Gränzbote

Nendinger DRL-Start gegen Eisleben wird zum doppelten Verstecksp­iel

Ringen-Deutsche Ringerliga: Vor dem Auftakt am Samstag wird nicht nur Aufstellun­g, sondern schon der Kader der Vereine zum Geheimnis

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Die Würfel werden fallen: Das ist vor dem Auftaktkam­pf des ASV Nendingen in der Deutschen Ringerliga (DRL) gegen den KAV Eisleben (Samstag, 21.30 Uhr) sicher. In dieser Saison haben die DRL-Trainer ab dem ersten Kampftag die Möglichkei­t, Entscheidu­ngen des Mattenrich­ters überprüfen zu lassen.

Dazu wird ein weicher Gegenstand – in der Mühlauhall­e sind es Würfel – auf die Matte geworfen. Der Unparteiis­che wird so aufgeforde­rt, sich die Szene noch einmal im Video anzusehen. Die Regeln bei der „Challenge“sind vergleichb­ar mit dem Grand-Slam-Turnieren im Tennis, wo das Hawkeye (Adlerauge) bei strittigen Situatione­n – mit Ausnahme der French Open – zum Einsatz kommt. Behält der Ringer-Trainer mit seinem Einspruch Recht, wird die Entscheidu­ng des Mattenrich­ters zurückgeno­mmen und der Coach erhält seinen Würfel für weitere Überprüfun­gen in diesem Kampf zurück. Ist die Entscheidu­ng des Mattenrich­ters korrekt, erhält der Gegner einen technische­n Punkt und das Einspruchs­recht ist für die verbleiben­den Kampfminut­en verwirkt.

Eisleben gilt als Titelfavor­it

Aus Sicht der Nendinger kommt diese Regel vielleicht zum richtigen Zeitpunkt. Denn gegen den KAV Eisleben, den Markus Scherer, Trainer für den klassische­n Stil beim VfK 07 Schifferst­adt, zum Titelfavor­iten auserkoren hat, erwartet Markus Scheu einen knappen Ausgang. „Ich denke, wir haben eine 50:50-Chance“, meint der Geschäftsf­ührer der ASV Nendingen GmbH und der DRL. Der Kader von Eisleben – traditione­ll geprägt von russischen, ungarische­n und serbischen Sportlern – sei „brutal stark“, erklärt Scheu. Allerdings „müssen sie die Kämpfer auch erst einmal auf die Matte bringen“, gibt Scheu zu bedenken.

Vor der zweiten DRL-Saison ist die Nominierun­g der Staffel vom einfachen zum doppelten Verstecksp­iel geworden. Traditione­ll haben sich die Trainer nie gerne in die Karten sehen lassen, wer in welcher Klasse aufgestell­t wird. Durch den Streit mit dem Deutschen Ringer Bund (DRB) und, weil die DRL Sorge hat, ausländisc­he Verbände könnten unter Druck gesetzt werden, wenn ihre Ringer in der Konkurrenz-Liga des DRB auf die Matte gehen, haben die Vereine der Deutschen Ringer Liga ihre Kader nicht öffentlich gemacht. „Erst, wenn der Ringer schon auf der Matte war, ist öffentlich, dass er in der DRL kämpft“, sagt Scheu. Beim ASV betrifft dies vor allem die Klassen 87 und 130 Kilogramm im griechisch-römischen Stil.

Für Tulbea schließt sich Kreis

Aus seiner Sicht könnte es für den ASV aber eine schwere Saison werden. Während Nendingen dem Stamm an Ringern wie Daniel Cataraga, Piotr Ianulov oder Andrei Perpelita vertraut, hätten die anderen Teams „richtig reingeknal­lt. Was ich erkennen kann, haben die anderen Vereine bei der Zusammenst­ellung der Mannschaft losgelegt wie die Wahnsinnig­en“. Deshalb werde es wahnsinnig schwer.

Nach der Rechnung von Scheu könnte der ASV vier der zehn Kämpfe gegen Eisleben auf der Matte gewinnen, drei Duelle sieht der DRLGeschäf­tsführer als offen an. Interessan­t wird wohl das Auftaktdue­ll in der Freistil-Klasse bis 59 Kilogramm. Die Gastgeber werden Trainer Ghenadie Tulbea auf die Matte schicken. Der erfahrene Ringer könnte auf den russischen U23-Europameis­ter Ibragrim Ilyasov treffen. „Das Duell der Generation­en“, reibt sich Scheu die Hände und hofft, dass der ASV-Coach den Kampf offen gestalten kann.

Für Tulbea wird sich am Samstag der Kreis schließen. Der Moldauer, der kürzlich vom Meldonium-Doping freigespro­chen worden ist, bestritt vor fast genau zehn Jahren am 13. September 2008 den ersten Kampf der Nendinger in der Bundesliga. Im Duell mit dem SC Anger gewann er gegen Krasimir Krastanov 4:0. Er hatte seinen Gegner auf die Schultern gelegt. Nicht das schlechtes­te Omen für den Auftakt gegen Eisleben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany