Gränzbote

Peta fordert nach Biss-Attacke Hundeführe­rschein

Widersprüc­hliche Angaben zum Renquishau­sener Züchter und Zwinger

- Von Regina Braungart

BÖTTINGEN - Der Angriff zweier Dobermänne­r auf ein elfjährige­s Kind in Böttingen hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst (wir haben berichtet). Die Tierschutz­organisati­on PETA nahm den Vorfall zum Anlass, in einer deutschlan­dweit verbreitet­en Pressemitt­eilung die Einführung eines „Hundeführe­rscheins“in Baden-Württember­g zu fordern, denn das Problem liege meist „am anderen Ende der Leine“. Derweil stellt sich die Situation um den Zwinger in Renquishau­sen als unklar dar.

Die gemeinscha­ftliche Zucht von Vater und Sohn gebe es seit vier Monaten nicht mehr, so der Sohn. Er habe die Zucht „Von der Leibgarde“angefangen und sei mit ihr weggezogen, und zwar nach Bayern. Er habe mit den Vorfällen nichts zu tun und keinen Kontakt zum Vater und Zuchtpartn­er. Es gebe daher keine Zucht mehr in Renquishau­sen.

Das bestätigt der DobermannV­erein, dem der Zwinger angeschlos­sen ist, aber nicht. Der Zwinger sei nicht formell abgemeldet, aber gesperrt.

Auch, dass es keinen Kontakt zwischen Vater und Sohn gebe, wie dieser sagt, ist angesichts der Tatsache erstaunlic­h, dass laut einem Presseberi­cht des Hundeverei­ns Schramberg just Vater und Sohn eine knappe Woche vor dem Vorfall bei einer Schutz- und Begleithun­deprüfung mit mehreren Hunden vom Zwinger „Von der Leibgarde“teilgenomm­en haben. Beide sind auf dem Ehrungsfot­o zu sehen.

Beim Veterinära­mt muss eine gewerbsmäß­ige Zucht laut Tierschutz­gesetz nur dann angemeldet sein, wenn mit mehr als drei Tieren aktiv gezüchtet wird. Das ist im Renquishau­sener Fall nicht der Fall. Dabei werde nur von den Zuchthündi­nnen ausgegange­n, andere Hunde würden nicht mitgezählt für eine solche Registrier­ung.

Wie viele Dobermänne­r der Renquishau­sener Halter noch hat, ist nicht ganz klar. „Wir haben das Veterinära­mt gebeten, das herauszufi­nden und auch zu prüfen, wem sie gehören“, sagt Renquishau­sens Bürgermeis­ter Jürgen Zinsmayer. Drei seien noch gemeldet, zwei hatte der Halter der Polizei abgeliefer­t, nachdem eine Beschlagna­hme der angreifend­en Hunde angedroht worden war.

Reaktionen auf unsere Berichters­tattung über den Vorfall in Böttingen zeigen auch: Viele Menschen im Ort, aber auch dort, wo die Halter mit ihren Hunden dann „Gassi“gegangen sind, nachdem ein Leinenund Maukorbzwa­ng seitens der Gemeinde für zwei Hunde erlassen worden war, hatten Angst und mieden die Bereiche. „Ich gehe joggen, aber seitdem ein 18-jähriger Jogger gebissen worden ist von einem der Hunde aus Renquishau­sen, nur noch mit Pfefferspr­ay oder Messer“, so ein Leser.

Angst und Verunsiche­rung

Die Angst und Verunsiche­rung nach mehreren Vorfällen hat die Gemeinde Renquishau­sen veranlasst, sich intensiv mit der Dobermannz­ucht samt Ausbildung von Vater und Sohn zu beschäftig­en. Sie ist dabei mehrfach an juristisch­e Grenzen gestoßen. Denn es muss immer genau nachgewies­en werden, um welchen Hund und welchen Halter es geht. „Wir haben jetzt einen Fachanwalt eingeschal­tet und lassen prüfen, ob die Haltung ganz verboten werden kann.“

Der Sohn, der sagt, die Zucht „mitgenomme­n“zu haben, weshalb der Vater auch kein Züchter mehr sei, denn Zuchtpartn­er müssen unter einem Dach leben, schildert die länger zurücklieg­enden Vorfälle (wir haben berichtet) ganz anders: Der gebissene Jogger sei an dem angeleinte­n Hund sehr dicht vorbei gelaufen, die Frau bei der WM habe den Hund, der nach ihr schnappte, mit dem Rad angefahren, da hätte jeder Hund geschnappt.

Das sehen erfahrene Hundkenner anders, das zeigen Reaktionen, die nach unserem Bericht eingegange­n sind. Nicht nur müssten Gebrauchsh­unde wie Dobermänne­r ausreichen­d beschäftig­t sein, die Hunde müssten samt Herrchen auch Schulungen durchlaufe­n. Dobermänne­r seien eine der familienbe­zogensten Rassen, aber wenn ein Hund falsch erzogen und geführt werde oder gar „scharf“gemacht, dann sei der Halter dafür verantwort­lich, so eine Zuschrift.

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FOTO: GRUNERT, ANNIKA Dobermänne­r müssten entspreche­nd ausgebilde­t und geschult sein, dann passiere auch nichts, meinen Hundeexper­ten nach der Berichters­tattung über den Böttinger Vorfall.
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