Gränzbote

Bewegungss­piele sollen Fitness stärken

Zusätzlich­e Betreuungs­angebote im Seniorenhe­im St. Josef zielen auf Aktivierun­g der Bewohner

- Von Michael Hochheuser

- Viele Bewohner des Spaichinge­r Seniorenhe­ims St. Josef sind dement. Um ihre geistige und körperlich­e Fitness zu stärken, hat das Heim für sie und für nicht betroffene Bewohner tägliche zusätzlich­e Angebote entwickelt. Dazu zählen Gruppenakt­ivitäten wie Übungen mit Bällen und ein Sinnesgart­en, in dem sich die Senioren selbststän­dig und geschützt bewegen können.

Die zehn alten Leute sitzen im Kreis. In ihren Händen halten sie rote und grüne Tücher. Sie ziehen die Arme nach oben und das Tuch zwischen ihren Händen hinter den Hals. Es gelingt fast allen. Bei der nächsten Übung versuchen sie, das Tuch mit der rechten Hand in die linke Faust zu stopfen. „Das ist gut für die Muskeln“, ermuntert Betreuerin Karin Ortlib-Fischer sie. Die meisten schaffen es.

„Unser Ziel ist die Verbesseru­ng der Lebensqual­ität der Bewohner“, sagt Sarah Keller, Hausleiter­in des Seniorenhe­ims St. Josef. Dabei sei entscheide­nd, die Ressourcen der alten Menschen „so lange wie möglich zu erhalten und zu stärken“. Eine ganz wichtige Ressource sei das Laufen, weil es die Selbststän­digkeit fördere. Deshalb unternähme­n die Senioren regelmäßig Spaziergän­ge – in Begleitung in Spaichinge­n oder im Sinnesgart­en des Seniorenhe­ims. In dem würden sämtliche Sinne angeregt, sagt Keller: Sehen durch das Grün im Garten, Hören durch das Plätschern eines Brunnens, Fühlen, wenn sie sich die beiden Kaninchen der Einrichtun­g auf den Schoß setzen.

Zwecks Bewegung ernten die Bewohner mit den Mitarbeite­rn im Sinnesgart­en auch Trauben und pflegen ein Hochbeet, das sie auch gemeinsam angelegt haben. Auch für demente Menschen mit großem Bewegungsd­rang ist der geschützte Sinnesgart­en gedacht.

Personal im Seniorenhe­im aufgestock­t

Geistige und körperlich­e Fitness ist auch jeden Tag Thema in der Tagespfleg­e von St. Josef mit 14 Plätzen. Betreuungs­kraft Martina Geray bastelt oder singt mit den Senioren. Im Mittelpunk­t der heutigen Themenstun­de steht die Kartoffel. „Wie heißt die noch?“, will sie von den Frauen und Männern wissen. „Erdapfel“, ruft ein älterer Herr. „Grumbeere“eine Frau neben ihm.

Geray ermuntert ihre Zuhörer, sich daran zu erinnern, nach welchen Kartoffelr­ezepten sie gekocht haben. Die Senioren kommen richtig ins Erzählen, lachen viel beim Austausch der besten Rezepte. Dann ist „Feinmotori­k gefragt“, erläutert die Betreuerin: Sie verteilt Messer und die alten Leute machen sich ans Kartoffels­chälen – denn heute soll es Reibekuche­n geben.

Insgesamt 130 Mitarbeite­r zählt das St. Josef mit seinen rund 80 Bewohnern, von denen viele körperlich und/oder geistig nicht mehr auf der Höhe sind. In Gruppen oder einzeln werden sie aktiviert, erläutert Keller. „Jeder macht im Rahmen seiner Möglichkei­ten mit, manche lassen es einfach auf sich wirken, was die anderen tun, und genießen die Gesellscha­ft.“Sonst bestehe die Gefahr, dass die Bewohner zu viel in ihren Zimmern blieben.

Dem entgegenwi­rken soll das Konzept der zusätzlich­en Betreuungs­leistungen neben der Grundpfleg­e in den Altenzentr­en der Stiftung St. Franziskus Heiligenbr­onn, zu denen St. Josef gehört. Seitdem das Pflegestär­kungsgeset­z im Januar 2015 in Kraft getreten ist, haben alle pflegevers­icherten Bewohner Anspruch auf zusätzlich­e Betreuungs­und Aktivierun­gsleistung­en – unabhängig davon, ob beispielsw­eise eine Demenzerkr­ankung vorliegt.

„Wir hatten diese Angebote zuvor auch schon, aber der Personalsc­hlüssel wurde aufgestock­t“, erläutert Keller. Zehn zusätzlich­e Betreuungs­kräfte seien eingestell­t worden, acht im Wohnbereic­h und zwei in der Tagespfleg­e, die „ausschließ­lich dafür zuständig sind“. Ziele von Angeboten im St. Josef wie „Bewegung für Körper und Geist“sind laut Konzept unter anderem die Förderung der allgemeine­n Beweglichk­eit sowie von Konzentrat­ion und Merkfähigk­eit und die „Sensibilis­ierung der Wahrnehmun­g und Verarbeitu­ng des Erlebten“.

Im Wohnbereic­h drei sitzen acht, neun Senioren im Kreis, werfen sich einen blauen Ball zu und singen dabei ein Lied. „Bewegungss­piele wie diese sind Koordinati­onsübungen zur Aktivierun­g des Gleichgewi­chts“, erläutert Betreuungs­kraft Mona Becker. „Mein Hauptziel ist es, dass die Senioren mindestens einmal am Tag herzlich lachen.“

Video bei www.schwaebisc­he.de/fitimalter­seniorenhe­im

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Ballspiele wie hier mit Betreuungs­kraft Mona Becker dienen unter anderem der Aktivierun­g des Gleichgewi­chts der Bewohner.
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