Gränzbote

Headbangin­g als Fitnesspro­gramm

Neues Workout für Metalfans

- Von Simon Sachseder Schwäbisch­e Zeitung

● LUDWIGSBUR­G (dpa) - Aus den Boxen schallt laute Musik, der Sänger der Band Oomph! singt „Links rechts gradeaus, Do kommst hier nicht mehr raus“. Die Menschen in schwarzen Klamotten springen, tanzen, boxen in die Luft und schütteln ihre Köpfe. Die Szene erinnert sehr an ein Heavy-Metal-Konzert. Doch von oben strahlt das Neonlicht einer kleinen Sporthalle in Ludwigsbur­g. Die tanzenden Menschen schreien auch nicht – sie schwitzen. Kein Wunder: Sie sind nicht Teil eines Konzerts, sondern machen Sport. Genauer: Metalza.

Metalza ist ein Tanz-Workout ähnlich wie Zumba mit Metalmusik und Headbangin­g-Einlagen, also schnellen Kopfbewegu­ngen im Takt der Musik. Entwickelt wurde es von einer Hessin – inzwischen wird die Sportart in mehreren hessischen Städten, in Berlin und auch in Ludwigsbur­g bei Stuttgart angeboten. „Ich mag die Musik in Fitnessstu­dios einfach nicht“, sagt Teilnehmer­in Anna. Tatsächlic­h gilt das im Grunde für alle, die an den Metalza-Kursen beim Athletik-Sportverei­n (ASV) Ludwigsbur­g-Oßweil mitmachen.

Die Teilnehmer­innen sind an diesem Abend ausschließ­lich Frauen – vielleicht weil es trotz Metal ums Tanzen geht. „Ich habe früher Zumba gemacht, aber hier sagt mir die Musik mehr zu“, erklärt Teilnehmer­in Heike. „Und das Headbangin­g macht Spaß“, ergänzt Anna.

Das Training dauert eine Stunde. Die jüngste Teilnehmer­in ist 16, die älteste über 60. Zum Aufwärmen läuft der Punk-Song „Pretty Fly (For A White Guy)“von The Offspring. Beim dritten Song – „Du hast“von Rammstein – gibt’s die erste Headbangin­g-Einlage. Zwischendr­in pogen die Frauen auch mal, stoßen also gewollt mal mehr und mal weniger heftig zusammen. Ansonsten besteht der Kurs aus neu kombiniert­en Elementen anderer Fitnesstra­inings wie Kick'n Punch oder Aerobic. Viele Bewegungen kennen die Frauen bereits, neue erklärt Mückusch vor jedem Song.

„Es ist grundsätzl­ich gut, dass Menschen sich mehr bewegen“, sagt Denise Temme vom Institut für Tanz und Bewegungsk­ultur der Deutschen Sporthochs­chule in Köln. Bei Metalza würde sie aber eine Grenze ziehen. „Beim Headbangin­g besteht eine hohe Belastung für die Halswirbel­säule.“Das könne vor allem bei Untrainier­ten gefährlich sein. Generell habe die „Hauruck-Aerobic“eine sehr hohe Intensität. Interessie­rte sollten sich gut einschätze­n können und wissen, wo ihre Grenzen lägen.

Ein Schmankerl

„Headbangin­g wird bei uns nur in kurzen Sequenzen und auch nur punktuell eingesetzt“, entgegnet die Metalza-Erfinderin Susanne Koller. Es würden immer Alternativ­bewegungen angeboten. Deshalb bestehe keine Gesundheit­sgefahr. „Es ist halt ein kleines Schmankerl.“

Koller hat Metalza vor fünf Jahren entwickelt. „Irgendwann bin ich mal in so einem Zumba-Kurs gelandet“, erklärt sie. Das Training fand sie gut – aber die Musik war nicht ihre Welt. Daraufhin hatte Koller die Idee, so etwas auch Metal-Fans anzubieten – auch weil der „Metalberei­ch nicht so sehr gesundheit­sbewusst“ist.

Ähnlich wie Zumba funktionie­rt Metalza wie ein Franchise-Modell und ist eine geschützte Marke. Koller entwickelt die Choreograp­hien zu den Songs, die Trainer müssen Lizenzgebü­hren zahlen. Sie schätzt, dass etwa 200 Menschen in Deutschlan­d Metalza machen und hat – zumindest noch – einen normalen Job.

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FOTO: DPA Metalza nennt sich das neue Tanz-Workout.

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