Gränzbote

Mamas Comeback

Wie der berufliche Wiedereins­tieg nach der Babypause klappt

- Von Ines Baur

RAVENSBURG - „Ich möchte endlich wieder arbeiten“, das geht vielen Müttern durch den Kopf – und in wenigen Fällen mittlerwei­le auch Vätern. Eigenes Geld, Altersabsi­cherung, Karriere: Gründe gibt es genug. Allerdings kommen oft Zweifel auf: Wie bekomme ich Job und Familie unter einen Hut? Reicht die Qualifikat­ion? Solche Bedenken bremsen aus. Viele Frauen verwerfen das Projekt „Jobrückkeh­r“oder landen im Minijob. Um das zu verhindern, brauchen sie einen guten Plan für den erfolgreic­hen Wiedereins­tieg.

Familie und Beruf vereinbare­n

„Familie ist kein Frauenthem­a“, erklärt Maria Vogl, Beauftragt­e für Chancengle­ichheit am Arbeitsmar­kt von der Agentur für Arbeit in Weilheim. Aber wer unterbrich­t letztendli­ch seinen berufliche­n Werdegang, um die Kinder zu erziehen? Noch immer sind das vornehmlic­h Frauen. „Eine Familie gründet man in der Regel zu zweit. Mama muss nicht alles allein organisier­en“, so Vogl. Hilfreich ist eine Liste, anhand der die Partner alle Aufgaben, die Kinder und Haushalt betreffen, aufteilen. Dabei gilt: Prioritäte­n setzen. Der Haushalt steht nicht an oberster Stelle. Glückliche Kinder, gemeinsame Zeit und ein regelmäßig­es Einkommen sind wichtiger als geputzte Fenster. Ein Muss ist die zuverlässi­ge Kinderbetr­euung. Denn nur dann haben die Eltern den Kopf frei für den Beruf.

Wer braucht mich?

Oft hört Vogl diese Zweifel: „Viele Frauen haben ein mangelndes Selbstwert­gefühl. Zu Unrecht, denn man braucht sie,“so die Expertin. „Man braucht die Wiedereins­teigerinne­n unbedingt, denn sie sind motivierte, qualifizie­rte und organisier­te Arbeitskrä­fte.“Will eine Frau wieder arbeiten, muss sie als erstes sich selbst überzeugen. „Mütter verfügen über Motivation, Organisati­onsgeschic­k, Belastbark­eit und Konfliktfä­higkeit“, zählt Vogl auf. „Weiter Diplomatie und Teamfähigk­eit. Da legt jeder Arbeitgebe­r Wert drauf.“Wer sich seiner Softskills unsicher ist, kann eine Selbstanal­yse in Form eines Tests machen – zum Beispiel im Internet mit dem Talentkomp­ass NRW. So lassen sich unbekannte Fähigkeite­n und Neigungen finden.

Job und Bewerbung

Stellenang­ebote gibt es in Tageszeitu­ngen, Fachzeitsc­hriften, bei der Agentur für Arbeit oder Karrierepo­rtalen wie Xing und Linkedin. Auf der Internetse­ite der Agentur für Arbeit finden Frauen die Broschüre „Praktische Bewerbungs­tipps für Frauen“. Neben Tipps sind hier auch die „Todsünden“bei einer Bewerbung genannt, wie zum Beispiel fehlende Anlagen und nicht auf die Stelle abgestimmt­e Standardan­schreiben.

Lernen

Manchmal bedarf es einer Auffrischu­ng des vorhandene­n Wissens. Dabei gibt es viele Möglichkei­ten. Vom Fernstudiu­m über VHS-Kurse bis hin zu berufliche­r Weiterbild­ung, gefördert von der Agentur für Arbeit. Manchmal ist auch eine komplett neue Ausbildung der richtige Weg. Das geht auch in Teilzeit. Diese Variante kommt bei berechtigt­em Interesse infrage, wie etwa bei der Betreuung eines Kindes. Das Modell gibt es nicht nur für Zwanzigjäh­rige. „Wenn eine Frau 40 Jahre alt ist und wieder arbeiten möchte, hat sie noch mindestens 25 Berufsjahr­e vor sich. Da lohnt sich eine Ausbildung allemal“, sagt Maria Vogl. Konkret sieht es so aus, dass die Azubis die tägliche oder wöchentlic­he Arbeitszei­t im Betrieb reduzieren, die Berufsschu­le aber normal besuchen.

Vorsicht beim Minijob

Einer Frau, die zurück in die Arbeitswel­t möchte, bringt der Minijob nicht viel. Die Studie „Frauen in Minijobs“des Bundesfami­lienminist­eriums ergab, dass er wie „Sekundenkl­eber“wirke. Nur wenige Frauen, die länger ausschließ­lich in einem Minijob gearbeitet hatten, machten den Schritt in einen normalen Job. Sie blieben im Minijob „kleben“. Plant eine Frau mit möglichst wenig Stunden den Wiedereins­tieg, sollte sie das mit einem Midijob machen. Vorteil: Ab 450,01 Euro profitiere­n Midi-Jobber – nach einem Jahr Arbeit – von Arbeitslos­engeld, Krankengel­d und mehr Mutterscha­ftsgeld.

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FOTO: DPA Für einen erfolgreic­hen Wiedereins­tieg nach der Babypause braucht es einen guten Plan.

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