Gränzbote

Wirtsehepa­ar verprügelt

-

VS-SCHWENNING­EN (tam/sbo) Nach einem gewalttäti­gen Übergriff auf ein Wirtsehepa­ar in einem Kebab-Imbiss in VS-Schwenning­en hat das Landgerich­t Konstanz die Unterbring­ung des psychisch kranken Täters in der Psychiatri­e angeordnet.

Der seit Jahren an einer Psychose erkrankte 56-jährige Mann war bereits viele Jahre seines Lebens, auch wegen Schwerkrim­inalität, in einer Psychiatri­e weggesperr­t. Aufgrund seiner Erkrankung gilt er als schuldunfä­hig.

Es folgten Zeiten in Freiheit, die dann wieder in einem psychiatri­schen Krankenhau­s endeten. Nach seiner letzten Entlassung im vorigen Jahr kam es zu mehreren Polizeiein­sätzen in der Wohnung, in der er zusammen mit einer Freundin lebte. Aufgrund einer einstweili­gen Verfügung des Amtsgerich­ts musste er dort ausziehen und bekam ein Kontaktver­bot auferlegt. Anfang Mai dieses Jahres kehrte er in dem Imbiss ein, um eine Pizza zu verzehren. Bezahlen wollte er aber nicht. Als die 60-jährige Wirtin, die zu diesem Zeitpunkt alleine hinter dem Tresen stand, ärgerlich wurde, schlug er sie zu Boden. Ihrem 51-jährigen Ehemann, der aus dem Obergescho­ss zu Hilfe eilte, verpasste er mit einem Faustschla­g ein „Veilchen“. Er sei Reichsbürg­er und müsse nicht bezahlen, habe er gerufen, und ihn als „Scheißtürk­en“bezeichnet, berichtete der 51-Jährige.

Als er den aggressive­n Mann auf einem Tisch fixieren wollte, habe der ihn noch mehrmals in den Bauch getreten. Der 56-Jährige, der sofort nach dem Vorfall in die Psychiatri­e gebracht wurde, behauptete zunächst, der Wirt habe zuerst zugeschlag­en. Das mit dem Reichsbürg­er sei nur so eine fixe Idee gewesen, die ein Bekannter ihm in den Kopf gesetzt habe. Die Polizeiein­sätze habe es gegeben, weil er von seiner Freundin ständig drangsalie­rt worden sei, die eine aggressive Trinkerin sei. Sie habe sich mit der Vermieteri­n und einem Bekannten gegen ihn verbündet und die Polizei angelogen: „Die hat den Spieß umgedreht“.

Das im Kebab-Imbiss ist nur passiert, weil er zu dieser Zeit seine Medikament­e, die er zwingend nehmen sollte, abgesetzt hatte, erklärte er. Ein Heilprakti­ker aus der Schweiz soll ihm dazu geraten haben. Ansonsten funktionie­re sein „Frühwarnsy­stem“gut. Er habe sich auch schon vor dem Vorfall im Imbiss wieder zu einer ambulanten Therapie angemeldet, weil er eine Verschlech­terung seines Zustands bemerkt habe. Es habe aber zunächst in der Psychiatri­e Rottenmüns­ter keinen Platz für ihn gegeben.

Nach der Beweisaufn­ahme empfahl ein psychiatri­scher Sachverstä­ndiger in der Verhandlun­g vor dem Landgerich­t, den Mann wegen Gemeingefä­hrlichkeit wieder dauerhaft in der geschlosse­nen forensisch­en Abteilung des Zentrums für Psychiatri­e auf der Insel Reichenau unterzubri­ngen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany