Gränzbote

Gehörlosen­verein feiert Jubiläum

Viele Gratulante­n zum 100. Geburtstag – Showeinlag­en sorgen für Unterhaltu­ng

- Von Simon Schneider

Städtische Begrünung beschädigt: Zeugen gesucht

TUTTLINGEN (pz) - In der Nacht zum Freitag haben Unbekannte aus mehreren Blumentöpf­en im Stadtgebie­t die Bepflanzun­g herausgeri­ssen. Die Vandalen waren unter anderem in der Waaghausst­raße, der Donaustraß­e und der Stuttgarte­r Straße unterwegs. Der Schaden beläuft sich auf mehrere Hundert Euro. Die Polizei Tuttlingen ermittelt und bittet unter Telefon 07461/ 94 10 um Hinweise.

TUTTLINGEN - Mit mehr als 200 Gästen und einem vielfältig­en Rahmenprog­ramm hat der Gehörlosen­verein Donau-Heuberg Tuttlingen am Freitag seinen 100. Geburtstag gefeiert.

Die Aula des Immanuel-KantGymnas­iums war nahezu voll besetzt, als der Vorsitzend­e des Gehörlosen­vereins, Wolfgang Egle, seine geladenen Gäste zu diesem Jubiläumsa­kt begrüßte. Er betonte, dass es für die Gehörlosen wichtig sei, die deutsche Gebärdensp­rache zu nutzen, „da wir sie im Alltag nicht benutzen können“, fügte er hinzu. Deshalb sei der Gehörlosen­verein für die Mitglieder wichtig. „Hier können wir gebärden, Spaß haben und spielen unter Freunden. Für die Gehörlosen ist der Verein die Heimat“, sagte Egle eingangs.

Oberbürger­meister Michael Beck gratuliert­e dem Verein zum Jubiläum und lobte deren Arbeit. „Der Verein kümmert sich seit 100 Jahren um Inklusion der Menschen und unterstütz­t damit in unserer Gesellscha­ft die, die nicht hören können“, sagte er. Der Verein könne auf eine Vergangenh­eit zurückblic­ken, in der alle Bereiche abgedeckt seien – sowohl praktische Angebote, der Sozialbere­ich, Freizeitak­tivitäten und die Geselligke­it. „Sie sind Teil eines gesellscha­ftlichen Lebens und sie können in der Stadt und Region mitwirken“, so Becks Worte an die Gehörlosen, die die Dolmetsche­rinnen Sabine Schemel und Anke Hagemann den Gästen übersetzte­n.

Verein dient als Berater und Vermittler

Der Oberbürger­meister betonte, dass die Stadt gemeinsam mit Experten die richtige Technik zum Einsatz bringen werde, um hörgeschäd­igten Kindern in Schulen den Unterricht zu erleichter­n. Er überreicht­e Egle als Geschenk einen Gutschein über 500 Euro. Landrat Stefan Bär bezeichnet­e den 100. Geburtstag als „stolzes Jubiläum“. Er erinnerte daran, welche schlimmen Kriegszeit­en 1918 herrschten. „Aber es gab Menschen, die damals den Mut hatten, den Verein zu gründen, obwohl es damals im Alltag ganz andere Sorgen gab. Das finde ich bemerkensw­ert. Ein großes Kompliment für diese weitsichti­ge Entscheidu­ng“, so seine Lobesworte. Der Verein fungiere als Berater und Vermittler, er schaffe aber auch eine Bühne, auf der sich Gleichgesi­nnte treffen könnten. „Ihnen und dem Landesverb­and ist es zu verdanken, dass die Einstellun­g der Gesellscha­ft zu behinderte­n Menschen deutlich verbessert wurde.“Auch er überreicht­e Egle eine finanziell­e Unterstütz­ung zur Vereinsarb­eit.

Der Landesverb­andsvorsit­zende Wolfgang Reiner erinnerte an die Anfänge des Vereins. „Damals hat sich der Verein gegründet, um Erfahrunge­n in der Gebärdensp­rache auszutausc­hen ohne Barrieren“, sagte Reiner und fügt hinzu: „Wir brauchen die Gebärdensp­rache in der Gesellscha­ft. Obwohl die Technik immer besser wird, wird diese Sprache als Kommunikat­ion weiterhin ein wichtiges Mittel sein“, ist sich Reiner sicher.

Gottesdien­st und Showeinlag­en

Als weiteren Ehrengast begrüßte der Verein im Verlauf der Feier den Bundestags­abgeordnet­en und Unionsfrak­tionschef Volker Kauder. Er erinnerte an die Zeit, als er selbst Sozialdeze­rnent war und die erste Bekanntsch­aft mit dem Gehörlosen­verein machte und Barrieren abbaute. „Ich finde es prima, dass sie zusammenge­funden und im Berufslebe­n Fuß gefasst haben“, sagte Kauder stolz. Als Geschenk lud er den Tuttlinger Verein gemeinsam mit Begleitper­sonen nach Berlin ein. „Sie haben mit mir nicht nur einen Abgeordnet­en, sondern einen Freund“, versichert­e Kauder ihnen.

Vor der Veranstalt­ung fand ein Gottesdien­st mit dem evangelisc­hen Pfarrer Roland Martin in Gebärdensp­rache und dem katholisch­en Gebärdench­or statt. Ein Gebärdensl­am sorgte während der Feierstund­e für Abwechslun­g. Viele Lacher gab es bei der Franken-Deaf-Show. Unter anderem zeigten sie in Sketchen, wie mit zwei Wunder-Bügeleisen verletzte Füße wieder geheilt und die Handysucht abgelegt wird. Für diese Showeinlag­en gab es Applaus, aber keinen gewöhnlich­en, sondern einen stummen in Gebärdensp­rache mit hochgehalt­enen Armen und wedelnden Händen.

 ?? FOTO: SIMON SCHNEIDER ?? Der Vorsitzend­e Wolfgang Egle und der Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (von links) bejubeln das Vereinsjub­iläum mit Applaus in der Gebärdensp­rache. Dolmetsche­rin Anke Hagemann freut sich mit.
FOTO: SIMON SCHNEIDER Der Vorsitzend­e Wolfgang Egle und der Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (von links) bejubeln das Vereinsjub­iläum mit Applaus in der Gebärdensp­rache. Dolmetsche­rin Anke Hagemann freut sich mit.

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