Sehnsucht nach Niederschlägen
Landwirte hoffen auf mehr Regen im kommenden Jahr – Viele Früchte sind kleiner
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EMMINGEN-LIPTINGEN/IMMENDINGEN-MAUENHEIM - Es war heiß im Jahr 2018: 88 Sommertage (ab 25 Grad) und 22 Hitzetage (ab 30 Grad) hat Wetterexperte Jürgen Hieber gezählt. Ausreichend geregnet hat es schon lange nicht mehr. Genaugenommen gab es im Oktober noch keinen nennenswerten Niederschlag, sagt er. Und wie es aussieht, werde sich das so bald nicht ändern. „Dabei braucht die Natur dringend Regen.“
Landwirtschaftsmeister Ralf Keller aus Immendingen-Mauenheim hat seine Wintergerste vor drei Wochen gesät. Diese habe dann Regen abbekommen und stehe daher super, schildert er. „Jetzt säen wir nicht“, sagt Keller auf Nachfrage unserer Zeitung. „Wir warten auf den Regen.“
„Auf den Feldern sind wir auf Regen angewiesen.“
Über den Monat verteilt seien Niederschlagsmengen von 61 Litern pro Quadratmeter normal, nennt Wetterexperte Hieber als Richtwert für den Oktober. „Der Januar war noch zu feucht, von da an waren aber alle Monate zu trocken“, lässt er das Jahr Revue passieren. „Im Vergleich werden die Jahre immer trockener“, lautet sein Fazit. Zuletzt sei 2003 so extrem gewesen.
„Es ist trocken, ja“, sagt Thomas Gamb. Er hat seinen landwirtschaftlichen Betrieb in Emmingen-Liptingen. „Wir haben nach dem Säen richtig tollen Regen gehabt. Das hat dann gereicht“, freut er sich darüber, dass seine Strategie aufgegangen ist. „Bei der Landwirtschaft weiß man immer erst hinterher, ob die Strategie richtig war oder nicht.“Dass es so lange Zeit trocken war, auch im Herbst, war neu für ihn. Auch sein 81-jähriger Opa, der gerade am Tisch sitze, habe so etwas noch nie erlebt, sagt Gamb.
Entscheidend für einen guten Ertrag sei seiner Erfahrung nach aber vor allem die Bodenbearbeitung. Und obwohl er an und für sich zufrieden war mit dem Feldausgang, sagt er: „Wir brauchen jetzt Regen, dass das Getreide nachwächst. Auf den Feldern sind wir darauf angewiesen.“
Etwas anders sieht die Lage bei Christiane Denzel aus. In ihrer Biogärtnerei „Breite Wies“in Liptingen kann sie auf Wasser aus einer Zisterne zurückgreifen, um ihre Kulturen zu bewässern. Doch in diesem Sommer sei diese an ihre Grenze gekommen. „Und der Herbst geht ja genauso weiter“, sagt sie angesichts der warmen und niederschlagsarmen Herbstmonate. Die Folge: Sie musste mit Trinkwasser gießen. „Anders als in der Landwirtschaft, säe und ernte ich das ganze Jahr über“, sagt die Gärtnerin und zeigt auf ihr Beet.
„Jedes vierte bis fünfte Jahr brauche ich zusätzlich Trinkwasser“, kalkuliert sie. Doch in diesem Jahr sei das Ausmaß extrem gewesen. Bereits im Frühjahr musste sie ihre Erdbeeren bewässern. Sie nimmt eine grüne Gießkanne in die Hand und gießt den Grünspargel. „Sonst büße ich das über Jahre ein.“
Die Auswirkungen des trockenen Sommers zeigt Denzel an einem Beispiel. „Viele Früchte sind sehr klein“, sagt sie und nimmt einen Kürbis in die Hand. Er bringt etwa zwei Kilogramm auf die Waage. „Sonst wiegen die um die zwölf Kilo.“
„Wir sind mit einem leicht blauen Auge davon gekommen.“
Auch auf den Feldern hat sich die lange Trockenperiode bemerkbar gemacht. Beim Mais beispielsweise habe es weniger Ertrag gegeben, schildert Ralf Keller. Anders beim Heu: Hier habe es eine ausreichende Menge gegeben. „Wir konnten viel Heu verkaufen.“Und weil die Nachfrage groß gewesen sei, auch zu einem guten Preis, sagt er.
„Dieses Jahr war schon extrem“, fasst Keller kurz und knapp zusammen. „Unsere Region ist relativ gut weggekommen“, glaubt der Landwirtschaftsmeister. Sein Fazit: „Wir sind mit einem leicht blauen Auge davongekommen.“
So sieht es auch Agrarbetriebswirt Thomas Gamb. 2019 hofft er auf ein „normales Jahr“. Denn: „Nochmal so ein Jahr wäre eine Katastrophe“, sagt er – auch im Bezug auf die Futterbestände für sein Milchvieh. „Die Grünlandbestände sind total tot gerade.“Man müsse schauen, wie diese sich erholen. Und dazu brauche es Wasser. „Ich bin gespannt auf das nächste Jahr“, sagt er.