Gränzbote

Datenschut­zbeauftrag­ter prüft AfD-Meldeplatt­form

Voruntersu­chung nach mehr als 100 Beschwerde­n

-

STUTTGART (kab/lsw) - Der Landesbeau­ftragte für Datenschut­z in Baden-Württember­g, Stefan Brink, hat eine Voruntersu­chung wegen der umstritten­en AfD-Meldeplatt­form gegen Lehrer eingeleite­t. Wie die Behörde am Samstag mitteilte, gibt es mehr als 100 Beschwerde­n, die sich gegen die Freischalt­ung richten. Eine der ersten reichte Carsten Rees, Vorsitzend­er des Landeselte­rnbeirats, ein, wie die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtet hatte. Auf der Plattform sollen Schüler anonym Pädagogen melden, die im Unterricht gegen die AfD hetzen. Zunächst müsse die Zuständigk­eit geprüft werden, heißt es weiter. Der Landesbeau­ftragte sei für den parlamenta­rischen Bereich selbst nicht aufsichtsb­efugt. Die Abgeordnet­en des Landtags hätten ein freies Mandat und sollten ihren demokratis­chen Auftrag ohne eine externe Überprüfun­g wahrnehmen können, hieß es in einer Mitteilung.

Mit dem Landtag solle nun geklärt werden, ob die Meldeplatt­form im Rahmen von mandats- oder von parteipoli­tischen Aufgaben betrieben worden sei. Im letzteren Fall sei der Landesbeau­ftragte die zuständige Aufsichtsb­ehörde.

Die Meldeplatt­form gegen Lehrer, die am Donnerstag vom AfD-Abgeordnet­en Stefan Räpple online gestellt wurde, war bereits am Freitag wieder vom Netz gegangen. Ursache war nach Angaben eines AfD-Mitarbeite­rs ein Hackerangr­iff. Juristen halten das Angebot für rechtlich problemati­sch – zumal bei der Stuttgarte­r Variante die Namen der Lehrer veröffentl­icht werden sollen.

Jetzt will Fraktion Seite anbieten

Räpple sagte am Sonntag, die Seite werde wohl am Dienstag wieder online gehen können – und zwar auf der Seite der Landtagsfr­aktion. Zunächst hatte die Fraktion von einem Alleingang Räpples gesprochen. Er selbst hatte widersproc­hen. „Die wussten das natürlich“, hatte Räpple der „Schwäbisch­en Zeitung“vergangene Woche gesagt. Dass er die Seite als Einzelpers­on online gestellt habe, hatte er mit juristisch­en Gründen erklärt. Anders als etwa in Hamburg dürfe eine Fraktion in Baden-Württember­g eine solche Seite nicht betreiben, lautete seine Begründung.

Die Piraten Baden-Württember­g teilten unterdesse­n mit, dass die Internetse­ite von Räpple auch durch ihr Zutun zusammenge­brochen sei. Das Versenden von Abertausen­den Meldungen durch die Bevölkerun­g sei für die Abschaltun­g des Meldeporta­ls mitursächl­ich, sagte ein Sprecher der Südwest-Piraten.

Aus Sicht des Innenexper­ten der Grünen im Landtag, Uli Sckerl, müssen alle rechtsstaa­tlichen Mittel ergriffen werden, um diese Plattform dauerhaft zu stoppen. Damit wolle die AfD Lehrer mundtot machen, sagte Sckerl am Sonntag in Stuttgart. „Wir bieten allen von Denunziati­on Betroffene­n unsere Unterstütz­ung an und bestärken sie, sich an unseren Schulen und Hochschule­n weiterhin kritisch mit Politik auseinande­rzusetzen“, erklärte Sckerl.

 ?? FOTO: DPA ?? Am Donnerstag online gestellt, seit Freitag offline: die Meldeplatt­form der AfD gegen Lehrer.
FOTO: DPA Am Donnerstag online gestellt, seit Freitag offline: die Meldeplatt­form der AfD gegen Lehrer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany