Ungemütliches Herbstwetter stellt sich zum Wochenende ein
TUTTLINGEN-MÖHRINGEN - Nach einem wunderbaren Spätsommer ist jetzt erst mal Schluss mit Sonnenschein pur und den angenehmen Temperaturen. Unsere Praktikantin Michelle Fallert hat sich mit dem Möhringer Wetterexperten Jürgen Hieber über die Aussichten und die lange Schönwetterperiode unterhalten.
In den vergangenen Wochen war das Wetter bei uns für die Jahreszeit außergewöhnlich schön. Gab es so ein lang andauerndes Hochdruckgebiet schon einmal?
Ja, das gab es. Aber dass es dann gleichzeitig auch noch so trocken ist, ist schon sehr selten.Seit nunmehr 24 Tagen fiel kein Regen, obwohl es die Natur dringend bräuchte.
Demnächst ist ein Tiefdruckgebiet in Sicht. Könnte das möglicherweise genau so extrem wie das jetzige Hoch ausfallen?
Von dem Tief wurden wir am Dienstag nur gestreift, Niederschlag wird es wohl noch keinen bringen. Ungemütliches Herbstwetter mit flächendeckendem Regen kündigt sich bei überwiegend einstelligen Temperaturen zum Wochenende an.
Wie ist Ihre Prognose für den Winter?
Man kann nicht so weit im Voraus sagen, wie der Winter ausfallen wird. Selbst der beste Computer kann das nicht. Man kann bei stabiler Wetterlage bis zu drei Wochen davor Voraussagen treffen, wie das Wetter sich voraussichtlich entwickeln wird. Bei wechselhafter Witterung wird es dagegen schon nach wenigen Tagen zunehmend unsicherer. Diejenigen, die schon seit geraumer Zeit das Wetter zu Weihnachten und für den ganzen Winter vorhersagen wollen, wollen sich nur wichtig machen.
Vermuten Sie, dass der außergewöhnlich warme Sommer in diesem Jahr eine Ausnahme sein wird oder wird das womöglich zur Normalität, dass es so lange Warmphasen gibt?
Nein, man kann nicht unbedingt sagen, dass das zur Normalität werden wird. Es gab dieses Jahr 88 Sommertage über 25 Grad Celsius und 22 Tage mit über 30 Grad Celsius. Das ist sehr viel. Mehr gab es bisher nur im Sommer 2003. Im Juli 2015 gab es auch mal 3 Wochen lang große Hitze wobei kein Niederschlag fiel. Aber es ist auch schon passiert, dass das Frühjahr mit dem April sehr warm und der anschließende Sommer verregnet und ziemlich wechselhaft war.
Könnte es möglich sein, dass der Bodensee immer weiter austrocknet?
Austrocknen wird der Bodensee sicherlich nicht, dafür sorgt schon die enorme Tiefe des Bodensees. Doch möglicherweise könnte, sofern die kommenden Monate ebenfalls niederschlagsarm ausfallen, im nächsten Frühjahr ein neuer PegelTiefstand möglich sein. Nach dem niederschlagsreichen Januar fielen von Februar bis jetzt alle Monate teils deutlich zu trocken aus. Dies wird sich auch bei der Jahresniederschlagsmenge zeigen.
Bisher war die höchste Jahresdurchschnittstemperatur 9,7 Grad Celsius (2015). Halten Sie es für möglich, dass in Deutschland in der Zukunft eine Jahresdurchschnittstemperatur von 12 Grad Celsius erreicht werden kann?
Man kann zwar beobachten, dass es mit der Zeit immer wärmere Jahre gibt und dass neue Temperaturrekorde aufgestellt werden, doch so ein enormer Anstieg wäre schlichtweg für unsere Vegetation eine Katastrophe. Dazu wird es in unserem Leben sicherlich nicht kommen. Aber es gibt trotzdem auch Jahre, die etwas kälter ausfallen wie das Jahr 2013 mit 7,9 Grad Celsius, das Jahr 2010 mit 7,4 Grad sowie das Jahr 1997 mit sechs Grad.