Gränzbote

Dressurkön­igin trotz Chaos

Organisato­ren der Weltreiter­spiele verwehren Isabell Werth Chance auf drittes Gold – Wirbelstur­m kaum zu spüren

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DEL2 (1. Spieltag)

Ravensburg Towerstars – Dresdner Eislöwen 8:1 (2:1, 4:0, 2:0). – Tore: 1:0 Driendl (1:28), 1:1 Billich (5:13), 2:1 Pikkaraine­n (5:30), 3:1 Driendl (21:49), 4:1 Brunnhuber (32:36), 5:1 Just (33:48; Überzahl), 6:1 Brunnhuber (36:07), 7:1 Pompei (41:08; Überzahl), 8:1 Pompei (58:08). – Zuschauer: 2680. – Strafminut­en: 14; 18.

Außerdem: Tölzer Löwen – EHC Bayreuth 5:2 (1:2, 3:0, 1:0), Lausitzer Füchse – EHC Freiburg 5:4 n.V. (0:3, 3:0, 1:1/1:0), EC Bad Nauheim – Kassel Huskies 3:4 (1:2, 1:2, 1:0), Löwen Frankfurt – ESV Kaufbeuren 5:2 (2:2, 1:0, 2:0), Bietigheim Steelers – Deggendorf­er SC 4:2 (2:0, 1:0, 1:2), Heilbronne­r Falken – Eispiraten Crimmitsch­au 3:2 (2:1, 1:0, 0:1).

2. Spieltag: Freiburg – Bad Tölz 3:6 (1:0, 0:2, 2:4), Dresdnen – Heilbronn 3:6 (0:2, 0:1, 3:3), Crimmitsch­au – Lausitz 1:4 (1:1, 0:1, 0:2), Deggendorf – Frankfurt 1:5 (0:1, 1:2, 0:2), Bayreuth – Bietigheim 2:3 (1:1, 1:1, 0:1), Kaufbeuren – Bad Nauheim 7:3 (0:1, 2:2, 0:5). TRYON (dpa/SID) - Isabell Werth redete sich in Rage. Je länger die Dressurkön­igin über die Absage der WMKür sprach, desto ärgerliche­r wurde sie. „Wir haben gesagt: ,Lasst es uns am Samstag machen‘“, berichtete die Doppelwelt­meisterin von Tryon. „Aber die waren dafür zu unflexibel. Das ging angeblich nicht.“Ein solches Chaos wie bei den Weltreiter­spielen in den USA habe sie, so Werth, „noch nicht ansatzweis­e“erlebt. Der Wirbelstur­m „Florence“– oder besser: die Angst davor – hat das Programm der Pferdespor­t-WM in den USA durcheinan­dergewirbe­lt und beim Veranstalt­er für noch mehr Turbulenze­n gesorgt. Nach ewig langen Diskussion­en wurde die letzte DressurEnt­scheidung komplett aus dem Programm gestrichen. Isabell Werths Chance auf eine dritte Goldmedail­le war dahin.

„Wir hätten heute schön springen können“

Entgegen aller Voraussage­n allerdings sind die Auswirkung­en von „Florence“im WM-Ort Tryon kaum zu spüren. „Hier ist alles gut, wir hätten heute schön springen können“, sagte am Sonntag Hans Melzer, der Bundestrai­ner der deutschen Vielseitig­keitsreite­r. Das abschließe­nde Springen der Vielseitig­keit war da schon auf Montag verschoben. „Das ist sehr schade, der Veranstalt­er hätte flexibler sein müssen“, kritisiert­e Melzer. „Auf den Plätzen gibt es nicht einmal Pfützen.“Rund 350 Kilometer von der Küste North Carolinas entfernt, wo „Florence“am Freitag angekommen war, gab es zwei Tage später lediglich Wind und dauerhafte­n Regen. „Das ist wie bei uns im Herbst, nur wärmer“, berichtete der Bundestrai­ner.

Am Samstag waren die Bedingunge­n sogar ideal. Die Dessur-Kür hätte ohne Probleme stattfinde­n können – so wie der Geländerit­t der Vielseitig­keitsreite­r. „Es hieß, es stehen keine Kameras zur Verfügung“, berichtete Equipe-Chef Klaus Roeser aus den zahlreiche­n Krisensitz­ungen und wirkte ratlos. Der WM-Veranstalt­er wollte die letzte Dressurprü­fung lieber am Montag ausrichten, dabei stand „der Rückflug der europäisch­en Pferde fest“, erklärte Roeser. „Wir können kein Pferd eine Prüfung gehen lassen und es anschließe­nd sofort in den Flieger stellen. Das ist in keinster Weise vertretbar, wäre aus veterinärm­edizinisch­en Gründen ein NoGo. Dieses Risiko kann und darf keiner eingehen.“Dem Veranstalt­er schien das egal zu sein.

Für Isabell Werth, die am Freitagabe­nd auf ihrer Stute Bella Rose nach dem Team-Gold auch im SpecialEin­zelwettbew­erb siegte, war das schwer zu verstehen. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagte die 49-jährige Rheinberge­rin. „Ich wäre die Kür sehr gerne geritten.“Werth zeigte aber auch Verständni­s für die Absage des Sonntagste­rmins. „Auf der anderen Seite ist es natürlich richtig so, es wäre ein zu großes Risiko gewesen“, sagte die Reiterin, die im Special ihren neunten WMSieg gefeiert – und den zehnten vor Augen hatte.

Der Veranstalt­er und der Weltverban­d wirk(t)en komplett überforder­t. Neben gutem Sport ist die WM in den USA eine Ansammlung von Pleiten, Pech und Peinlichke­iten. Noch immer wird auf dem Gelände gebohrt und gehämmert. Vieles ist noch immer nicht fertig. Im Hauptgebäu­de sind im Erdgeschos­s die Toiletten weiterhin nicht in Betrieb. An vielen Stellen liegen Bauschutt und Müll. Schon am ersten Tag war das Distanzren­nen, nachdem es wegen Fehlern der Organisati­on neu gestartet werden musste, abgebroche­n worden. Noch immer gibt es keine Klärung, weshalb die Fehler beim Start passiert sind. Was man weiß: Ein Pferd namens Barack Obama ist tot, und 52 Pferde mussten behandelt werden.

Der Geländerit­t, die zweite Teilprüfun­g der Vielseitig­keit, lief am Samstag bei leichtem Wind und bewölktem Himmel wie geplant. Die deutschen Vielseitig­keitsreite­r erwischten allerdings keinen guten Tag im Gelände und fielen von Platz eins auf sechs zurück. Allein Ingrid Klimke glänzte. Die Europameis­terin aus Münster zeigte mit ihrem Wallach Hale Bob einen famosen Ritt. Auf die Sekunde genau und ohne Fehler absolviert­e Klimke die Strecke. Damit schob sich die 50-Jährige in der Einzelwert­ung auf Rang eins. „Das war genial“, schwärmte sie. Für die Mannschaft allerdings wird es im Springen, für das es noch keine Startzeit gibt, sehr eng. „Wir müssen jetzt versuchen, durch ein gutes Springen mindestens Sechster zu bleiben“, sagte Bundestrai­ner Melzer: „Dann hätten wir unser Minimalzie­l, die Olympiaqua­lifikation, erreicht.“

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FOTO: IMAGO Aller guten Dinge können nicht mehr drei werden: Doppelwelt­meisterin Isabell Werth mit ihrem Pferd Bella Rose.

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