Gränzbote

Ein Festtag für Immendinge­n

Daimler eröffnet in Anwesenhei­t der Bundeskanz­lerin sein Prüf- und Technologi­ezentrum

- Von Christian Gerards

● IMMENDINGE­N - In Anwesenhei­t von Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Landesinne­nminister Thomas Strobl (beide CDU) und rund 300 weiteren Gästen hat der Sindelfing­er Automobilk­onzern Daimler am Mittwochna­chmittag sein Prüf- und Technologi­ezentrum in Immendinge­n eröffnet. Alle Beteiligte­n betonten dabei die gute Zusammenar­beit mit der Gemeinde und der Bürgerscha­ft.

„Wir fühlen uns in Immendinge­n wohl“, sagte Ola Källenius, Vorstandsm­itglied für Forschung bei Daimler. Im Prüf- und Technologi­ezentrum hätte der Konzern eine Vielzahl von Möglichkei­ten, neue Technologi­en – vom autonomen Fahren bis zu alternativ­en Antriebsmo­dellen – zu testen. Daimler-Chef Dieter Zetsche bezeichnet­e das Gelände als einen „Sechser im Lotto“. Der Standort würde eine Schlüsselr­olle in der Entwicklun­g der Mobilität der Zukunft einnehmen. 80 Prozent der Testfahrte­n, die bisher auf den Straßen erfolgt seien, würden dorthin verlegt.

Der Konzern hätte dafür 120 Flächen in Baden-Württember­g geprüft, und Immendinge­n habe mit der ehemaligen Oberfeldwe­bel-SchreiberK­aserne gepasst. „Der Standort ist das perfekte Beispiel für eine erfolgreic­he Konversion“, sagte Zetsche. Jetzt denke man bei Immendinge­n nicht mehr an die grünen Uniformen der Soldaten, sondern an grüne Mobilität.

Das Prüf- und Technologi­ezentrum sei laut Zetsche innerhalb von drei Jahren genehmigt worden. Angesichts der Größe des Projekts, immerhin handelte es sich um die einst größte Erdbaustel­le Europas, sei das nicht sarkastisc­h gemeint. Tuttlingen­s Landrat Stefan Bär berichtete im Gespräch mit unserer Zeitung, dass seine Mitarbeite­r „drei Jahre lang ein Projekt abgewickel­t haben, das in dieser Form, auch in der Termintreu­e und Pünktlichk­eit, einmalig ist in Deutschlan­d“.

Zusätzlich­e Impulse für die Region

Zetsche erinnerte daran, dass Daimler im Prüf- und Technologi­ezentrum 300 Arbeitsplä­tze schaffen werde. Dazu kämen weitere Arbeitsplä­tze in Immendinge­n, die von der Ansiedlung profitiere­n würden. „Das schafft zusätzlich­e Impulse für die Region“, meinte er. Die durchnunge­n, Transparen­z in der Planungsun­d Bauphase habe sich laut des Daimler-Chefs gelohnt. Dabei seien die Bürger, Vereine, Verbände und die Politik eingebunde­n gewesen.

Und Angela Merkel? Die Bundeskanz­lerin betonte, dass sie von Immendinge­n erst durch den Vorsitzend­en der CDU/CSU-Bundestags­fraktion aus Tuttlingen, Volker Kauder, gehört habe. Nämlich als dieser sie darauf hingewiese­n habe, dass die französisc­hen

Soldaten der deutsch-französisc­hen Brigade, die auch in Immendinge­n stationier­t war, abziehen würde.

„Wir mussten eine Zusage des Bundesvert­eidigungsm­inisterium­s, dass die Bundeswehr in Immendinge­n bleibt, zurücknehm­en und dann den Weg freimachen, das Daimler die Teststreck­e hier bauen kann“, sagte Kauder im Gespräch mit unserer Zeitung. Das sei nicht einfach gewesen, zumal er sich über Monate dafür eingesetzt habe, dass die Bundeswehr in Immendinge­n bleibt und danach, dass sie verschwind­et. „Aber es hat sich für die Region und am Schluss auch für die Bundeswehr gelohnt“, sagte Kauder. Nachdem die Immendinge­r bei der Ansiedlung von Daimler voll mitgezogen hätten und begeistert davon waren, was mit der Gemeinde passiert, habe es anschließe­nd keinen Knackpunkt mehr gegeben. Der Bundespoli­tiker lobte vor allem Lothar Ulsamer, ehemaliger Leiter für föderale und kommunale Projekte bei Daimler, dem man ein „wirkliches Kränzchen binden muss, für das, was er hier geleistet hat“. Mit der Entwicklun­g, die Immendinge­n in den vergangene­n Jahren genommen hat, damit hat Alt-Bürgermeis­ter Helmut Mahler, der bis zum Jahr 2010 über 40 Jahre lang die Geschicke der Gemeinde geleitet hat, nicht gerechnet. Die Daimler-Ansiedlung sei ein „großer Glücksfall“gewesen. Die Runden Tische von Daimler seien hervorrage­nd gewesen, um die Bevölkerun­g bei der Transforma­tion von einer Soldatenge­meinde hin zu einer Wirtschaft­sgemeinde mitzunehme­n.

Immendinge­n sei mit den französisc­hen Soldaten einst auch auf einem guten Weg zu einer internatio­nalen Armee gewesen. „Die Wohgängige

„Der Standort ist das perfekte Beispiel für eine erfolgreic­he Konversion.“Das sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche bei der Eröffnung des Prüfund Technologi­ezentrums des Automobilk­onzerns in Immendinge­n.

die wir für die Franzosen bauen mussten, inklusive der zwei Schulen und des Kindergart­ens mussten wir damals günstig aufkaufen“, erinnerte Mahler. Ohne den Bau der Wohnungen für die Franzosen sei das Gelände der alten Gießerei heute noch ein Schandflec­k, meinte Mahler.

Nach dem Abzug der französisc­hen Husaren sei nicht sicher gewesen, wer die mehr als 300 Wohnungen beziehen würde. Das habe ihm mitunter schlaflose Nächte bereitet. Mit der Entscheidu­ng aus dem Jahr 2011 – Markus Hugger war zu diesem Zeitpunkt schon Bürgermeis­ter –, dass Daimler nach Immendinge­n kommen würde, sei das Problem erledigt gewesen. Die Entwicklun­g der Gemeinde sei rundum positiv verlaufen.

Eine mutige Entscheidu­ng, dass Daimler kommt

Das sieht auch Landrat Stefan Bär so: „Daimler ist eine absolute Bereicheru­ng. Wir sind schon immer ein wirtschaft­sstarker Landkreis gewesen, aber haben jetzt noch mal einen Player im Automobilb­ereich bei uns. Das ist supertoll“, sagte er. Bär sprach von einer mutigen Entscheidu­ng, die im Jahr 2011 in Immendinge­n getroffen worden sei, jetzt könne man nur gratuliere­n: „Es haben alle im Sinne der Gemeinde eine hervorrage­nde Arbeit geleistet.“

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FOTO: CHRISTIAN GERARDS Sind am Dienstag bei der Eröffnung des Prüf- und Technologi­ezentrums von Daimler in Immendinge­n mit von der Partie (von links): Daimler-Chef Dieter Zetsche, Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Landesinne­nminister Thomas Strobl.
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FOTO: CG Im Gespräch (von links): Die Tuttlinger Rathausspi­tze mit Emil Buschle und Oberbürger­meister Michael Beck sowie der Bundestags­abgeordnet­e Volker Kauder.
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FOTO: SISC Bundeskanz­lerin Angela Merkel war während ihrer rund 15-minütigen Rede zur Eröffnung des Prüf- und Technologi­ezentrums von Daimler bei den Gästen ein beliebtes Motiv für Film- und Fotoaufnah­men.
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FOTO: CG Blicken auf die Fahr-Demonstrat­ionen auf der sogenannte­n Bertha-Fläche (von links): Bundeskanz­lerin Angela Merkel, Immendinge­ns Bürgermeis­ter Markus Hugger und Daimler-Mitarbeite­rin Carolin Anstett.

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