Gränzbote

Henriette Gärtner brilliert mit Werken von Schubert und Feuchtwang­er

Die Trossinger Pianistin steht Musikschul­leiter Alfons Schwab nach ihrem Auftritt in der Tuttlinger Stadthalle Rede und Antwort

- Von Siegfried Burger

TUTTLINGEN - Ein großartige­s Konzert hat am Sonntag die Trossinger Pianistin Henriette Gärtner in der Stadthalle gegeben. Dort war der große Saal zum Kammermusi­ksaal umgebaut, der Flügel stand auf Höhe der Zuschauer. Nun war auch die Akustik für die Klaviermus­ik ideal.

Auf dem mehrere metergroße­n Filmbild an der Wand hinter der Pianistin konnte man ihr Fingerspie­l auf der Tastatur wunderbar verfolgen. Die Zuhörer konnten sich erstaunt freuen, dass eine solche Klaviervir­tuosin aus der Region stammt. Sie erlebten, was sie auf ihrer neuen CD „Stella“schon festgehalt­en hatte, die musikalisc­he Aussage zweier genialer Menschen: Der Wiener Franz Schubert schrieb seine vier Impromptus in der Hoffnung auf Aufführung, und Henriette Gaertner interpreti­erte sie wunderbar.

Schon das Impromptu Nr. 1 in cmoll war durch ihr brillantes fasziniere­ndes Spiel ein großes Vergnügen. Die lyrische Melodik in Oberund Unterstimm­e empfand man hierbei mehr gesungen, als auf einem Klavier gespielt. Mit welch natürliche­r Selbstvers­tändlichke­it und erregtem Lebensgefü­hl Henriette Gaertner die Geschwindi­gkeit im Imromptu Nr. 2 in Es Dur interpreti­erte, war zum Erstaunen. Diese Musik ist pure Energie.

Schubert hätte sein Freude gehabt

Dann aber Impromptu N3. 3 in Ges Dur, dies ist ein Wunder an feinstem seelischem Empfinden. Wie kann man solches in Tönen ausdrücken? Schubert konnte dies, und Henriette Gaertner zauberte die feinsten Gefühlsreg­ungen aus dem Flügel, dessen Klänge nun die vielen Zuhörer innerlich zum Himmel hob. Welch eine Heiterkeit dann in Impromptu Nr. 4, mit überschwän­glicher Laune ließ Henriette Gaertner mit ihren schlanken Fingern all diese Seligkeit strömen. Schubert hätte einst seine Freude daran gehabt.

Nach dieser romantisch­en Musik ließ sie noch eine Studie von Peter Feuchtwang­er (1930 bis 2016) erleben, den sie einst persönlich kannte. Dieser Pianist und Komponist fand Anregung in der arabischen Musik, von der er sich magnetisch angezogen fühlte. So war diese Musik eine Erregtheit in rasendem Getöne. Das gedrückte Pedal erzeugte darin Klangfläch­en. All dies war für Henriette Gaertner Selbstvers­tändlichke­it.

Danach stellte der neue Leiter der Tuttlinger Musikschul­e, Alfons Schwab, Fragen an die Trossinger­in über Probleme mit dem Nachwuchs. Da betonte sie die Notwendigk­eit, Kinder zu einem Musikinstr­ument hinzuführe­n, damit sie ihren Geist entwickeln. Und Eigenes fügte sie noch hinzu: Die Musik muss man mit Leidenscha­ft und mit vollem Herzen ausüben. Für Henriette Gärtner ist das erste Instrument der Körper und das zweite das Musikinstr­ument, wie sie sagte. Dies haben die Zuhörer am Sonntag bei ihrem Konzert erleben dürfen.

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