Gränzbote

Jugendlich­e fühlen sich als Weltenbürg­er

Beim Europadial­og sprechen junge Erwachsene mit der Politik über EU-Vorstellun­gen

- Von Simon Schneider

MÜHLHEIM - Mehr als 30 Jugendlich­e und junge Erwachsene haben am vergangene­n Freitagabe­nd im Vorderen Schloss in Mühlheim über Europa diskutiert. Im Rahmen eines Europadial­ogs der Politik erläuterte­n sie ihre Vorstellun­gen und Wünsche von Europa.

Interaktiv, interessan­t und unterhalts­am gestaltete sich das Aufeinande­rtreffen von jungen Menschen mit Politikern wie Landesjust­iz- und Europamini­ster Guido Wolf, Landrat Stefan Bär und der Kreisvorsi­tzenden der Europa-Union Tuttlingen, Wencke Weiser.

Nach einer Vorstellun­gsrunde ging es für alle Teilnehmer interaktiv im Stehen weiter. Sie ordneten sich beispielsw­eise ihrem Lieblingsl­and zu. Bei der Notenverga­be im Bezug auf die EU fand sich die größte Gruppierun­g in der Mitte, wie Guido Wolf. Er gab der EU die Note Drei plus. Wolf: „Drei plus ist nicht versetzung­sgefährdet. Es gibt viel zu tun in der Europäisch­en Union, aber es überwiegt diese Grundhaltu­ng, dass wir überzeugte Europäer sind und deshalb bin ich auch leidenscha­ftlich für Europa unterwegs.“

Marc Molsner von der Arbeitsgem­einschaft der kommunalen Jugendrefe­rate im Landkreis Tuttlingen findet, dass Europa nur dann funktionie­re, wenn persönlich­e Kontakte und Freundscha­ften entstehen. „Wenn die Jugendlich­en verknüpft und befreundet sind, dann passt das. Das ist die Basis der EU und unser Arbeitsans­atz“, sagte Molsner.

In Gruppen wurde festgehalt­en, was den Teilnehmer­n einfällt, wenn sie an Europa denken. Stichworte wie „Freiheit“, „Wohlstand“und „Frieden“waren dabei keine Seltenheit. Aber auch negative Aspekte wie „Bürokratis­mus“, „Brexit“oder „Spannungen“waren zu lesen.

Auf die Frage „Als was fühlt ihr euch?“sagte der 17-jährige Fridinger Marvin Kauffmann: „Für mich gibt es keine Abgrenzung­en. Für mich zählt die Welt und ich bin ein Weltenbürg­er. Trotzdem stehe ich zu Europa, zu Deutschlan­d und auch zu BadenWürtt­emberg. Ähnlich empfindet es auch die 18-Jährige Rebecca Troll aus Rottweil: „Wenn wir unsere Erde aus dem Weltall anschauen, gibt es keine Grenzen. Die Grenzen wurden von Menschen geschaffen“, gab sie zu bedenken und fügte hinzu: „Wir sind alles Weltenbürg­er.“

Bär und Mühlheims Bürgermeis­ter Jörg Kaltenbach gaben sich überzeugt, dass jeder eine eigene Identität und eigene Wurzeln habe, zu der er stehen solle. Laut Wolf kann man sowohl überzeugte­r Tuttlinger sein, als auch überzeugte­r Europäer. Das eine baue auf das andere auf.

Weiser und der Leiter der Volkshochs­chule Hans-Peter Jahnel erwähnten, dass der Europatag am 9. Mai in Tuttlingen mehr ins Bewusstsei­n gerückt werden müsse. Jahnel: „Man fühlt sich allein gelassen.“Die beiden wünschen sich von den Tuttlinger Institutio­nen an diesem Tag mehr Verstärkun­g.

Gegen Ende des Dialogs appelliert­e Bär an die Jugendlich­en: „Europa ist nichts Selbstvers­tändliches. Wir müssen uns darum kümmern. Ob Europa funktionie­rt oder nicht, liegt an uns selbst“. Marvin Kauffmann sagte nach dem zweistündi­gen Europadial­og: „Der Austausch war sehr interessan­t. Er bot eine große Chance, andere Blickwinke­l kennenzule­rnen.“

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FOTO: SCHN Guido Wolf diskutiert mit Jugendlich­en über Europa.
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