Gränzbote

Kein Aufmarsch mit Historisch­en Waffen

Pläne zur Begrüßung des OBs durchkreuz­t – Bürgerwehr ist sauer aufs Ordnungsam­t

- Von Cornelia Spitz

VS-VILLINGEN (sbo) - Die Historisch­e Bürgerwehr von Villingen ist sauer: Obwohl der Verein eine dauerhafte Erlaubnis zum Tragen seiner historisch­en Waffen in der Öffentlich­keit hat, verbot das Ordnungsam­t den Aufmarsch mit Gewehren am Wahlsonnta­g auf dem Münsterpla­tz.

Anderswo seien sie der Stolz und das Aushängesc­hild historisch­er Städte. In Villingen-Schwenning­en aber werde die Historisch­e Bürgerwehr von Villingen von der Verwaltung weder wertgeschä­tzt noch ernstgenom­men, sagt der Kommandant der historisch­en Bürgerwehr, Hans-Joachim Böhm.

Der Verein hat es sich so schön ausgemalt: Der neue Oberbürger­meister sollte am Sonntag mit einer beeindruck­enden Zeremonie von den Uniformier­ten auf dem Münsterpla­tz begrüßt werden. Und zu dieser Uniform gehören eben auch die Gewehre. Doch das Ordnungsam­t machte einen Strich durch diesen Plan und verbot das Tragen der Waffen an diesem Abend kurzerhand. Weder Salutschüs­se noch sonst etwas seien geplant gewesen. Die Waffen seien ohne Munition ja noch nicht einmal schussbere­it. Zudem besitze die Bürgerwehr als Brauchtums­verein eigentlich eine dauerhafte Genehmigun­g zum Tragen ihrer historisch­en Waffen. Sie sei lediglich ihrer Verpflicht­ung nachgekomm­en, die Behörde im Vorfeld über den geplanten Aufmarsch zu informiere­n.

Vor Jahren nämlich, erinnert sich der Vorsitzend­e Karl-Heinz Schwert, habe die Bürgerwehr das aus Unwissenhe­it versäumt. Daraufhin sei man von der Verwaltung wegen eines „Aufmarschs unter Waffen“offiziell vorgeladen „und ziemlich hart rangenomme­n“worden. Das Fass zum Überlaufen brachte die Ankündigun­g eines Gebührenbe­scheids: Die Bürgerwehr soll für diesen Bescheid in Kürze auch noch 50 Euro bezahlen. Die Verwaltung begründet ihren abschlägig­en Bescheid damit, dass es sich bei der geplanten Aktion nicht um einen Akt des Brauchtums handele.

Böhm kann da nur müde lächeln: Es gebe in Baden-Württember­g 53 historisch­e Bürgerwehr­en, in BadenSüdhe­ssen 21. Und „in nahezu allen diesen Gemeinden ist es Brauchtum, dass die Bürgerwehr bei solchen Gelegenhei­ten auftritt“, erzählt er und schlussfol­gert: „Also ist es doch Brauchtum!“Abgesehen davon sei der Erhalt des Brauchtums die Mission der 270 Mitglieder der Bürgerwehr, darunter etwa zur Hälfte Aktive – „ich kenne keinen Kriegstrei­ber unter uns“, stellt Böhm klar. Doch weil man dem Gewählten am Wahlabend gerne gratuliere­n wollte und kein gesteigert­es Interesse an einem Eklat vor dem Wahltag hatte, biss man in den sauren Apfel und gab sich dem Gelächter der Zuschauer preis: „Wenn man so halbnackt, ohne Gewehr, rumlaufen muss, dann wird man zum Gespött der Leute“, meint Schwert und fühlte sich darin am Wahlabend bestätigt: Zunächst waren alle Augen auf die Uniformier­ten auf dem Münsterpla­tz gerichtet. Doch als Kommandant Böhm seine Formel sprach zum militärisc­hen Erstatten einer Meldung, erschallte Gelächter: „... Links um, Gewehr ab, Richt’ Euch, das Gewehr über ...“

Was bleibt, ist großer Ärger auf Seiten der Bürgerwehr und eine bittere Erkenntnis: Obwohl die Bürgerwehr die Stadt nach außen hin bei vielen Gelegenhei­ten, etwa beim Großen Zapfenstre­ich in Leipzig oder in Rueil-Malmaison bei Paris repräsenti­ert und ein Stück Geschichte bewahrt, werde man von der Stadtverwa­ltung nicht wertgeschä­tzt, bemängelt Böhm.

Das sei schon daran ersichtlic­h, dass weder OB Rupert Kubon, noch sein Vertreter jemals bei einer Generalver­sammlung der Bürgerwehr gewesen seien. Bei der Kommandoüb­ergabe von Manfred Riegger an Hans-Joachim Böhm seien Benutzungs­gebühren für die Straßen verlangt worden. Hoffend blickt der Kommandant der Historisch­en Bürgerwehr in Villingen daher dem Wechsel an der Stadtspitz­e entgegen: Jürgen Roth habe sich am Wahlabend bei der in Folge des Waffenverb­ots improvisie­rten Zeremonie erkundigt: „Haben Sie’s Gewehr jetzt dabei?“Böhm habe verneint, Roth habe entgegnet: „Hätten Sie’s doch mitgebrach­t ...“„Das ist eindeutig ein Zeichen, dass sich da was ändert“, meint der Kommandant hoffnungsv­oll.

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FOTO: KIENZLER Die Bürgerwehr Villingen durfte dem neuen Oberbürger­meister nur ohne ihre historisch­en Gewehre ihre Aufwartung machen.

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