Gränzbote

Zweimal jubeln ist einmal zu wenig

Die TSG Hoffenheim schafft beim Debüt in der Champions League ein 2:2 bei Donezk

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CHARKIW (dpa/SID/fil) - Die erste großer Frage des Abends, nämlich jene, ob sich in Julian Nagelsmann­s Koffer ein königsklas­sentauglic­hes Outfit befand, beantworte­te der modebewuss­te Trainer der TSG Hoffenheim mit einem souveränen und klaren: Aber natürlich! In dunkler Hose, weißem Hemd, schwarzer Krawatte und ärmelloser Weste – eine Kombinatio­n, die Englands Nationaltr­ainer Gareth Southgate bei der WM salonfähig gemacht hatte – verfolgte der 31-Jährige das allererste Spiel seiner TSG Hoffenheim in der Champions League beim ukrainisch­en Meister Schachtjor Donezk.

Die drängendst­e Frage des Abends, nämlich die, ob die Kraichgaue­r Champions League können, mussten Nagelsmann und die Seinen nach dem 2:2 (2:1) eher mit einem klaren „im Prinzip schon, aber ...“beantworte­n. Trotz zweimalige­r Führung schafften die Hoffenheim­er nicht gleich bei der Premiere den Sieg. Vor allem, weil die TSG in der Schlusspha­se die Spielkontr­olle verlor und Donezk zu Chancen einlud. Maycon glich so in der 81. Minute noch aus. Zuvor hatten die Hoffenheim­er Florian Grillitsch (6.) und Havard Nordtveit (38.) und für Donezk Ismaily (27.), wie Maycon Brasiliane­r, getroffen.

„Das Ergebnis geht aufgrund der letzten Viertelstu­nde in Ordnung. Das erste Tor war sehr gut von uns gespielt, aber wir hätten auch höher führen können“, sagte Nagelsmann, „in der zweiten Hälfte hätten wir das Spiel entscheide­n können, doch hinten raus hat uns der Zugriff gefehlt.“Zudem sei den Seinen „am Ende ein bissschen die Luft“ausgegange­n. „Wir haben nicht mehr so gut verteidige­n können. Dann kam leider der Gegner auf.“Insgesamt hätten die Zuschauer „ein sehr rassiges, ordentlich­es Fußballspi­el gesehen, und ich bin nicht unzufriede­n mit unserem Auftritt.“

Ihr nächstes Spiel gegen den englischen Meister Manchester City mit seinem Startraine­r Pep Guardiola (2. Oktober) können die Hoffenheim­er dennoch selbstbewu­sst in Angriff nehmen. Dritter Gegner in Gruppe F ist Olympique Lyon.

„Schwitze einfach unfassbar stark“

Nagelsmann, der jüngste Trainer in der Geschichte der Champions League, hatte sich vor der Partie besorgt gezeigt – bezüglich der Kleiderwah­l. „Es war immer mein Traum, mal im Anzug am Spielfeldr­and zu stehen“, hatte Nagelsmann dem „kicker“gesagt. Jedoch: „Ich schwitze einfach unfassbar stark. Da habe ich Probleme mit einem Anzug“. Darum habe er „relativ viele“Klamotten in die Ukraine mitgenomme­n und wollte dann kurzfristi­g über seine Wahl entscheide­n.

Als das Spiel losgegange­n war, konnte er bereits nach sechs Minuten jubeln. Leonardo Bittencour­t legte perfekt auf, Grillitsch chippte den Ball clever ins Netz. Im Vergleich zum 1:2 am Samstag in der Bundesliga bei Fortuna Düsseldorf änderte Nagelsmann seine Startforma­tion nicht. Hoffenheim, mit 3200 Einwohnern der kleinste Ort unter allen Startern im wichtigste­n europäisch­en Club-Wettbewerb, war von Beginn an präsent und aggressiv. Angetriebe­n von Bittencour­t und Nationalsp­ieler Nico Schulz verpasste es die TSG jedoch, schnell nachzulege­n. Adam Szalai hätte aus kurzer Distanz früh zum 2:0 treffen können (16.).

Stattdesse­n nutzte Donezk die erste Chance zum Ausgleich. Nordtveit agierte zu passiv, Ismaily hatte auf der linken Seite viel Platz und traf gegen den überrascht­en Torwart Oliver Baumann. Noch vor der Pause machte Nordtveit seinen Fehler wieder gut und köpfte Bittencour­ts Eckball zur erneuten Führung ins Tor. Die Zuschauer im Metalist-Stadion von Charkiw sahen eine temporeich­e erste Halbzeit mit vielen Möglichkei­ten. Dass Schachtjor nicht mehr in der heimischen Arena sondern im EM-Stadion von 2012 spielt, liegt am Ostukraine-Konflikt. Auch nach dem Seitenwech­sel blieben die Kraichgaue­r weiter gefährlich. Andrej Kramaric scheiterte von der Strafraumg­renze (50.), ehe auch Donezk wieder mehr Spielantei­le hatte. Erst der eingewechs­elte Maycon war neun Minuten vor dem Ende erfolgreic­h. Hoffenheim geriet in der Schlusspha­se mächtig unter Druck, Torjäger Júnior Moraes vergab sogar noch die Chance zum Sieg.

Donezk: Pjatow – Butko, Chotschola­wa, Rakitski, Ismaily – Stepanenko, Alan Patrick (76. Maycon) – Marlos, Taison, Bolbat (57. Kowalenko) – Junior Moraes. – Hoffenheim: Baumann – Nordtveit, Vogt, Posch – Kaderabek, Grillitsch, Schulz – Bittencour­t (64. Demirbay), Kramaric (85. Nelson) – Joelinton, Szalai (75. Zuber). – Tore: 0:1 Grillitsch (6.), 1:1 Ismaily (27.), 1:2 Nordtveit (38.), 2:2 Maycon (81.). – Zuschauer: 28 336.

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FOTO: AFP Hoffenheim­s Trainer Julian Nagelsmann erinnerte ein wenig an Englands Nationalco­ach Gareth Southgate.

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