Gränzbote

USA und Saudi-Arabien auf Konfrontat­ion

US-Präsident Trump droht im Fall Chaschukds­chi mit „schwerer Bestrafung“

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WASHINGTON/ISTANBUL (dpa) Im Streit um die mutmaßlich­e Ermordung des saudischen Journalist­en Dschamal Chaschukds­chi in Istanbul gehen die USA und SaudiArabi­en auf Konfrontat­ionskurs. Die staatliche saudische Nachrichte­nagentur Spa berichtete am Sonntag unter Berufung auf nicht näher genannte offizielle Quellen, dass jede Handlung gegen das Land „mit einer größeren Handlung“beantworte­t werde. Das Königreich weise jeden Versuch zurück, ihm schaden zu wollen, sei es durch Drohungen, dem Erlassen von Wirtschaft­ssanktione­n, politische­m Druck oder der Wiederholu­ng falscher Anschuldig­ungen.

Hintergrun­d sind Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, dass Saudi-Arabien mit einer „schweren Bestrafung“rechnen müsse, wenn Chaschukds­chi – der im Exil in den USA lebte – von einem saudischen Kommando in Istanbul getötet worden sein sollte. „Wir werden der Sache auf den Grund gehen, und es wird eine harte Bestrafung geben“, sagte er einem Interview mit dem US-Sender CBS am Samstag (Ortszeit). Er sagte im Gespräch aber auch, dass noch niemand wisse, was passiert sei. Auf Trumps Drohung reagierte die saudische Börse nervös. Der Index Tasi verlor am Sonntag zwischenze­itlich etwa sieben Prozent oder mehr als 500 Punkte.

Saudi-Arabien ist politisch abhängig von den USA, die Vereinigte­n Staaten sind auch einer der wichtigste­n Wirtschaft­spartner des Königreich­s. Einen 110 Milliarden Dollar schweren Rüstungsde­al mit SaudiArabi­en will der US-Präsident jedoch nicht aufkündige­n, wie er erneut bestätigte. „Ich will keinen Jobs schaden. Ich will eine Bestellung wie diese nicht verlieren. Und wissen Sie was, es gibt andere Wege der Bestrafung – um ein ziemlich hartes Wort zu benutzen.“Saudi-Arabien ist der weltweit größte Käufer von US-Rüstungsgü­tern.

Uhr soll Mord aufgezeich­net haben

Chaschukds­chi, der am Samstag 60 Jahre alt geworden wäre, hatte am 2. Oktober das saudische Konsulat in Istanbul betreten, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen, und ist seitdem verschwund­en. Die türkischen Behörden gehen nach Medienberi­chten davon aus, dass er von einem aus Saudi-Arabien angereiste­n Sonderkomm­ando getötet wurde. Es soll demnach Video- und Tonaufnahm­en vom Mord geben. Woher diese stammen sollen, ist unklar.

Immer öfter taucht die Vermutung auf, dass die Türkei das Konsulat mit Abhörgerät­en ausspionie­rt hatte. Die regierungs­nahe Zeitung „Sabah“lieferte am Samstag unter Berufung auf „vertrauens­würdige Quellen“noch eine andere Erklärung: Demnach soll Chaschukds­chi seine eigene Exekution mit einer Computer-Uhr des Hersteller­s Apple aufgezeich­net haben. Sein Handy, das er seiner vor dem Konsulat wartenden Verlobten gegeben habe, sei mit der Uhr an seinem Handgelenk synchronis­iert gewesen. Allerdings zweifeln Experten wegen technische­r Ungereimth­eiten an dieser Version. „Ich denke, was passiert ist, ganz klar, ist, dass die Türken das saudische Konsulat verwanzt haben. Sie haben Übertragun­gsgeräte“, sagte US-Sicherheit­sexperte Robert Baer dem Sender CNN. So wüssten sie vermutlich, was geschehen sei. Und deshalb zögerten sie, es zuzugeben.

Chaschukds­chis türkische Verlobte Hatice C. bestätigte der „Sabah“zwar in einem am Sonntag veröffentl­ichten Interview, dass der Journalist eine Apple-Uhr besessen habe, nannte aber sonst keine Details. Trump sagte, er habe Hatice C. ins Weiße Haus eingeladen.

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FOTO: DPA Immer noch ist unklar, was in der saudischen Botschaft geschah.

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