„Effizienz erhöhen und kürzer arbeiten“
Führungskräftetrainer Boris Grundl – Rotarier unterstützen Kampf gegen Kinderlähmung
TUTTLINGEN/DONAUESCHINGEN - Die Rotary Clubs HohenkarpfenTuttlingen, Tuttlingen und Donaueschingen haben am Dienstagabend einen Vortrag des Trossinger Führungskräftetrainers Boris Grundl veranstaltet. Dazu kamen rund 700 Zuhörer in die Donauhalle nach Donaueschingen. Der Erlös ist für das rotarische Projekt „End Polio Now“gedacht. Der internationale Serviceclub setzt sich für die weltweite Ausrottung der Kinderlähmung ein.
Seinen Dank richtete der Donaueschinger Rotary-Präsident Karl Heim an die Gäste sowie an KeynoteSpeaker Boris Grundl, der auf sein Honorar verzichtete – denn 50 Kinder können mit dem Betrag, den eine Eintrittskarte kostet, geimpft werden. Die Bill-Gates-Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates lege den zweifachen Betrag obendrauf. „120 000 Kinder werden Dank heute Abend vor Kinderlähmung bewahrt“, sagte Susanne Ritzi-Mathe, Präsidentin des Rotary Clubs Tuttlingen-Hohenkarpfen.
„End Polio Now“sei eine Jahrhundertaufgabe, die in den vergangenen 30 Jahren 1,9 Milliarden US-Dollar gekostet habe. Die Krankheit könne besiegt werden, die Infektionsrate sei um 99 Prozent gesunken. Jährlich gebe es weltweit nur noch sechs bis sieben Polio-Fälle.
Thema: „Magie des Wandels“
Boris Grundl ging in seinem Vortrag „Magie des Wandels“vor allem auf die innere Veränderung, die Transformation des Menschen ein. „Ein anderes Denken kann einen in eine andere Situation bringen“, sagte Grundl. Er selbst hat nach seiner Querschnittslähmung aufgrund eines missglückten Sprungs ins Wasser eine Transformation durchlebt. Anstatt an den 90 Prozent Lähmung zugrunde zu gehen, konzentrierte er sich auf die zehn „weißen“, funktionierenden Prozent. „Was würde das mit Ihnen machen, wenn Sie sich auf die zehn Prozent Weiß bei sich selbst und bei anderen konzentrieren würden, nicht auf die anderen 90 Prozent?“
Die emotionale und mentale Gesundheit sieht er als eine der großen Herausforderungen der Zukunft. Im Gegensatz zu dem Credo höher, schneller und weiter plädierte er für ein flexibler, klarer und tiefer. Im Klartext: Im Beruf nicht dasselbe immer länger tun, sondern die Effizienz erhöhen und dafür kürzer arbeiten. Früher sei es nur darum gegangen, wie man andere führt.
Heute stehe davor die Frage, wie man sich selbst führt und wie man sich führen lasse. Der Grund: „Tempo, Transparenz und Komplexität: Die Mächtigen können das nicht mehr stemmen, und wer das nicht versteht, der wird ausgewechselt“, sagte der Trossinger. Oder man landet im Burnout oder erkrankt an einer Depression.
Engagement und Kompetenz war ein Thema, bei dem Grundl viele Lacher auf seiner Seite hatte. „Wieso beschäftigen wir uns mit Mist? Mit Dingen, die keinerlei Einfluss auf unser Leben haben?“fragte er. Das sei reine Zeitverschwendung. Wenn alle, die über Donald Trump nachdenken oder reden, stattdessen ein gutes Buch lesen würden, sie könnten in dieser Zeit viel Veränderung bei sich selbst bewirken – zum Beispiel mehr wie ein Brennglas als wie eine Gießkanne leben.
Brennglas contra Gießkanne
Die „Gießkanne“stehe morgens auf, habe eine To-do-Liste und sei viel gefragt. Das „Brennglas“überlege morgens, was es am Abend erledigt haben möchte. Grundl warnte, dass das leichter klinge als es sei: „Unterschätzen Sie nicht den Wunsch, gebraucht zu werden. Machen Sie sich überflüssig. Keine Angst, es kommen größere Aufgaben.“
Zudem gab er den Führungskräften den Hinweis, bei Kritik nicht an das Selbst ihres Gegenübers zu gehen, sondern lediglich das Verhalten anzusprechen. So fragte er die Zuhörer, wer noch nie gelogen habe. Alle Arme blieben unten: „Dann sind sie Lügner“, sagte Grundl. Doch das treffe den Menschen in seinem Selbst und sei kontraproduktiv, da jeder trotz seiner vergangenen Lügen sich nicht als Lügner fühle.
Der Führungskräftetrainer plädiert dafür, das zu tun, was man könne. Nicht das Kennen sei dabei wichtig, sondern das Können. Und: „Machen Sie das, was Sie gut können, nicht was Sie gerne tun.“Die Zuhörer sollten sich daher die Frage stellen und beantworten, was ihr Ruf in ihrem Leben ist. Bei einem freiwilligen Veränderungsprozess gehe es nicht darum, einer Gier nach guten Gefühlen nachzugehen, sondern keine Angst vor negativen Gefühlen zu haben.