Gränzbote

Niedecken war „Live und Deutlich“

BAP macht bei ihrer Herbsttour­nee Station in der fast ausverkauf­ten Stadthalle

- Vin Siegrid Bruch

TUTTLINGEN - Es war „Live und Deutlich“(so der Titel der neuen CD) und eine rockige Zeitreise: Niedeckens BAP ist am Montagaben­d in der Tuttlinger Stadthalle vor fast 1500 Zuschauern aufgetrete­n. Die Kultband aus Köln bot bei ihrer Herbsttour­nee den begeistert­en Fans mehr als drei Stunden Super-Unterhaltu­ng. Zum ersten Mal in der Bandgeschi­chte wurde BAP von einem dreiköpfig­en Bläsersatz begleitet.

Beste Stimmung herrschte mit BAP-Klassikern und jüngsten Stücken mit New Orleans Atmosphäre. Der Musiker, Texter und Komponist Wolfgang Niedecken und seine Band bewiesen auch mit diesem Konzert wieder soziales und politische­s Engagement, ihren Einsatz gegen Rassismus und Fremdenhas­s und dass sie Stellung beziehen, wenn es um Werte wie Würde, Anstand und Respekt geht.

Einjährige Spielpause

Die Stimmung in der nahezu ausverkauf­ten Stadthalle war sowohl bei den Musikern als auch beim Publikum super. Nach einem spielfreie­n Jahr ist Niedeckens BAP und einem erfrischen­d neuen Tourneepro­gramm wieder zurück auf der Bühne. Die Klassiker und die Songs aus dem jüngsten Soloalbum Niedeckens, das der Frontmann 2017 in New Orleans eingespiel­t hat, wurden begeistert aufgenomme­n. Das Album „Reinrassij­e Strooosekö­öter – Das Familienal­bum“beinhaltet Erzählunge­n, Bilder, Anekdoten. Der Sänger, Texter und Komponist hatte die Einstiegsi­dee dazu – wie er dem Publikum berichtet – nach der Sichtung eines alten Margarine-Kartons mit Familienfo­tos.

Als musikalisc­he Reminiszen­z an den amerikanis­chen Süden hat sich BAP den dreiköpfig­en Bläsersatz von „Sing meinen Song – das Tauschkonz­ert“aus der Vox-Show gegönnt, der den Kölschrock-Hits Frische und Klasse verleiht. So zum Beispiel dem ehrwürdige­n Kölschrock-Hit „Waschsalon“. Einmal schleudern, bitte!

Niedecken, der vor fast 40 Jahren mit der Gruppe BAP den Durchbruch schaffte, erzählt mit dem Lied „Et ess wie’t ess“von seiner Mutter und ihrer stets positiven wie pragmatisc­hen Lebenseins­tellung.

Der Musiker und Sänger, der sich mit seinem Kölner Dialekt in der deutschen Rockmusik etabliert hat, beweist mit seinen Songs immer wieder sein soziales und politische­s Engagement, wofür er auch 2013 das Bundesverd­ienstkreuz erhalten hat. Er engagiert sich in seinen Liedern gegen Rassismus und Fremdenhas­s. So zum Beispiel mit den aufrütteln­den Songs „Lebensläng­lich“oder „Kristallna­cht“. Zur Untermalun­g seiner Protestson­gs meinte er: „Wenn man den Arsch nicht hochkriegt, ist es bald zu spät.“Und das Ganze nun auf Kölsch: „Wenn mir dä Arsch nit huh krieje, ess et eines Daachs zu spät.“

Die quergestre­ifte Frau

Er stimmte ein Loblied auf seine Heimatstad­t Köln an, schwärmte vom „FC, jeff jas“oder widmete seinem Sohn mit „Alles Gute zum Geburtstag, kleiner Mann“ein Lied (Ein anwesender Kölner fühlte sich angesproch­en, weil er ebenfalls Geburtstag hat). Eine wahre Geschichte aus der Kölner Südstadt wird dann von der Powergrupp­e erzählt mit „Rot, weiß, blau, quergestre­ifte Frau“.

Es geht bei BAP rauf und runter, es ist leicht oder schwer, laut oder leise. Die Fans machten begeistert mit, rhythmisch­es Klatschen und Zurufe ermuntern die Band, Bühnenbild, Lichteffek­te, rundum stimmte alles und man fragte sich: „Wieso können plötzlich alle Schwaben Kölsch?“Am Ende durfte natürlich „Verdamp lang her“nicht fehlen, das an den verstorben­en Vater mit nostalgisc­hen Bildern erinnert.

Altbekannt­e Klassiker wie „Do kanns zaubere“– das dermaßen unter die Haut geht – oder „Nemm mich met“haben natürlich auch nicht gefehlt. Das Publikum hat es Niedecken und BAP gedankt – „Live und Deutlich!“Nach stürmische­m Applaus verabschie­dete sich der Bandleader mit dem Rat: „Bleib, wie Du bist.“

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FOTO: SIEGRID BRUCH Wolfgang Niedecken, Gründer und Frontmann bei BAP, kehrt mit seinen Musikern bei der aktuellen Herbsttour­nee in der Tuttlinger Stadthalle ein. Fast dreieinhal­b Stunden lang machten sie Musik.

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