Gränzbote

Betroffene sollen Betroffene beraten

Neue Beratungss­telle für Menschen mit Behinderun­g in der Donaustraß­e eröffnet

- Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN - Eine neue Beratungss­telle für Menschen mit Einschränk­ung oder Behinderun­g will Betroffene­n helfen, am Leben teilzuhabe­n.

Seit Mittwoch hat sie offiziell geöffnet: Die Beratungss­telle EUTB. Das steht für „Ergänzende unabhängig­e Teilhabebe­ratung“. Leiterin Sarah Walter erklärt das Prinzip so: „Stellen Sie sich vor, Sie sind blind, stehen an einer Straße und plötzlich kommt einfach jemand, nimmt Sie am Arm und führt Sie über die Straße – obwohl Sie vielleicht nur auf jemanden gewartet haben.“Doch zu einem selbstbest­immten Leben für Menschen mit einer Behinderun­g gehöre die Möglichkei­t, Hilfe anzunehmen oder abzulehnen und damit die Frage: „Darf ich Ihnen helfen?“Genau da soll das Beratungsa­ngebot der EUTB anknüpfen.

Denn: Die EUTB ist zwar bei der Lebenshilf­e angeschlos­sen, soll aber völlig unabhängig vom Angebot eines sozialen Leistungst­rägers beraten. Kurz gesagt: Durch die Beratung sollen für die Betroffene­n Lösungen gefunden werden, die sie auch wirklich selbst wollen.

Hilfe gibt es von der EUTB bei bürokratis­chen Fragen, wie dem Antrag eines Behinderte­nausweises oder von Hilfsmitte­ln, wie zum Beispiel einem Rollstuhl. Aber zum selbstbest­immten Leben kann auch das Verwalten vom eigenen Geld gehören. So können Betroffene mit Hilfe der Beratungss­telle Anträge auf ein persönlich­es Budget stellen. „Wir gehen alle Anträge mit den Betroffene­n durch und begleiten auch gerne auf die entspreche­nden Ämter“, sagt Walter. Hinzu komme auch noch der persönlich­e Aspekt. „Leider ist bei den meisten Beratungss­tellen nicht die Zeit vorhanden darüber zu sprechen, was die Leute wirklich wollen“, sagt Walter. „Manche Menschen wollen einfach mal ihre Sorgen ausspreche­n.“

Berater mit eigenen Erfahrunge­n

Bisher leitet und berät Walter allein in der Tuttlinger Beratungss­telle. Doch für die Zukunft möchte sie ehrenamtli­che Berater gewinnen. Denn zum Konzept der EUTB gehört auch, dass Menschen, die selbst eine Behinderun­g haben, als Berater ihre eigenen Erfahrunge­n weitergebe­n. Dazu können Ehrenamtli­che auch eine Weiterbild­ung über das EUTB besuchen.

Die EUTB-Beratungss­telle in Tuttlingen ist nicht die Einzige. Denn entstanden ist das Angebot auf Initiative des Bundesteil­habegesetz­es. Dafür investiert der Bund insgesamt 58 Millionen Euro pro Jahr. Angelegt ist das Projekt zunächst auf drei Jahre.

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FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN Sarah Walter leitet die neue EUTB-Beratungss­telle für Menschen mit einer Behinderun­g in der Donaustraß­e.

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