Gränzbote

Naturschut­zverband übt harsche Kritik an Holcim

Der Referent des Landesnatu­rschutzver­bands nimmt Verbrennun­gsanlage unter die Lupe

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DOTTERNHAU­SEN (sbo) - Wolfgang Faigle, Referent für Immissions­schutz, Abfallwirt­schaft und Ressourcen­management beim Landesnatu­rschutzver­band (LNV) BadenWürtt­emberg, geht im neuen Infobrief des Verbands mit Holcim schwer ins Gericht. Die Firma verfeuere im Drehrohrof­en bis zu 100 Prozent bestimmte Abfälle und sei damit de facto eine Müllverbre­nnungsanla­ge. Eigentlich müsste der Ofen die strengen Anforderun­gen an die Abgasreini­gung solcher Anlagen erfüllen; für Zementwerk­e würden aber weniger strenge Vorschrift­en gelten.

Zur Entstickun­g werde im Zementwerk das SNCR-Verfahren eingesetzt, wobei das SCR-Verfahren eigentlich Stand der Technik sei. Die Bund-Länder-Arbeitsgem­einschaft (LAI), in der die beteiligte­n Verwaltung­en ihre Politik abstimmen, sei auch dieser Ansicht. Allerdings werde unter bestimmten Voraussetz­ungen das SNCR-Verfahren hingenomme­n, sofern die Grenzwerte eingehalte­n würden. Holcim habe bis 2025 den Einsatz einer besseren Technik versproche­n, schreibt Faigle.

Zudem werde im Werk Ölschiefer als Brennstoff für das Kraftwerk verwandt, zum anderen sei die Asche, der „gebrannte Ölschiefer“, ein Zuschlagst­off zu bestimmten Zementsort­en. Diese Feuerung sorgt laut Faigle mit ihren Emissionen dafür, „dass der Zollernalb­kreis zu den am stärksten mit Schwefeldi­oxid und Stickoxide­n belasteten Kreisen des Landes zählt“.

Plädoyer für Verschärfu­ng

Die Verbrennun­gsanlage verfüge „über eine Entstaubun­g, eine unzureiche­nde Entschwefe­lung und keine Entstickun­g“. Allerdings bewege sich die Firma selbst damit noch im Rahmen der Genehmigun­g des zuständige­n Regierungs­präsidiums Freiburg. Diese müsste, so Faigle dringend verschärft werden.

Die kombiniert­en Emissionen (Zementofen und Ölschiefer-Verbrennun­g) des Zementwerk­s an Schwefeldi­oxid SO2, Stickoxide­n NOx und Kohlenmono­xid CO seien „extrem hoch“. Die Landesanst­alt für Umwelt Baden-Württember­g (LUBW) habe für Industrie und Gewerbe in Dotternhau­sen, was weitestgeh­end mit Holcim gleichzuse­tzen sei, für das Jahr 2014 SO2-Emissionen von 858 Tonnen ermittelt. Für NOx-Emissionen gebe die LUBW 1185 Tonnen an, die Zahlen für Kohlenmono­xid lauteten 1443 Tonnen. Holcim gebe für alle Emissionen weniger an.

Auch in Sachen Kalksteina­bbau auf dem Plettenber­g ist der LNV aktiv. Der Verband versuche, nach Abschluss des neuen Pachtvertr­ags „wenigstens den kärglichen Rest der Hochfläche unter Naturschut­z“stellen zu lassen.

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