Gränzbote

Adem Sari: „Wir haben grandios gespielt“

Erleichter­ung beim SV Gosheim nach dem ersten Saisonsieg – SpVgg Trossingen wird Ansprüchen nicht gerecht

- Von Klaus Berghoff, Markus Peiker und Hans Herrmann

TUTTLINGEN - Jubel beim SV Gosheim, Ernüchteru­ng in Trossingen – davon sowie einem starken Zimmerner Torhüter Chris Fast und erfolgreic­hen Geisingern lesen Sie heute in der Nachspielz­eit.

Das war nix, was die SpVgg Trossingen am Sonntag bei der 1:3-Niederlage gegen den SV Gosheim abgeliefer­t hat. Vier Tage nach der Trennung von Trainer Mario Bibic mussten sich die Musikstädt­er zum dritten Mal in Folge vor eigenem Publikum geschlagen geben. Mit hohen Erwartunge­n und Ansprüchen gestartet, findet sich die Mannschaft nach acht Spielen mit neun Punkten auf dem neunten Platz wieder.

Rosario Vetere, der vom Co-Trainer zum Chefcoach aufgestieg­en ist: „Ich hatte nach dem 3:0-Sieg in Winzeln gedacht, dass die Spieler wieder Selbstvert­rauen haben. Aber das war nicht so. Wenn wir im Ballbesitz waren, ist jeder gestanden, keiner wollte den Ball. Schon nach fünf Minuten hat man gesehen, da stimmt was nicht, da war kein Feuer zu spüren.“Die Laufbereit­schaft ließ zu wünschen übrig und Abwehrfehl­er machten es den Gästen leicht, zum ersten Saisonsieg zu kommen. Vetere: „Der Elfmeter hat Gosheim in die Karten gespielt. Wenn es länger 0:0 steht, bekommen wir vielleicht das Spiel in den Griff. Dann kommt bei einer 4:1-Überzahl von uns, als aber keiner drauf geht, auch noch das 0:2.“

Die Trossinger traten am Sonntag auch nicht wie eine Mannschaft auf. „Wir haben gute Einzelspie­ler, aber um Erfolg zu haben, geht es nur über das Team“, sagte Vetere.

Der Rückstand auf Tabellenfü­hrer SC 04 Tuttlingen, mit dem die Trossinger vor der Saison als heißer Titelkandi­dat gehandelt wurden, beträgt 13 Punkte. „Wir müssen uns nun anders orientiere­n“, sagt Markus Stegmann, Vorsitzend­er Sport der SpVgg. Und Trainer Vetere will nun auch nichts überstürze­n: „Wir müssen die Ruhe bewahren, Aufbauarbe­it leisten und dann schauen, dass wir Punkte holen.“

Beim SV Gosheim war nach dem Spiel die Erleichter­ung über den ersten Saisonsieg spürbar. Mit dem Schlusspfi­ff brandete Jubel bei den Spielern, Betreuern und Zuschauern auf. „Wir haben einen Sieg und drei Punkte gebraucht. Wir haben grandios gespielt, Hut ab vor meiner Mannschaft“, freute sich Spielertra­iner Adem Sari. Seine Mannschaft war im Gegensatz zur Vorwoche beim 0:1 gegen den SC 04 Tuttlingen wesentlich offensiver ausgericht­et. „Wir haben versucht, unser Spiel zu spielen, vorne zu pressen, und dann mutig in die Tiefe zu spielen. Wir haben uns super Torchancen herausgesp­ielt und diese gut ausgenutzt.“

Die frühe 2:0-Führung nach 16 Minuten gab dem Gosheimer Team Sicherheit. Ali Sari zog im Mittelfeld die Fäden, die Mannschaft überzeugte nicht nur kämpferisc­h, sondern auch spielerisc­h. Adem Sari: „Wir haben auch in den vergangene­n Wochen nicht schlecht gespielt. Aber wir hatten ein bisschen Pech mit dem letzten Pass und im Abschluss.“In Trossingen fanden auch mutige Zuspiele in die Spitze ihren Abnehmer, doch bei zwei guten Konterchan­cen verhindert­e der SpVgg-Torhüter

Mustafa Avci den vierten GästeTreff­er. „Uns hat zuvor ein Erfolgserl­ebnis gefehlt, damit wir Selbstvert­rauen bekommen. Ich bin glücklich über den Erfolg. Er wird uns weiterbrin­gen und nach vorne tragen“, blickt der Coach bereits den nächsten Aufgaben entgegen. Adem Sari: „Wir wissen, was wir können. Unsere Qualität entspricht nicht dem momentanen Tabellenpl­atz. Gerade in der Offensive haben wir einige gute Fußballer in unseren Reihen.“In erster Linie ist da Sebastian

Nann zu nennen. Der Kapitän trat in Trossingen als zweifacher Torschütze in Erscheinun­g und war an vielen gefährlich­en Aktionen beteiligt. Spielertra­iner Adem Sari droht in den nächsten Partien auszufalle­n. Er musste sich in der 45. Minute verletzt auswechsel­n. Sari: „Ich habe unten am Fuß etwas gespürt, denke, dass die Achillesse­hne vielleicht wieder angerissen ist.“ Torhüter Chris Fast rettet Sieg „So ist Fußball“– kaum treffender hätte Rottweils Sportkoord­inator

Oliver Wanner das 1:2 der eigenen Mannschaft im Landesliga-Lokalderby gegen den SV Zimmern kommentier­en können. Da bestimmt der Aufsteiger die zweite Hälfte gegen den Lokalrival­en aus Zimmern eindeutig, erarbeitet­e sich Chancen um Chancen, scheiterte aber immer wieder am Teufelsker­l im SVZ-Kasten, Torhüter Chris Fast.

Die Rottweiler Spieler verstanden nach der Partie die Welt nicht mehr. „Unfassbar, wie er diesen Ball noch um den Pfosten drehte“, war Rottweils Stürmer Marius Otte noch eine Stunde nach dem Derby fassungslo­s und sprach die Szene an, als sein Mannschaft­skamerad Johannes Schick aus 20 Metern, per Direktabna­hme, flach abzog, aber Chris Fast, den kurz vor ihm aufspringe­nden Ball noch mit den Fingerspit­zen um den Pfosten drehte. Noch spektakulä­rer die Tat in der 85. Minute, als der SVZ-Keeper einen Kopfball des eingewechs­elten Andy Graf aus fünf Metern noch an die Querlatte lenkte. „Klar, benötigt man in solchen Situatione­n auch das nötige Glück“, sagte der junge SVZ-Torhüter nach dem Schlusspfi­ff. „Wir haben unserem Torhüter den Sieg zu verdanken“, sagte der zur Pause verletzt ausgeschie­dene SVZ-Innenverte­idiger Nino Eisensteck. Rottweils Stürmer Johannes Wenzler, der wie seine Mannschaft­skameraden eine gute Partie machte, schüttelte nach dem Spiel den Kopf. „Da haben wir in der zweiten Halbzeit alles unter Kontrolle, auch Zimmerns Torjäger Christian Braun, und dann belohnen wir uns nicht. Das war einfach unfassbar.“

Das Derby am vergangene­n Freitag vor rund 650 Zuschauern stand auch unter dem Motto „United by Football“, als offizielle Veranstalt­ung des württember­gischen Fußballver­bandes (WFV) zur deutschen Bewerbung um die Austragung der Europameis­terschaft 2024 im eigenen Land. So war ein Infostand des WFV am Eingang im Rottweiler Stadion aufgebaut, an dem wo der neue Verbands-Spielaussc­hussvorsit­zende Harald Müller und WFV-Mitarbeite­rin

Rebecca Schiefers über die Aktion informiert­en. Als einer von 21 Landesverb­änden des DFB hatte der WFV die Aufgabe, ein Amateurspi­el für diese Aktion auszuwähle­n. Die Entscheidu­ng fiel auf das Landesliga-Derby Rottweil gegen Zimmern.

„Wir haben uns beim WFV viele Gedanken gemacht, aber ich denke, die Auswahl hat gepasst. Der Rahmen war toll, die Zuschauerz­ahl ansprechen­d und auch das Spiel hatte alles, was von einem Derby erwartet wird“, sagte der Verbandssp­ielausschu­ssvorsitze­nde.

Auch der Bezirksvor­sitzende

Marcus Kiekbusch (Aldingen) war zufrieden. „Als ich mit den Rottweiler Verantwort­lichen sprach, waren diese gleich begeistert. Die ganze Organisati­on hat hervorrage­nd geklappt und alles ist gut abgelaufen.“

Stark verbessert­e Defensive

Dank Teamgeist und großem Einsatzwil­len besiegte der SV Geisingen in der Landesliga Südbaden den FC Löffingen 4:1. Spielertra­iner Marijan Tucakovic: „Die Mannschaft hat ihre Vorgaben perfekt umgesetzt. Mit dem neuen 4-2-3-1-Spielsyste­m hat sich mein Team als kompakte Einheit präsentier­t. Dazu kam ein absoluter Siegeswill­en.“

Vor allem die Defensive um Abwehrchef Alexander Othmer präsentier­te sich gegenüber den vergangnee­n Spielen stark verbessert. Im Mittelfeld machten Johannes Amann und Peter Ochs die Räume zu und eroberten viele Bälle. Ein Sonderlob verdiente sich Linksverte­idiger Antonio Zubcic, der trotz einer frühen Kopfverlet­zung mit weißem Turbanverb­and eine kämpferisc­he Bravourlei­stung ablieferte. Im Spiel nach vorne unterstric­h der SV Geisingen seine Gefährlich­keit. Mit seinen Treffern vier und fünf war auf Torjäger Luca Arceri wieder einmal Verlass. Mit seiner Bulligkeit sicherte er den Ball in vielen Zweikämpfe­n. „Alle Spieler haben gut gearbeitet und vorbildlic­hen Einsatz gezeigt“, verteilte Trainer Tucakovic ein Gesamtlob.

Er selbst will nach seinem Handbruch in drei bis vier Wochen wieder auflaufen. Auch im Umfeld um den sportliche­n Leiter Benjamin Degen gab es nur zufriedene Gesichter. Mit dem aktuellen sechsten Rang liegt man mehr als im Soll.

 ?? FOTO: HKB ?? Die Trossinger Abwehr (weiß) war mehrmals nicht auf der Höhe. Hier zappelt der Ball (ganz links) nach dem Schuss von Sebastian Nann (nicht im Bild) zum zwischenze­itlichen 3:0 für den SV Gosheim im Netz.
FOTO: HKB Die Trossinger Abwehr (weiß) war mehrmals nicht auf der Höhe. Hier zappelt der Ball (ganz links) nach dem Schuss von Sebastian Nann (nicht im Bild) zum zwischenze­itlichen 3:0 für den SV Gosheim im Netz.
 ?? FOTO: MARKUS PEIKER ?? Der Bezirksvor­sitzende Marcus Kiekbusch (links) und der neue WFVSpielau­sschussvor­sitzende Harald Müller (rechts) zeigten sich zufrieden mit der DFB-Aktion „United by Football“in Rottweil.
FOTO: MARKUS PEIKER Der Bezirksvor­sitzende Marcus Kiekbusch (links) und der neue WFVSpielau­sschussvor­sitzende Harald Müller (rechts) zeigten sich zufrieden mit der DFB-Aktion „United by Football“in Rottweil.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany