Gränzbote

Die SPD in tiefer Schockstar­re

Die Genossen im Freistaat erleben einen historisch­en Tiefschlag – Spitzenkan­didatin Kohnen sieht „Skepsis“gegenüber der Sozialdemo­kratie

- Von Aleksandra Bakmaz

Viele tote Migranten bei Lkw-Unfall in der Türkei

ISTANBUL (dpa) - Bei einem LkwUnfall im westtürkis­chen Izmir sind mindestens 22 Migranten ums Leben gekommen. Der Laster sei während der Fahrt vom westtürkis­chen Aydin nach Izmir von der Fahrbahn abgekommen und habe sich überschlag­en, meldete die staatliche Nachrichte­nagentur Anadolu am Sonntag. Unter den Toten seien auch Säuglinge, Kinder und eine schwangere Frau.

MÜNCHEN (lby) - Es hatte sich schon abgezeichn­et: Umfragen hatten der Bayern-SPD bei der Landtagswa­hl nichts Gutes prophezeit. Die ehemalige Volksparte­i liegt an der Grenze zur Einstellig­keit. Der Schlag am Sonntagabe­nd sitzt tief.

Ein gesenkter Blick, die Hand auf der Brust, Augen zu: die Bayern-SPD in der Schockstar­re. In den Gesichtern der Genossen bei der Wahlverans­taltung im bayerische­n Landtag ist abzulesen, was auch die Prognose auf den Bildschirm­en verrät: Ein Debakel zeichnet sich für die SPD ab. Bei gerade mal zehn Prozent stehen die Sozialdemo­kraten um 18 Uhr; in den weiteren Prognosen und Hochrechnu­ngen sinken sie auf 9,8 und 9,5 Prozent ins Einstellig­e ab. Das hätten sich die Genossen für diesen Sonntagabe­nd ganz sicher anders gewünscht.

Erhofft hatte sich die SPD einen Platz vor der AfD und den Freien Wählern, doch sie landet nun auf dem fünften Platz. „Es ist echt traurig; wir haben das nicht verdient“, sagt die Landtagsab­geordnete Isabell Zacharias, die in München-Schwabing auf Stimmenfan­g unterwegs war. Die 53Jährige hat Tränen in den Augen und ein paar warme Worte für SPD-Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen: „Sie war die Richtige – wir haben einen guten Job gemacht.“Vielleicht seien die Haupttheme­n Wohnen und Familie nicht richtig bei den Wählern angekommen.

Fehlender Rückenwind aus Berlin

Keinen halben Meter entfernt steht Genosse Peter Paul Gantzer und sieht das anders. „Absturz kann man nur sagen, Absturz – und schuld sind wir selber“, sagt der Landtagsab­geordnete. „Keine Schuldzuwe­isungen an den Wähler. Wir müssen uns selber an die Brust klopfen und fragen, was haben wir falsch gemacht?“

Während Analysen der SPD einen fehlenden Rückenwind aus Berlin bescheinig­en, fehlt von der SPD-Bayern-Chefin Kohnen noch jede Spur. Sie lässt sich Zeit, zeigt sich erst rund 20 Minuten später – Schulter an Schulter mit Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD).

Viel Applaus und Jubel für die Frontfrau. „Das ist eine echt schwere Stunde für die bayerische SPD, das ist ein echter Tiefschlag – es tut unglaublic­h weh, was wir heute erlebt haben“, sagt die 50-Jährige. Sie spricht von einem kraftvolle­n Wahlkampf und einem schwierige­n politische­n Umfeld. „Wir haben auch gespürt, dass viele Menschen eine unglaublic­he Skepsis haben, was die Sozialdemo­kratie betrifft.“

Auch Kohnen sieht einen Teil der Schuld in Berlin. Dort war bereits im Vorfeld die traditione­lle Wahlparty im Willy-Brandt-Haus abgesagt worden, offiziell aus Kostengrün­den.

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FOTO: DPA Dieter Reiter (SPD), Oberbürger­meister von München, und SPD-Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen.

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