Gränzbote

Blitzer in Rietheim-Weilheim: Bewährt oder bekannt?

Seit acht Jahren stehen diese in der Gemeinde – Anwohner der B 14 sind sich uneins, ob weniger gerast wird

- Von Alexandra Schneid

RIETHEIM-WEILHEIM - Seit acht Jahren stehen die stationäre­n Blitzer in Rietheim-Weilheim. Bürgermeis­ter Jochen Arno findet, dass sie sich bewährt haben. Die Situation, dass viele Autofahrer zu schnell auf der Ortsdurchf­ahrt unterwegs seien, habe sich „deutlich verbessert“. Nicht alle Anwohner der B 14 teilen die Ansicht des Bürgermeis­ters.

Erwin Meier, der Pächter des Hotels „Lamm“in Weilheim, berichtet: „Diejenigen, die sich auskennen, wissen, wo die Blitzer stehen und fahren langsamer.“Einige Male habe er schon beobachtet, wie die Autofahrer nach dem Blitzer Gas gegeben und innerhalb der Ortschaft andere Verkehrste­ilnehmer überholt haben. „Es gibt aber auch viele, die sich an die erlaubten 50 Kilometer pro Stunde halten“, betont er. Am besten würde es Meier finden, wenn es bald eine Umgehungss­traße um RietheimWe­ilheim geben würde.

Ähnliche Erfahrunge­n hat auch Silvio Cunsolo gemacht, dessen Pizzeria „Zur Traube“sich direkt an der B 14 in Rietheim befindet: „Die Leute wissen, wo der Blitzer steht. Danach geben sie wieder Gas“, berichtet er. Cunsolo würde auf der Bundesstra­ße Tempo 30 ausweisen.

„Tempo 30 wäre gut. Denn diejenigen, die schneller fahren, fahren dann vielleicht 50“, meint er. Dass es sich dann auf der Bundesstra­ße, die Verbindung­sstraße zwischen Tuttlingen und Spaichinge­n, stauen könnte, glaubt er nicht, höchstens zu Stoßzeiten. Gudrun Plass arbeitet bei der Bäckerei Haffa und ist oft in der Filiale in Weilheim tätig. Sie findet, „dass weniger schnell gefahren wird. Die Blitzer machen schon etwas aus“, berichtet sie.

Bevor die Messgeräte aufgestell­t worden sind, seien die Autos viel schneller durch den Ort gefahren. Das war auch der Grund, warum die Gemeinde vor zehn Jah- ren einen Antrag gestellt hat, stationäre Blitzer in den beiden Ortsteilen zu installier­en.

Außerdem sollte die Gefahr, die durch erhöhte Geschwindi­gkeit ausgeht, reduziert werden, hieß es damals in den Sitzungsun­terlagen des Kreistags. Im Jahr 2010 hat der Umwelt- und Verkehrsau­sschuss des Kreistags dann die beiden stationäre­n Blitzer beschlosse­n. Seit dem 3. Dezember 2010 stehen sie in der Ortsdurchf­ahrt Weilheim nach Einmündung der Silcherstr­aße aus Fahrtricht­ung Tuttlingen und in der Ortsdurchf­ahrt Rietheim vor Einmündung der L 438a aus Fahrtricht­ung Tuttlingen kommend.

Den subjektive­n Empfindung­en der Anwohner der B 14 steht die Statistik des Landratsam­ts gegenüber. Jedes Jahr im Frühjahr wird im Ausschuss für Umwelt und Technik ein Rückblick auf die kommunalen Geschwindi­gkeitsmess­ungen gegeben. Eins zu eins lassen sich die Ergebnisse von 2010 bis 2017 nicht miteinande­r vergleiche­n, da die Blitzer nicht in jedem Jahr an gleich vielen Tagen „scharf“geschaltet waren.

Warum dies so ist, erklärt Nadja Seibert, Pressespre­cherin des Landratsam­ts: „Die Messplätze werden wechselwei­se mit den vorhandene­n Messkamera­s bestückt. Die Erfahrunge­n zeigen, dass ein Messplatz nach einer gewissen Zeit auch dann geschwindi­gkeitsredu­zierend wirkt, wenn die Säule nicht mit einer Kamera bestückt ist.“

Nur wenige werden geblitzt

Laut Statistik waren in den Anfängen die Blitzer nahezu täglich „scharf“, mittlerwei­le nur noch durchschni­ttlich jeden vierten Tag.

Im Jahr 2012 und 2014 waren die Blitzer an exakt gleich vielen Tagen, nämlich 342, mit Kameras bestückt. Sind 2012 von 3 661 617 gemessenen Autos noch 5174 zu schnell unterwegs gewesen, waren es 2014 von 2 024 982 gemessenen Autos noch 2450. Diese Zahlen zeigen auch, dass der Durchgangs­verkehr zurückgega­ngen ist.

In den Jahren 2016 und 2017 waren die Blitzer an fast gleich vielen Tagen „scharf“, 2016 an 91 Tagen, 2017 an 93 Tagen. Wurden 2016 insgesamt 360 593 Autos gemessen, fuhren davon 193 Verkehrste­ilnehmer zu schnell. Anders dagegen im Jahr 2017: Von 316 163 gemessenen Fahrzeugen wurden 241 geblitzt.

„Diejenigen, die sich auskennen, wissen, wo die Blitzer stehen und fahren langsamer.“sagt Erwin Meier, Pächter des Hotels „Lamm“in Weilheim

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FOTO: ALEXANDRA SCHNEID Der Blitzer, auf dem Bild in Weilheim, war 2017 an 93 Tagen „scharf“geschaltet.
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