Ein Festtag für Immendingen
Daimler eröffnet in Anwesenheit der Bundeskanzlerin sein Prüf- und Technologiezentrum
● IMMENDINGEN - In Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Landesinnenminister Thomas Strobl (beide CDU) und rund 300 weiteren Gästen hat der Sindelfinger Automobilkonzern Daimler am Mittwochnachmittag sein Prüf- und Technologiezentrum in Immendingen eröffnet. Alle Beteiligten betonten dabei die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der Bürgerschaft.
„Wir fühlen uns in Immendingen wohl“, sagte Ola Källenius, Vorstandsmitglied für Forschung bei Daimler. Im Prüf- und Technologiezentrum hätte der Konzern eine Vielzahl von Möglichkeiten, neue Technologien – vom autonomen Fahren bis zu alternativen Antriebsmodellen – zu testen. Daimler-Chef Dieter Zetsche bezeichnete das Gelände als einen „Sechser im Lotto“. Der Standort würde eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Mobilität der Zukunft einnehmen. 80 Prozent der Testfahrten, die bisher auf den Straßen erfolgt seien, würden dorthin verlegt.
Der Konzern hätte dafür 120 Flächen in Baden-Württemberg geprüft, und Immendingen habe mit der ehemaligen Oberfeldwebel-SchreiberKaserne gepasst. „Der Standort ist das perfekte Beispiel für eine erfolgreiche Konversion“, sagte Zetsche. Jetzt denke man bei Immendingen nicht mehr an die grünen Uniformen der Soldaten, sondern an grüne Mobilität.
Das Prüf- und Technologiezentrum sei laut Zetsche innerhalb von drei Jahren genehmigt worden. Angesichts der Größe des Projekts, immerhin handelte es sich um die einst größte Erdbaustelle Europas, sei das nicht sarkastisch gemeint. Tuttlingens Landrat Stefan Bär berichtete im Gespräch mit unserer Zeitung, dass seine Mitarbeiter „drei Jahre lang ein Projekt abgewickelt haben, das in dieser Form, auch in der Termintreue und Pünktlichkeit, einmalig ist in Deutschland“.
Zusätzliche Impulse für die Region
Zetsche erinnerte daran, dass Daimler im Prüf- und Technologiezentrum 300 Arbeitsplätze schaffen werde. Dazu kämen weitere Arbeitsplätze in Immendingen, die von der Ansiedlung profitieren würden. „Das schafft zusätzliche Impulse für die Region“, meinte er. Die durchnungen, Transparenz in der Planungsund Bauphase habe sich laut des Daimler-Chefs gelohnt. Dabei seien die Bürger, Vereine, Verbände und die Politik eingebunden gewesen.
Und Angela Merkel? Die Bundeskanzlerin betonte, dass sie von Immendingen erst durch den Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion aus Tuttlingen, Volker Kauder, gehört habe. Nämlich als dieser sie darauf hingewiesen habe, dass die französischen
Soldaten der deutsch-französischen Brigade, die auch in Immendingen stationiert war, abziehen würde.
„Wir mussten eine Zusage des Bundesverteidigungsministeriums, dass die Bundeswehr in Immendingen bleibt, zurücknehmen und dann den Weg freimachen, das Daimler die Teststrecke hier bauen kann“, sagte Kauder im Gespräch mit unserer Zeitung. Das sei nicht einfach gewesen, zumal er sich über Monate dafür eingesetzt habe, dass die Bundeswehr in Immendingen bleibt und danach, dass sie verschwindet. „Aber es hat sich für die Region und am Schluss auch für die Bundeswehr gelohnt“, sagte Kauder. Nachdem die Immendinger bei der Ansiedlung von Daimler voll mitgezogen hätten und begeistert davon waren, was mit der Gemeinde passiert, habe es anschließend keinen Knackpunkt mehr gegeben. Der Bundespolitiker lobte vor allem Lothar Ulsamer, ehemaliger Leiter für föderale und kommunale Projekte bei Daimler, dem man ein „wirkliches Kränzchen binden muss, für das, was er hier geleistet hat“. Mit der Entwicklung, die Immendingen in den vergangenen Jahren genommen hat, damit hat Alt-Bürgermeister Helmut Mahler, der bis zum Jahr 2010 über 40 Jahre lang die Geschicke der Gemeinde geleitet hat, nicht gerechnet. Die Daimler-Ansiedlung sei ein „großer Glücksfall“gewesen. Die Runden Tische von Daimler seien hervorragend gewesen, um die Bevölkerung bei der Transformation von einer Soldatengemeinde hin zu einer Wirtschaftsgemeinde mitzunehmen.
Immendingen sei mit den französischen Soldaten einst auch auf einem guten Weg zu einer internationalen Armee gewesen. „Die Wohgängige
„Der Standort ist das perfekte Beispiel für eine erfolgreiche Konversion.“Das sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche bei der Eröffnung des Prüfund Technologiezentrums des Automobilkonzerns in Immendingen.
die wir für die Franzosen bauen mussten, inklusive der zwei Schulen und des Kindergartens mussten wir damals günstig aufkaufen“, erinnerte Mahler. Ohne den Bau der Wohnungen für die Franzosen sei das Gelände der alten Gießerei heute noch ein Schandfleck, meinte Mahler.
Nach dem Abzug der französischen Husaren sei nicht sicher gewesen, wer die mehr als 300 Wohnungen beziehen würde. Das habe ihm mitunter schlaflose Nächte bereitet. Mit der Entscheidung aus dem Jahr 2011 – Markus Hugger war zu diesem Zeitpunkt schon Bürgermeister –, dass Daimler nach Immendingen kommen würde, sei das Problem erledigt gewesen. Die Entwicklung der Gemeinde sei rundum positiv verlaufen.
Eine mutige Entscheidung, dass Daimler kommt
Das sieht auch Landrat Stefan Bär so: „Daimler ist eine absolute Bereicherung. Wir sind schon immer ein wirtschaftsstarker Landkreis gewesen, aber haben jetzt noch mal einen Player im Automobilbereich bei uns. Das ist supertoll“, sagte er. Bär sprach von einer mutigen Entscheidung, die im Jahr 2011 in Immendingen getroffen worden sei, jetzt könne man nur gratulieren: „Es haben alle im Sinne der Gemeinde eine hervorragende Arbeit geleistet.“
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