Ansehen verspielt
Zum Artikel „Seehofer in der Klemme, CSU unter Druck“(14.9.):
Die CSU als wertkonservative, christliche(?) Partei ist verbraucht. Viele ihrer Politiker der letzten Jahrzehnte, wie Max Streibl, Karl-Theodor zu Guttenberg, Edmund Stoiber, Peter Ramsauer, Christian Schmidt, Beate Merk, Horst Seehofer, Alexander Dobrindt, Andreas Scheuer oder Markus Söder, haben Ansehen und Kredit verspielt. Mit ihnen und der Partei können sich immer weniger Bayern identifizieren. Die zunehmende Härte und Kälte im Umgang mit den Flüchtlingen, Seehofers Aussage, die Migrationsfrage sei die „Mutter aller Probleme“im Lande, der rechthaberische Streit mit Merkel, das Schielen nach den politisch „rechten“Rändern oder das fragwürdige Polizeiaufgabengesetz, das vor allem die eigene Bevölkerung trifft, lassen die weltoffene „Liberalitas Bavariae“verblassen.
Für viele europagesinnte Bayern unverständlich sind auch Seehofers und Söders Anbiederungen an die neue osteuropäische Rechte. So ist Ungarns nationalistischer Ministerpräsident Viktor Orban gern gesehener Gast und Redner auf CSU-Parteitagen. Im Europaparlament stimmten alle EU-Abgeordneten der CSU, außer Manfred Weber, gegen Sanktionen Ungarns wegen Verletzungen von EUGrundwerten. Ob die CSU den Abwärtstrend mit Kruzifixen in Amtsstuben, harten Wirtschaftsprioritäten und den „rechten“Freunden umkehren und verlorenes Terrain zurückgewinnen kann, bleibt zu bezweifeln. Lothar Höfler,
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