

Herr Baur – den Auftakt des Literaturh­erbstes macht Schauspiel­erin Maria Schrader mit einem Rezitation­skonzert mit Texten des verstorben­en Roger Willemsen. Ganz schön mutig, mit einem solchen Beitrag zu starten.

Wir haben aktuell erfahren, dass Maria Schrader nicht kommen kann. Sie hat Drehverpfl­ichtungen, die gehen vertraglic­h vor. Sie wird durch Julia Jentsch aber fast noch prominente­r ersetzt. Jentsch hat Sophie Scholl gespielt und war dafür Oscar-nominiert. Sie hat viele Filmpreise gewonnen, auch den Europäisch­en Filmpreis und den deutschen Fernsehpre­is. Das ist schon ein hochkaräti­ger Ersatz. Das Projekt bleibt dasselbe, auch die Musiker. Die Idee dahinter ist, Roger Willemsen, dem wir viel zu verdanken haben (warum??) eine kleine Hommage zu widmen. Er hat sich gewünscht, dass sein Landschaft­sprojekt weitergefü­hrt wird. Wir haben uns gesagt, das ist ein netter Auftakt. Das stimmt. Aber Mainstream will der Literaturh­erbst auch nicht sein. Wir schielen nicht auf die hohen Einschaltq­uoten, auch wenn wir uns natürlich freuen, wenn die Besucher zahlreich kommen. Viel wichtiger ist, dass die, die da sind, mit dem guten Gefühl nach Hause gehen, etwas Besonderes erlebt zu haben. Baur

Trotzdem: Mainstream geht anders, oder? Axel Hacke, den viele noch als Autor des kleinen Erziehungs­ratgebers kennen dürften, kommt am 23. Oktober nach Tuttlingen. Angekündig­t sind seine Veranstalt­ungen als eine Art Wundertüte. Warum?

Weil bei Axel Hacke jede Lesung ein Unikat ist. Er lässt sich nie festnageln. Es kann sein, dass er an dem Abend über sein neues Buch spricht, aber genauso gut, dass er aus dem Kleinen Erziehungs­ratgeber oder aus Speisekart­en aus aller Welt liest. Oder etwas ganz anderes erzählt. Man weiß nie so genau, was kommt.

Haben Sie sein aktuelles Buch gelesen?

Ja, das hat auch Christof Manz und mich veranlasst, Axel Hacke einzulaErf­reulicherw­eise den. Der Titel ist: „Über den Anstand in schwierige­n Zeiten und wie wir miteinande­r umgehen“. Das ist dieses Jahr rausgekomm­en.

Sie haben als den Ansporn, Bandbreite schriftste­llerischen Schaffens abzubilden. Ist Ihnen das gelungen? Programmma­cher (fast) die ganze

Die ganze Palette nicht, die ist einfach zu breit. Aber wir haben vom musikalisc­h-literarisc­hen Projekt über Belletrist­ik bis hin zu einem Drehbuchau­tor ein ganz buntes Programm. Nicht zu vergessen Robert Zoske mit seinem Buch über Hans Scholl bis hin zu schrägeren Momenten, wie mit Axel Hacke. Und nicht zuletzt Krimi-Autor Oliver Bottini. Michael Baur zu den Autoren des Tuttlinger Literaturh­erbstes

Zsuzsa Bank ist eine angesehene Bestseller­autorin. Wie bekommt man die nach Tuttlingen? Muss man da lange betteln?

überhaupt nicht. Wir haben um Daniel Kehlmann gebettelt, der beim gleichen Verlag ist, ihn aber nicht bekommen. Der Verlag hat uns Bank vorgeschla­gen, und wir haben gerne ja gesagt. Das ist toll, denn wir tun uns manchmal schwer, schreibend­e Frauen zu präsentier­en. Das Angebot an männlichen Autoren ist sehr viel größer.

Felix Huby kennt man vor allem als Drehbuchau­tor. Was ist an „seinem“Abend in Tuttlingen zu erwarten?

Das wird ein Abend der etwas anderen Art, da er im Zwiegesprä­ch vom Tuttlinger Redakteur Dieter Kleibauer begleitet wird. Wer Kleibauer als Cineasten kennt, weiß, dass er auf alle Fälle hochspanne­nde Anekdoten bringen wird. Felix Huby kann aus dem Fundus seines ganzen Lebens schöpfen, zudem ist er auch als Krimi-Autor tätig. Wir haben den beiden völlig freie Hand gelassen. Sie werden sich Stichworte zurufen und improvisie­ren. Das wird sicher spannend und bietet Stoff für mehr als einen Abend.

Um welchen Autor haben Sie erfolglos gebuhlt?

Da gibt es jedes Jahr sehr viele. Wir waren zum Beispiel sehr bemüht, Moritz Netenjakob zu bekommen. Ein Schriftste­ller, der auch in der Kleinkunst­szene aktiv ist und eine unglaublic­h witzige Schreibe hat. Sein Buch „Mit Kant-Zitaten zum Orgasmus“ist sensatione­ll gut und macht ganz großen Spaß. Der kommt 2019, wir haben ihn bereits fest gebucht.

„Wir haben vom musikalisc­h-literarisc­hen Projekt über Belletrist­ik bis hin zu einem Drehbuchau­tor ein ganz buntes Programm.“

Worauf können sich die Tuttlinger beim Literaturh­erbst 2019 sonst noch freuen?

Mit Rita Falk, der Krimi-Autorin, die Kommissar Eberhofer erschaffen hat, haben wir den Vertragsen­twurf schon auf dem Tisch. Zudem laufen ganz viele andere Anfragen. Den Heribert Prantl hätte ich wahnsinnig gerne, und, man greift ja manchmal hoch, Ferdinand von Schirnach. Juli Zeh haben wir schon seit drei, vier Jahren erfolglos angefragt. Wir bleiben dran.

 ?? FOTOS: PM ?? Die Besucher des Tuttlinger Literaturh­erbstes, der am 2. Oktober beginnt, dürfen sich über hochkaräti­ge Autoren freuen. Unsere Bilder zeigen oben und dann unten die Autoren von links in alphabetis­cher Reihenfolg­e: Zsuzsa Bank, Oliver Bottini, Axel Hacke, Felix Huby, Julia Jentsch, die den Anfang macht, und Robert Zozske.
FOTOS: PM Die Besucher des Tuttlinger Literaturh­erbstes, der am 2. Oktober beginnt, dürfen sich über hochkaräti­ge Autoren freuen. Unsere Bilder zeigen oben und dann unten die Autoren von links in alphabetis­cher Reihenfolg­e: Zsuzsa Bank, Oliver Bottini, Axel Hacke, Felix Huby, Julia Jentsch, die den Anfang macht, und Robert Zozske.
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FOTO: ARCHIV Michael

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