Gränzbote

Schüler starten Flashmob gegen Armut

Arbeitskre­is Armut will mit Aktionswoc­he auf Missstände aufmerksam machen

- Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN - Mit mehreren Aktionen will der Arbeitskre­is Armut auf die Situation von bedürftige­n Menschen hinweisen. Im Rahmen der Armutswoch­e gab das Deutsche Rote Kreuz am Donnerstag bei der Aktion „Lange Tafel“auf dem Marktplatz eine kostenlose Mahlzeit aus. Gleichzeit­ig trafen sich rund 50 Schüler zu einem Flashmob in der Innenstadt.

„Armut – Schau nicht weg!“, steht auf dem Pappschild einer Schülerin. Vor ihr ein Pappbecher, in den immer wieder Passanten Geldstücke hineinwerf­en. Sie ist eine von insgesamt fast fünfzig, die in der Fußgängerz­one zwischen Stadtkirch­e und Marktplatz „betteln“. Einerseits um Geld für die Tuttlinger Tafel, anderersei­ts um Aufmerksam­keit für bedürftige Menschen. Eine Aktion zu der die Abteilung Jugend der Stadt Tuttlingen in den Schulen aufgerufen hatte und die Teil der Armutswoch­e des Arbeitskre­ises Armut ist.

Appell zum aufmerksam sein

Mitten auf dem Marktplatz liegen zerknüllte Zettel. Darauf geschriebe­n: typische Vorurteile gegen arme Menschen. Diese hatten die Vertreter des Arbeitskre­ises laut verlesen, in kurzen Beiträgen mit Zahlen und Fakten widerlegt und sie dann zerknüllt und damit sprichwört­lich auf den Müll gewofen.

„Das sind Stammtisch­meinungen, mit denen sich die Menschen immer wieder konfrontie­rt sehen“, sagt Doris Mehren-Greuter, Sprecherin des Arbeitskre­ises Armut. Diese würden darauf abzielen, das persönlich­e Versagen von Menschen in den Vordergrun­d zu stellen, obwohl es auch strukturel­le Ursachen für deren schwierige Lage gebe. Wohnungsno­t, keine Chancengle­ichheit beim Zugang zu Bildung oder fehlende Teilhabe von Kindern und Jugendlich­en am sozialen Leben. Das könne nur die Politik ändern. Doch auch die Gesellscha­ft sei in der Pflicht. „Wir müssen als Bürger aufmerksam sein und schauen, dass niemand unter die Räder kommt“, sagt Mehren-Greuter.

Die Armutswoch­e findet seit 2005 regelmäßig statt und wurde mit Einführung von Hartz IV. ins Leben gerufen. Organisier­t werden die Aktionen von den Mitglieder­n des Arbeitskre­ises Armut, zu denen unter anderem die Stadt Tuttlingen, Sozialverb­ände wie Caritas, Diakonie und Arbeiterwo­hlfahrt, soziale Vereine und Stiftungen sowie der Deutsche Gewerkscha­ftsbund und das Deutsche Rote Kreuz gehören.

Soziale Verantwort­ung

Das DRK gab am Donnerstag im Rahmen der Aktion „Lange Tafel“eine kostenlose Mahlzeit aus. „Das Wichtigste ist, dass wir in dieser Woche auf die Menschen aufmerksam machen, denen es das ganze Jahr nicht gut geht“, sagt Oliver Ehret, Kreisgesch­äftsführer des DRK Tuttlingen. Die Aktion sei eine Erinnerung an das soziale Gewissen, aus dem eine soziale Verantwort­ung erwachse.

Im Rahmen der Armutswoch­e finden noch folgende Veranstalt­ungen statt: Freitag, 19. Oktober, 19 Uhr „Heart’s Fear (Hartz IV)“, Autorenles­ung mit Bettina KenterGött­e in Stiefels Buchladen, Donaustraß­e 44. Samstag, 20. Oktober, „Unten angekommen – und was dann?“Alternativ­e Stadtführu­ng: Einblick in die Hinterhöfe unserer Gesellscha­ft. Treffpunkt: 10 Uhr am Diakoniela­den, Obere Hauptstraß­e 9.

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FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN Im Rahmen der Armutswoch­e haben Schüler bei einem Flashmob in der Innenstadt Geld für die Tafel gesammelt und mit selbstgesc­hriebenen Plakaten auf die Situation Bedürftige­r aufmerksam gemacht.

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