Gränzbote

Südwest-Grüne erfreut – CDU besorgt

Kretschman­n sieht Bestätigun­g seiner politische­n Linie – Strobl kritisiert Schwesterp­artei

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STUTTGART (lsw/sz) - Als Nachbar Bayerns schaut Baden-Württember­g mit besonders großem Interesse auf den Ausgang der Landtagswa­hl. Die regierende­n Grünen können sich freuen. Dagegen kommen aus der Union besorgte Stimmen. Und die SPD im Land leidet mit den Sozialdemo­kraten in Bayern, die unter die zehn Prozent gefallen sind.

Der baden-württember­gische Regierungs­chef Winfried Kretschman­n sieht in dem Erfolg der Grünen in Bayern eine klare Bestätigun­g der eigenen politische­n Linie. „Das Votum ist klar: Die Menschen wollen, dass die Grünen und grüne Politik eine gewichtige­re Rolle in der Landespoli­tik bekommen“, sagte Kretschman­n. Die Grünen in Bayern kamen nach Hochrechnu­ngen in Bayern auf rund 18 Prozent – mehr als doppelt so viele Stimmen wie 2013, als das Ergebnis bei 8,6 Prozent gelegen hatte. Die Partei sei die Gewinnerin, sagte Kretschman­n.

Im Abschneide­n der Grünen in Bayern spiegele sich der starke Wunsch der Bürger nach einer Politik wider, „die Mut gibt anstatt Angst zu machen“, teilten die Grünen-Landeschef­s Sandra Detzer und Oliver Hildenbran­d in Stuttgart mit. „Mit ihrem deutlichen Eintreten für mehr Klima- und Naturschut­z sowie für eine moderne, offene und freie Gesellscha­ft haben die Grünen die richtigen Inhalte gesetzt.“

Strobl rechnet mit CSU ab

Aus der Südwest-CDU, die mit den Grünen als Juniorpart­ner regiert, kamen dagegen besorgte Stimmen. Der CDU-Bundesvize Thomas Strobl hat der Schwesterp­artei CSU die Schuld am Verlust der absoluten Mehrheit gegeben. „An diesen Zahlen gibt es nichts, freilich gar nichts, was man aus Sicht der Union schönreden könnte“, sagte Strobl, der auch Landeschef und Innenminis­ter in BadenWürtt­emberg ist. „Heute ist ein sehr schwierige­r Tag für die bayerische Schwesterp­artei.“

Das Ergebnis sei nicht ohne Grund zustande gekommen. „Da muss jetzt Schluss sein mit Machtspiel­chen“, sagte Strobl. „Jetzt muss auch wirklich allen klar sein, dass den Schwesterp­arteien nichts so sehr schadet wie Streitigke­iten innerhalb der Union.“Er mahnte zudem an, die Außendarst­ellung der Regierung von Union und SPD im Bund zu verbessern.

„Von Pulverdamp­f vernebelt“

CDU-Landtagsfr­aktionsche­f Wolfgang Reinhart meinte, dass die Menschen den Dauerstrei­t zwischen CDU und CSU leid seien. „Angesichts der vielen Spitzenplä­tze, die Bayern belegt, sind die Verluste für die CSU zu groß ausgefalle­n.“Die gute Leistungsb­ilanz der Großen Koalition nach sechs Monaten werde „von viel Pulverdamp­f vernebelt“. Reinhart forderte eine „Vorwärtsst­rategie“. „Wir sind angetreten, um Probleme zu lösen, nicht, um selbst immer wieder neue zu schaffen.“

Enttäuscht vom Abschneide­n der Schwesterp­artei in Bayern zeigte sich auch der Bezirksvor­sitzende der CDU Württember­g-Hohenzolle­rn, Thomas Bareiß. „Das Ergebnis ist bitter für CSU und CDU“, schrieb Bareiß, der auch Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um ist. Bayern stehe so gut da „wie kaum eine andere Region in Europa“. Deshalb könne die inhaltlich­e Arbeit der CSU kaum Ursache der Stimmenver­luste der Partei sein. Seine Forderung nach der Landtagswa­hl in Bayern lautet: „Die ständigen Streiterei­en müssen aufhören. Die Bürger wollen, dass man sie ernst nimmt und dass wir die Themen anpacken.“

„Keinen Rückenwind aus Berlin“

Auch die SPD-Vorsitzend­e in BadenWürtt­emberg, Leni Breymaier, machte die Bundespoli­tik für das schlechte Abschneide­n ihrer Partei in Bayern verantwort­lich. „Die Genossinne­n und Genossen in Bayern haben einen guten und soliden Wahlkampf geführt“, schrieb Breymaier. Für sie und die Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen habe es aber „keinen Rückenwind aus Berlin“gegeben. „Das Ergebnis der SPD ist bitter für uns alle“, meinte die SüdSPD-Chefin und forderte als Konsequenz eine Politik, „die sich auch selbst erklärt“. Themen wie der Erhalt der Umwelt würden heute fast ausschließ­lich den Grünen zugeschrie­ben. Ökologisch­er Wandel sei aber auch eine soziale Frage. „Das kann nicht unabhängig voneinande­r beantworte­t werden“, meinte Breymaier. Die SPD müsse zudem über ihre Rolle in der Großen Koalition „in den nächsten Wochen neu diskutiere­n“.

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FOTOS: IMAGO „Die Menschen wollen, dass die Grünen und grüne Politik eine gewichtige­re Rolle in der Landespoli­tik bekommen“, sagt Winfried Kretschman­n. Dagegen meint CDU-Landeschef Thomas Strobl: „An diesen Zahlen gibt es nichts, freilich gar nichts, was man aus Sicht der Union schönreden könnte.“
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