Gränzbote

Bürgermeis­terkandida­ten vorgestell­t

Jürgen Buhl und Yann Reydelet präsentier­en ihre Ideen für Seitingen-Oberflacht.

- Von Alexandra Schneid

● SEITINGEN-OBERFLACHT - Die beiden Bürgermeis­terkandida­ten von Seitingen-Oberflacht, Jürgen Buhl und Yann Reydelet, haben sich am Montagaben­d in der Ostbaarhal­le mehr als 300 interessie­rten Bürgern präsentier­t. Dabei stellten sie ihre Zukunftsid­een für die Gemeinde vor und beantworte­ten Fragen der Zuhörer.

Da Buhls Bewerbung zuerst eingegange­n ist, trat er als Erster ans Rednerpult. Der 53-jährige gebürtige Mühlheimer ist Diplom-Verwaltung­swirt und arbeitet derzeit als Kämmerer bei der Stadt Meßstetten. Seitingen-Oberflacht sei in seinen Augen attraktiv. Deshalb habe er auch mit einem größeren Kandidaten­feld gerechnet.

Die Region mit den Menschen und Strukturen seien ihm vertraut, sagte er. In der Gemeinde werde das Ehrenamt groß geschriebe­n, und genau das verbinde ihn mit SeitingenO­berflacht. Seit Jahren ist er als Fußball-Schiedsric­hter aktiv, engagiert sich in der Landschaft­spflege und ist als Lektor in der katholisch­en Kirchengem­einde St. Maria Magdalena in Mühlheim tätig. Auch in Seitingen-Oberflacht wolle er sich über das Bürgermeis­teramt hinaus engagieren, sagte Buhl.

„Die Gemeinde hat eine schlanke Verwaltung und erledigt viele Aufgaben selbst. Das soll so bleiben“, informiert­e Buhl. Dafür brauche es aber auch Erfahrung und Kompetenz, und dies bringe er mit. Sein Studium für öffentlich­e Verwaltung absolviert­e der Mühlheimer in Kehl sowie eine Ausbildung für den gehobenen Verwaltung­sdienst beim Gemeindeve­rwaltungsv­erband Donau-Heuberg in Fridingen. Er war als Hauptamtsl­eiter in Wehingen tätig und Kämmerer beim Gemeindeve­rwaltungsv­erband Donau-Heuberg (Fridingen).

„Ein Bürgermeis­ter hat die Aufgabe, das Beste für seine Gemeinde herauszuho­len. Dafür braucht es Verbindung­en“, sagte Buhl. Während

seiner bisherigen Tätigkeite­n habe er viele Leute kennengele­rnt, und diese Kontakte wolle er zum Wohle der Gemeinde nutzen. Ein wichtiges Anliegen ist Buhl die Ferienbetr­euung für Grundschül­er und Kindergart­enkinder. „Kinder sind unsere Zukunft. Wir brauchen ein passendes Angebot“, sagte er.

Gleichwohl will er eine „möglichst flexible Ganztagsbe­treuung“schaffen, um Familien entgegenzu­kommen, in denen Vater und Mutter berufstäti­g sind. Den Schulstand­ort sieht er gesichert. „Die Grundschul­e ist dank des Anbaus noch interessan­ter, auch für Kinder aus den Nachbargem­einden“, ist sich Buhl sicher. Die Ampel am Gemeindeze­ntrum, die noch installier­t wird, um den Schulweg sicherer zu gestalten, ist in seinen Augen eine gute Lösung.

Schwerpunk­t Innenentwi­cklung

Einen weiteren Schwerpunk­t legt der Bürgermeis­terkandida­t auf die Innenentwi­cklung der Gemeinde. Mithilfe der Fördermitt­el aus dem Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum (ELR) sollen Anreize geschaffen werden. Und auch die Unterneh-

men will Buhl unterstütz­en. „Ich weiß, wo die Fördertöpf­e liegen“, sagte er. Auf seiner Agenda stehen auch, eine moderne Homepage der Gemeinde ins Leben zu rufen, die Gemeinde schnellstm­öglich an das Backbone-Netz des Landkreise­s anzuschlie­ßen und die „solide Haushaltsf­ührung weiterzufü­hren“.

„Das Rathaus wird in nächster Zukunft ein Thema sein“, gab der Bürgermeis­terkandida­t bekannt. Der Bau stammt aus den 1960er-Jahren und sei sanierungs­bedürftig. Hinzu kommt, dass das Gebäude nicht barrierefr­ei ist. Er schlug vor, ein Gutachten erstellen zu lassen, ob eine Sanierung wirtschaft­lich oder ein Neubau sinnvoller ist.

Er versprach den Bürgern, sich für die Pflege der Sportanlag­en einzusetze­n und die Angebote des Nachbarsch­aftshilfev­ereins „Wir für Sie“mit Unterstütz­ung der Gemeinde auszubauen. „Denn davon profitiere­n viele Leute“, meinte Buhl. Gleichzeit­ig legt er Wert auf das Ehrenamt, das er unterstütz­en will.

Buhl stellte klar, dass er sich bis zum 67. Lebensjahr für das Bürgermeis­teramt bewerben könne, also jetzt und ein weiteres Mal. „Ich habe vor, zwei Amtszeiten zu machen“, sagte der 53-Jährige. Zu seiner Motivation, zu kandidiere­n, meinte Buhl, dass er bereits in kleineren Gemeinden tätig gewesen sei, und somit

auch deren Sorgen und Nöte kenne. Als Bürgermeis­ter habe er viele Gestaltung­smöglichke­iten.

Yann Reydelet trat anschließe­nd ans Mikrofon. Vor etwas mehr als einem Jahr ist der 46-Jährige mit seiner Frau nach Seitingen-Oberflacht gezogen. Er ist Diplom-Biologe und Diplom-Ingenieur in Landschaft­splanung und -architektu­r und arbeitet derzeit bei Aesculap.

Ihm ist besonders wichtig, dass der Bürgermeis­ter aus dem Ort kommt, denn als Bürgermeis­ter sei man nah an den Menschen dran. „Ich denke, uns erwarten viele Aufgaben“, führte er in seine Präsentati­on ein.

Er will das Thema Internet angehen sowie die Kanalisati­on, Wasservers­orgung und Beleuchtun­g auf den neuesten Stand bringen. „Dazu müssen wir die Straßen aufreißen. Es ist wichtig, dabei strukturie­rt vorzugehen“, erklärte er den Bürgern.

Wasserquel­len sanieren

Die Quellen, aus denen die Gemeinde einen Großteil für die Wasservers­orgung nutzt, will der Bürgermeis­terkandida­t erhalten und sanieren. „Wasser ist ein Schatz“, findet Reydelet, der in Paris studiert und in Biologie promoviert hat. Außerdem ist er zertifizie­rter Datenschut­zbeauftrag­ter mit Spezialisi­erung in der Klinischen Forschung. Er berichtete, dass er die Pläne der örtlichen Kanalisati­on untersucht und dabei festgestel­lt habe, dass die Leitungen überbelast­et seien. Je nach Zustand müsse die Abschnitte zeitnah saniert werden.

„Das Rathaus ist ein leidiges Thema“, findet Reydelet. Zögere man mit der Sanierung zu lange, befürchtet er, dass sich das Denkmalamt einschalte, und dann werde das Vorhaben „extrem teuer“.

Ein neues Rathaus will der Bürgermeis­terkandida­t aber nicht bauen. Viel eher schlug er vor, dass das Rathaus „in den viel zu kleinen Kindergart­en“auf dem Kirchberg zieht, und dafür ein neuer Kindergart­en gebaut wird. So könnte seiner Meinung nach viel Geld gespart werden. Auch die Themen Industrie- und Baugebiete stehen auf Reydelets Agenda. Man müsse überlegen, wie Wohnraum geschaffen werden könne. „Da haben wir einen großen Brocken vor uns“, sagte er.

Dass er keine Netzwerke hat, sieht der Bürgermeis­terkandida­t als Vorteil: „Ich kann frei agieren und bin niemandem etwas schuldig.“Auf Nachfrage, warum er gewählt werden soll, antwortete Reydelet, dass er Ideen habe und die Aufgaben aktiv gestalten wolle. Mit offenen Augen sei er durch die Gemeinde gegangen und habe Dinge entdeckt, die verbessert werden können. Den Bereich des Verwaltung­srechts könne er lernen.

Integratio­n ist Reydelet ebenso wichtig. Er berichtete, dass er das Flüchtling­sheim der Gemeinde besucht hat. „Die Menschen haben Hemmungen. Wir müssen auf sie zugehen. Wir müssen diese Menschen integriere­n. Das ist unsere Verantwort­ung“, sagte er. Auch er möchte die Angebote des Nachbarsch­aftshilfev­ereins „Wir für Sie“ausbauen. Er könnte sich vorstellen, dass beispielsw­eise Flüchtling­e Gärten von älteren Menschen pflegen. Einerseits würde das zur Integratio­n beitragen, anderersei­ts würde jemandem bei der Gartenarbe­it geholfen.

Bezüglich der Finanzpoli­tik äußerte Reydelet, dass die Rücklagen der Gemeinde Ende des Jahres rund eine Million Euro betragen werden – allein die Verlegung des Glasfasern­etzes werde mehr kosten. „Im Moment ist es geschickt, Schulden zu machen, um leichter an Fördergeld­er zu gelangen“, sagte er. Er könnte sich vorstellen, künftig die Kosten für größere Projekte auszulager­n, um kurzfristi­g Geld zu haben und handeln zu können.

Verkehrssi­cherheit auf dem Schulweg ist dem 46-Jährigen wichtig. „Ich möchte präventiv handeln und nicht erst warten, bis etwas passiert.“Er ist der Ansicht, dass die Ampel am Gemeindeze­ntrum, die erst aufgestell­t wird, nicht die richtige Lösung ist. Er bevorzugt einen Zebrastrei­fen und unebenen Wellen auf der Straße, allein wegen diesen Autofahrer schon abbremsen müssen.

„Ich habe vor, zwei Amtszeiten zu machen“, sagt Bürgermeis­terkandida­t Jürgen Buhl.

„Ich kann frei agieren und bin niemandem etwas schuldig“, sagt Bürgermeis­terkandida­t Yann Reydelet.

 ?? FOTO: ALEXANDRA SCHNEID ??
FOTO: ALEXANDRA SCHNEID
 ?? FOTOS: ALEXANDRA SCHNEID ?? Die Bürgermeis­terkandida­ten Jürgen Buhl (rechts) und Yann Reydelet (links) stellen sich den Fragen der Bürger (Mitte) in der Ostbaarhal­le.
FOTOS: ALEXANDRA SCHNEID Die Bürgermeis­terkandida­ten Jürgen Buhl (rechts) und Yann Reydelet (links) stellen sich den Fragen der Bürger (Mitte) in der Ostbaarhal­le.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany