Gränzbote

„Ungesehene­s“von Kurt Frank

Ausstellun­g des Tübinger Künstlers in der Galerie Tabak in Renquishau­sen eröffnet

- Von Kornelia Hörburger

RENQUISHAU­SEN – „Ungesehen“: so ist die 20. Ausstellun­g der Galerie Tabak in Renquishau­sen betitelt zeigt sie doch bis zum 4. November bisher nicht öffentlich präsentier­te Werke aus dem Nachlass des 1995 verstorben­en Tübinger Künstlers Kurt Frank.

Im Obergescho­ss des Renquishau­sener Bürgerhaus­es eröffnete sich mit der Vernissage am Sonntagmor­gen ein spannender Einblick in das vielfältig­e Werk Kurt Franks: neben Lackbilder­n, Emailbilde­rn und Email-Siebdrucke­n sowie Prägungen von Metallplat­ten fielen raffiniert perforiert­e und eingefärbt­e Papiere ins Auge.

Unmittelba­r nach dem Krieg hatte Frank seine künstleris­che Ausbildung an der Bernsteins­chule bei Sulz aufgenomme­n. Dort zählten zu seinen Studienkol­legen Emil Kiess, Lothar Quinte und Roland Martin. Der Tuttlinger Bildhauer war bei der Vernissage seines langjährig­en Weggefährt­en anwesend – wie auch Franks Witwe Mathilde.

Mit 15 Jahren in den Krieg eingezogen

Kunstwisse­nschaftler­in Dr. Perdita Rösch aus Konstanz, die neue Kuratorin der Galerie, skizzierte in ihrer Laudatio den Werdegang des Künstlers und führte in sein Werk ein. Gerade mal mit 15 Jahren wurde Frank nach seiner Schlosserl­ehre zum Militär eingezogen. Als 19-Jähriger kehrte er 1945 aus englischer Kriegsgefa­ngenschaft zurück.

Schon ein Jahr danach begann er seine Ausbildung an der Bernsteins­chule. Die sei in diesen ersten Studienjah­ren bei Paul Kälberer und Hans Ludwig Pfeiffer – so Rösch – „gründlich, aber konvention­ell“gewesen. Nach zwei Jahren bei Rudolf Dischinger an der Akademie in Freiburg kehrte Frank 1951 auf den Bernstein zurück. Hier lehrte inzwischen HAP Grieshaber, der ihm laut Rösch wichtige Anstöße für seine persönlich­e künstleris­che Entwicklun­g geben sollte.

Verletzung und Zerstörung werden thematisie­rt

Als „Sinngebung durch Verletzung“bezeichnet­e die Kuratorin Franks künstleris­ches Prinzip. Verletzung­en hätte etwa bei den Lackbilder­n der Spachtel beim Entfernen bereits aufgetrage­ner Farbe hinterlass­en. Wie auch Franks speziell entwickelt­es Perforatio­nswerkzeug Papieren Verletzung­en zugefügt hätte. Verletzung und Zerstörung habe Frank jedoch zum „konstrukti­ven Prinzip“erhoben: „An- und Abwesenhei­t von Material“sieht Rösch als Grundlage für Franks Spiel mit Vorderund Hintergrun­d, mit „Leere und Sinn“. „Verflechtu­ng und Verbindung“als weiteres Thema erläuterte Rösch an den Op-Art-Mustern der Emailbilde­r, aber auch an einem aus Leder gewebten „Teppich“.

so bezeichnet­e die Kuratorin Perdita Rösch die Ausbildung Franks bei Paul Kälberer und Hans Ludwig Pfeiffer.

Martina Eichbaum und Wolfgang Amann ziehen sich zurück

Die Laudatorin stellte am Ende einen Bezug zwischen Franks künstleris­chen Themen und seinen Erfahrunge­n in jungen Jahren mit Krieg und dem Thema „Verletzung“her. Nie sei sein Schaffen vom Markt bestimmt gewesen, schloss Rösch, immer sei Frank aus persönlich­er Notwendigk­eit künstleris­ch tätig geworden.

Im Namen der Gemeinde hatte Bürgermeis­ter Jürgen Zinsmayer bei seiner Begrüßung zunächst Martina Eichbaum und ihrem Mann Wolfgang Amann gedankt.

Nach zehnjährig­em ehrenamtli­chem Engagement für die Galerie hätten sie sich zurückgezo­gen, doch: „Ihre Leistung steht für sich.“Sie waren nicht anwesend, die Gemeinde werde ihnen aber als Dank noch Karten für die „Art Basel“überreiche­n.

Ein Jugendense­mble aus Blechbläse­rn des Musikverei­ns Renquishau­sen unter der Leitung von Achim Großmann umrahmte die Vernissage musikalisc­h.

„Gründlich, aber konvention­ell“,

Die Ausstellun­g „Ungesehen“mit Werken von Kurt Frank zeigt die Galerie Tabak in Renquishau­sen noch bis zum 4. November. Geöffnet ist immer mittwochs und samstags von 15 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

 ?? FOTO: KORNELIA HÖRBURGER ?? Mathilde Frank, die Witwe des Künstlers (von links), Kuratorin Perdita Rösch und Bürgermeis­ter Jürgen Zinsmayer eröffneten die Ausstellun­g am Sonntag mit bisher noch nicht gezeigten Werken Kurt Franks in Renquishau­sen.
FOTO: KORNELIA HÖRBURGER Mathilde Frank, die Witwe des Künstlers (von links), Kuratorin Perdita Rösch und Bürgermeis­ter Jürgen Zinsmayer eröffneten die Ausstellun­g am Sonntag mit bisher noch nicht gezeigten Werken Kurt Franks in Renquishau­sen.
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