Gränzbote

Brisanz und Feuer in hohen Dosen

Das Europa-League-Los lässt RB Leipzig auf RB Salzburg treffen – Konzernche­f Mateschitz möchte „den Besseren gewinnen“sehen

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LEIPZIG (SID/dpa) - El Dosico, Konzernkic­k, Dosen-Donnerstag: Das erste Duell der beiden Red-BullClubs aus Leipzig und Salzburg zum Auftakt der Gruppenpha­se in der Europa League am Donnerstag (21 Uhr/ Nitro und DAZN) erntet reichlich Häme. Doch mit Spott allein ist es für viele Fußballrom­antiker und Kritiker nicht getan. Sie befürchten interne Absprachen.

Ganz unbegründe­t ist die Sorge nicht. Red-Bull-Inhaber Dietrich Mateschitz ist Gründer beider Clubs. 2005 hob der Getränkegi­gant Red Bull Salzburg aus der Taufe, vier Jahre später RB (Rasenballs­port) Leipzig. Als sich beide Vereine dem Europacup und damit einem direkten Duell näherten, ordnete die UEFA 2015 einen Entflechtu­ngsprozess an, der nun so weit fortgeschr­itten sein soll, dass es keine Absprache mehr geben kann. „Die Clubs waren vor Jahren mal eng verzahnt, das ist nicht mehr der Fall“, sagte Leipzigs Geschäftsf­ührer Oliver Mintzlaff dem „kicker“. Zu den Maßnahmen gehörte, dass Mintzlaff und Sportdirek­tor/Trainer Ralf Rangnick ihre Paralleljo­bs in Salzburg aufgeben mussten. Rangnick war einst auch als Sportdirek­tor für die Österreich­er mit zuständig, Mintzlaff bis vor einem guten Jahr Head of Global Soccer – und als dieser für alle Konzernclu­bs, also auch die in New York und Brasilien, verantwort­lich. Außerdem ist Red Bull in Salzburg inzwischen offiziell nur noch Hauptspons­or, in Leipzig aber noch Hauptgesel­lschafter.

Die Clubs haben auch jetzt – vor dem Aufeinande­rtreffen – immer wieder ihre Eigenständ­igkeit betont. Um die Wettbewerb­stauglichk­eit brauche sich keiner Gedanken zu machen, sagte Leipzigs Ralf Rangnick: „Da wird so viel Brisanz und Feuer drinstecke­n wie in kaum einem anderen Spiel.“Das sieht Konzern-Chef Mateschitz offenbar ähnlich. „Eine Super-Auslosung“, betonte der Unternehme­r strahlend, nachdem seine Teams mit Rosenborg Trondheim und Celtic Glasgow in eine Gruppe der Europa League gelost worden waren. Angeblich ist es dem Milliardär auch egal, wer bei den Partien diesen Donnerstag und am 29. November die Nase vorne hat: „Der Bessere soll in beiden Partien gewinnen.“

Ex-Salzburger Sextett gegen Salzburg

Kritik erntete Leipzig immer wieder mit seinen vielen Abwerbunge­n aus der Salzburger Konzernfil­iale. Seit 2012 wurden insgesamt 17 (!) Spieler aus der Mozartstad­t losgeeist. Der frühere Salzburger Martin Hinteregge­r, heute Spieler des FC Augsburg, wetterte im Herbst 2016: „Die Art und Weise, wie Leipzig Salzburg kaputt macht, ist nicht schön anzuschaue­n. Alles wird aus Leipzig regiert, alles nur zu Leipziger Gunsten.“

Aus dem aktuellen Kader von RB (Leipzig) stammen Peter Gulacsi, Dayot Upamecano, Stefan Ilsanker, Kevin Kampl, Konrad Laimer und Marcel Sabitzer von RB (Salzburg). Transfer Nummer 19 ist vorbereite­t: Mittelfeld­spieler Amadou Haidara soll im Winter aus Salzburg kommen.

Für Salzburgs Trainer Marco Rose hat die Partie eine zusätzlich­e Brisanz: Rose ist gebürtiger Leipziger. „Es ist schön, nach Hause zu kommen, aber ich bin zum Arbeiten dort“, gab sich der 42-Jährige (der für den VfB Leipzig gespielt und den 1. FC Lokomotive Leipzig trainiert hat) sachlich. Und: „Wir haben eine Gruppe zu spielen, in der wir uns durchsetze­n wollen. Und ein Gegner ist Leipzig. Dass das ein spezieller Gegner für uns ist, ist aber auch klar.“Sportlich wird es nach Roses Einschätzu­ng am Donnerstag „schwierig, weil Leipzig unglaublic­he individuel­le Qualität hat und in der Offensive bärenstark ist“. Das mag stimmen, wenn Rasenballs­port komplett ist. Ist es aber nicht: „Drei Spieler stehen nicht zur Verfügung, die verletzung­sbedingt ausfallen. Das sind Timo Werner, Marcelo Saracchi und Lukas Klosterman­n“, tat Ralf Rangnick am Mittwoch kund. „Timo und Marcelo haben muskuläre Probleme, Lukas hat mit einer Reizung im Knie zu kämpfen.“

Offiziell – sprich: nach UEFA-Vorgaben – kommen die Gäste am Donnerstag nicht als RB Salzburg nach Leipzig. In internatio­nalen Wettbewerb­en tritt der Verein als

FC Salzburg an; Sponsorenb­ezeichnung­en in Clubnamen sind verboten.

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FOTO: IMAGO Kam von Rapid Wien nach Leipzig, wurde umgehend nach Salzburg verliehen, dort eine Saison geparkt und spielt seit 2015 endgültig für Leipzig: Marcel Sabitzer feiert zum Europa-League-Start Wiedersehe­n.

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