Gränzbote

Jede Schule kocht ihr eigenes Süppchen

Protest gegegen einheitlic­he Mittagesse­nsregelung – Stadtverwa­ltung justiert nach

- Von Sabine Krauss

Protest gegen einheitlic­he Regelung des Mittagesse­ns – Stadt justiert nach.

TUTTLINGEN - Es hätte eine einheitlic­he Betreuungs- und Mittagsess­enRegelung für alle Tuttlinger Grundschul­e geben sollen, doch von Seiten der Schulen und der Eltern hagelte es überwiegen­d Kritik: Zwei Wochen nach Schulstart musste die Stadt Tuttlingen den Gemeindera­tsbeschlus­s vom Juni kräftig nachjustie­ren. Das Fazit: Weiterhin gelten für jede Schule eigene Lösungen.

Eigentlich klingt die Grundindee ganz einfach: Parallel zum Wahlangebo­t der Ganztagssc­hule bietet jede Grundschul­e eine zusätzlich Betreuung über eine Zeitspanne von sechs Stunden an (verlässlic­he Grundschul­e vor und nach dem regulären Unterricht). Wer will, kann auch Mittagesse­n dazu buchen – aus organisato­rischen Gründen aber nicht individuel­l an einzelnen Tagen, sondern fix für die ganze Woche.

Doch besonders letzteres war es, was in den vergangene­n Wochen etliche Eltern und auch Rektoren verärgerte und die Stadtverwa­ltung nun zum Handeln zwang. Der Wunsch war, auch nur ein oder zwei Mal pro Woche Mittagesse­n und Betreuung in Anspruch nehmen zu können, anstatt verpflicht­end die ganze Woche.

„Sehr viel Gegenwind“

„Es gab sehr viel Gegendwind“, beschreibt Gudrun Egle, Fachbereic­hsleiterin der Abteilung Schulen, Sport, Kultur, die Reaktionen. Egle räumt ein, es habe Abstimmung­sschwierig­keiten zwischen der Stadt und den Schulen gegeben, „sonst wäre es nicht zu diesem Chaos gekommen“. Was als Verbesseru­ng gedacht war, kam bei Schulen und Eltern offenbar nicht überall als solche an.

In der Grundschul­e Holderstöc­kle und der Schrotensc­hule hatte man bislang je nach Wunsch auch an einzelnen Tagen essen können. Beide Schulen hatten sich bereits vor Jahren bewusst dagegen entschiede­n, Ganztagssc­hule zu werden. „Wir haben über mehrere Jahre mit unseren Eltern ein Konzept entwickelt, das den Eltern eine hohe Flexibilit­ät ermöglicht hat“, sagt etwa Ute ScharreGrü­ninger, Rektorin der Schrotensc­hule. „Uns war es wichtig, dass die Vereinbark­eit von Familie und Beruf auch kurzfristi­g möglich war“, so Scharre-Grüninger – ergo, dass man sein Kind auch spontan für Essen und Betreuung anmelden konnte, wenn ein unvorherge­sehener Termin anstand.

Auch im Holderstöc­kle habe das bisherige Konzept gut funktionie­rt, berichtet Holderstöc­kle-Elternbeir­atsvorsitz­ende Tina Priebe. Auch dort konnte bislang jeder selbst entscheide­n, an welchen festen Wochentage­n das Essen in Anspruch genommen wurde und wann nicht. Das neue Konzept bezeichnet sie als „Rückschrit­t“. „Unsere Eltern sind schon ein bisschen unzufriede­n, viele haben sich aufgeregt“, skizziert sie das Stimmungsb­ild unter den Eltern. Till Haendle, Rektor der Karlschule und derzeitige­r kommissari­scher Leiter der Schildrain­schule, bemängelt indes, das Konzept sei vor den Sommerferi­en zu schnell umgesetzt worden. „Mehr Zeit hätte dem Ganzen sicher gut getan“, sagt er.

Der Stadtverwa­ltung war es mit der Neuregelun­g eigentlich primär darum gegangen, die Betreuungs­zeiten auf sechs volle Stunden auszuweite­n, wie Egle ausführt. Die Flexibilit­ät des neuen Systems habe man darin gesehen, dass Eltern jetzt in verschiede­nen Zeitpakete­n wählen können, ob sie vor oder nach dem Unterricht oder in beiden Zeitspanne­n Betreuung bräuchten. Diese Zeitpakete samt Mittagesss­enswünsche­n dann auch noch individuel­l nach einzelnen Wochentage­n zu unterteile­n, sei schon rein organisato­risch und auch verwalteri­sch mit einem großen Aufwand verbunden, sagt Egle.

Elternbrie­fe in dieser Woche

Durch die Kritik, unter anderem auch durch einen Konzept-Vergleich von Ute Scharre-Grüninger, wird nun nachjustie­rt. In den kommenden Tagen sollen an einigen Schulen daher Elternbrie­fe verteilt werden, die darauf hinweisen, dass das Mittagesse­n nun doch wieder an einzelnen Wochentage­n gebucht werden kann. An der Schildrain­schule soll stattdesse­n eine zusätzlich­e Vespergrup­pe eingericht­et werden, in der die Kinder der verlässlic­hen Grundschul­e, die kein Mittagesse­n gebucht haben, bis zum Start des donnerstäg­lichen Nachmittag­sunterrich­ts betreut werden.

In den kommenden Wochen wolle man die Situation beobachten und gegebenenf­alls nochmals nachjustie­ren, so Egle. Das Ziel solle es jedenfalls sein, möglichst familienve­rträgliche Betreuungs­zeiten gewährleis­ten zu können.

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FOTO: DPA
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FOTO: DPA Gar nicht so einfach: Die einheitlic­he Mittagesse­nsregelung für die Tuttlinger Grundschul­en kam in der Praxis nicht gut an. Mittlerwei­le macht wieder jede Schule so, wie sie es für richtig und praktikabe­l hält.

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