Bürgermeisterkandidaten vorgestellt
Jürgen Buhl und Yann Reydelet präsentieren ihre Ideen für Seitingen-Oberflacht.
● SEITINGEN-OBERFLACHT - Die beiden Bürgermeisterkandidaten von Seitingen-Oberflacht, Jürgen Buhl und Yann Reydelet, haben sich am Montagabend in der Ostbaarhalle mehr als 300 interessierten Bürgern präsentiert. Dabei stellten sie ihre Zukunftsideen für die Gemeinde vor und beantworteten Fragen der Zuhörer.
Da Buhls Bewerbung zuerst eingegangen ist, trat er als Erster ans Rednerpult. Der 53-jährige gebürtige Mühlheimer ist Diplom-Verwaltungswirt und arbeitet derzeit als Kämmerer bei der Stadt Meßstetten. Seitingen-Oberflacht sei in seinen Augen attraktiv. Deshalb habe er auch mit einem größeren Kandidatenfeld gerechnet.
Die Region mit den Menschen und Strukturen seien ihm vertraut, sagte er. In der Gemeinde werde das Ehrenamt groß geschrieben, und genau das verbinde ihn mit SeitingenOberflacht. Seit Jahren ist er als Fußball-Schiedsrichter aktiv, engagiert sich in der Landschaftspflege und ist als Lektor in der katholischen Kirchengemeinde St. Maria Magdalena in Mühlheim tätig. Auch in Seitingen-Oberflacht wolle er sich über das Bürgermeisteramt hinaus engagieren, sagte Buhl.
„Die Gemeinde hat eine schlanke Verwaltung und erledigt viele Aufgaben selbst. Das soll so bleiben“, informierte Buhl. Dafür brauche es aber auch Erfahrung und Kompetenz, und dies bringe er mit. Sein Studium für öffentliche Verwaltung absolvierte der Mühlheimer in Kehl sowie eine Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst beim Gemeindeverwaltungsverband Donau-Heuberg in Fridingen. Er war als Hauptamtsleiter in Wehingen tätig und Kämmerer beim Gemeindeverwaltungsverband Donau-Heuberg (Fridingen).
„Ein Bürgermeister hat die Aufgabe, das Beste für seine Gemeinde herauszuholen. Dafür braucht es Verbindungen“, sagte Buhl. Während
seiner bisherigen Tätigkeiten habe er viele Leute kennengelernt, und diese Kontakte wolle er zum Wohle der Gemeinde nutzen. Ein wichtiges Anliegen ist Buhl die Ferienbetreuung für Grundschüler und Kindergartenkinder. „Kinder sind unsere Zukunft. Wir brauchen ein passendes Angebot“, sagte er.
Gleichwohl will er eine „möglichst flexible Ganztagsbetreuung“schaffen, um Familien entgegenzukommen, in denen Vater und Mutter berufstätig sind. Den Schulstandort sieht er gesichert. „Die Grundschule ist dank des Anbaus noch interessanter, auch für Kinder aus den Nachbargemeinden“, ist sich Buhl sicher. Die Ampel am Gemeindezentrum, die noch installiert wird, um den Schulweg sicherer zu gestalten, ist in seinen Augen eine gute Lösung.
Schwerpunkt Innenentwicklung
Einen weiteren Schwerpunkt legt der Bürgermeisterkandidat auf die Innenentwicklung der Gemeinde. Mithilfe der Fördermittel aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) sollen Anreize geschaffen werden. Und auch die Unterneh-
men will Buhl unterstützen. „Ich weiß, wo die Fördertöpfe liegen“, sagte er. Auf seiner Agenda stehen auch, eine moderne Homepage der Gemeinde ins Leben zu rufen, die Gemeinde schnellstmöglich an das Backbone-Netz des Landkreises anzuschließen und die „solide Haushaltsführung weiterzuführen“.
„Das Rathaus wird in nächster Zukunft ein Thema sein“, gab der Bürgermeisterkandidat bekannt. Der Bau stammt aus den 1960er-Jahren und sei sanierungsbedürftig. Hinzu kommt, dass das Gebäude nicht barrierefrei ist. Er schlug vor, ein Gutachten erstellen zu lassen, ob eine Sanierung wirtschaftlich oder ein Neubau sinnvoller ist.
Er versprach den Bürgern, sich für die Pflege der Sportanlagen einzusetzen und die Angebote des Nachbarschaftshilfevereins „Wir für Sie“mit Unterstützung der Gemeinde auszubauen. „Denn davon profitieren viele Leute“, meinte Buhl. Gleichzeitig legt er Wert auf das Ehrenamt, das er unterstützen will.
Buhl stellte klar, dass er sich bis zum 67. Lebensjahr für das Bürgermeisteramt bewerben könne, also jetzt und ein weiteres Mal. „Ich habe vor, zwei Amtszeiten zu machen“, sagte der 53-Jährige. Zu seiner Motivation, zu kandidieren, meinte Buhl, dass er bereits in kleineren Gemeinden tätig gewesen sei, und somit
auch deren Sorgen und Nöte kenne. Als Bürgermeister habe er viele Gestaltungsmöglichkeiten.
Yann Reydelet trat anschließend ans Mikrofon. Vor etwas mehr als einem Jahr ist der 46-Jährige mit seiner Frau nach Seitingen-Oberflacht gezogen. Er ist Diplom-Biologe und Diplom-Ingenieur in Landschaftsplanung und -architektur und arbeitet derzeit bei Aesculap.
Ihm ist besonders wichtig, dass der Bürgermeister aus dem Ort kommt, denn als Bürgermeister sei man nah an den Menschen dran. „Ich denke, uns erwarten viele Aufgaben“, führte er in seine Präsentation ein.
Er will das Thema Internet angehen sowie die Kanalisation, Wasserversorgung und Beleuchtung auf den neuesten Stand bringen. „Dazu müssen wir die Straßen aufreißen. Es ist wichtig, dabei strukturiert vorzugehen“, erklärte er den Bürgern.
Wasserquellen sanieren
Die Quellen, aus denen die Gemeinde einen Großteil für die Wasserversorgung nutzt, will der Bürgermeisterkandidat erhalten und sanieren. „Wasser ist ein Schatz“, findet Reydelet, der in Paris studiert und in Biologie promoviert hat. Außerdem ist er zertifizierter Datenschutzbeauftragter mit Spezialisierung in der Klinischen Forschung. Er berichtete, dass er die Pläne der örtlichen Kanalisation untersucht und dabei festgestellt habe, dass die Leitungen überbelastet seien. Je nach Zustand müsse die Abschnitte zeitnah saniert werden.
„Das Rathaus ist ein leidiges Thema“, findet Reydelet. Zögere man mit der Sanierung zu lange, befürchtet er, dass sich das Denkmalamt einschalte, und dann werde das Vorhaben „extrem teuer“.
Ein neues Rathaus will der Bürgermeisterkandidat aber nicht bauen. Viel eher schlug er vor, dass das Rathaus „in den viel zu kleinen Kindergarten“auf dem Kirchberg zieht, und dafür ein neuer Kindergarten gebaut wird. So könnte seiner Meinung nach viel Geld gespart werden. Auch die Themen Industrie- und Baugebiete stehen auf Reydelets Agenda. Man müsse überlegen, wie Wohnraum geschaffen werden könne. „Da haben wir einen großen Brocken vor uns“, sagte er.
Dass er keine Netzwerke hat, sieht der Bürgermeisterkandidat als Vorteil: „Ich kann frei agieren und bin niemandem etwas schuldig.“Auf Nachfrage, warum er gewählt werden soll, antwortete Reydelet, dass er Ideen habe und die Aufgaben aktiv gestalten wolle. Mit offenen Augen sei er durch die Gemeinde gegangen und habe Dinge entdeckt, die verbessert werden können. Den Bereich des Verwaltungsrechts könne er lernen.
Integration ist Reydelet ebenso wichtig. Er berichtete, dass er das Flüchtlingsheim der Gemeinde besucht hat. „Die Menschen haben Hemmungen. Wir müssen auf sie zugehen. Wir müssen diese Menschen integrieren. Das ist unsere Verantwortung“, sagte er. Auch er möchte die Angebote des Nachbarschaftshilfevereins „Wir für Sie“ausbauen. Er könnte sich vorstellen, dass beispielsweise Flüchtlinge Gärten von älteren Menschen pflegen. Einerseits würde das zur Integration beitragen, andererseits würde jemandem bei der Gartenarbeit geholfen.
Bezüglich der Finanzpolitik äußerte Reydelet, dass die Rücklagen der Gemeinde Ende des Jahres rund eine Million Euro betragen werden – allein die Verlegung des Glasfasernetzes werde mehr kosten. „Im Moment ist es geschickt, Schulden zu machen, um leichter an Fördergelder zu gelangen“, sagte er. Er könnte sich vorstellen, künftig die Kosten für größere Projekte auszulagern, um kurzfristig Geld zu haben und handeln zu können.
Verkehrssicherheit auf dem Schulweg ist dem 46-Jährigen wichtig. „Ich möchte präventiv handeln und nicht erst warten, bis etwas passiert.“Er ist der Ansicht, dass die Ampel am Gemeindezentrum, die erst aufgestellt wird, nicht die richtige Lösung ist. Er bevorzugt einen Zebrastreifen und unebenen Wellen auf der Straße, allein wegen diesen Autofahrer schon abbremsen müssen.
„Ich habe vor, zwei Amtszeiten zu machen“, sagt Bürgermeisterkandidat Jürgen Buhl.
„Ich kann frei agieren und bin niemandem etwas schuldig“, sagt Bürgermeisterkandidat Yann Reydelet.