Jugendliche fühlen sich als Weltenbürger
Beim Europadialog sprechen junge Erwachsene mit der Politik über EU-Vorstellungen
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MÜHLHEIM - Mehr als 30 Jugendliche und junge Erwachsene haben am vergangenen Freitagabend im Vorderen Schloss in Mühlheim über Europa diskutiert. Im Rahmen eines Europadialogs der Politik erläuterten sie ihre Vorstellungen und Wünsche von Europa.
Interaktiv, interessant und unterhaltsam gestaltete sich das Aufeinandertreffen von jungen Menschen mit Politikern wie Landesjustiz- und Europaminister Guido Wolf, Landrat Stefan Bär und der Kreisvorsitzenden der Europa-Union Tuttlingen, Wencke Weiser.
Nach einer Vorstellungsrunde ging es für alle Teilnehmer interaktiv im Stehen weiter. Sie ordneten sich beispielsweise ihrem Lieblingsland zu. Bei der Notenvergabe im Bezug auf die EU fand sich die größte Gruppierung in der Mitte, wie Guido Wolf. Er gab der EU die Note Drei plus. Wolf: „Drei plus ist nicht versetzungsgefährdet. Es gibt viel zu tun in der Europäischen Union, aber es überwiegt diese Grundhaltung, dass wir überzeugte Europäer sind und deshalb bin ich auch leidenschaftlich für Europa unterwegs.“
Marc Molsner von der Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Jugendreferate im Landkreis Tuttlingen findet, dass Europa nur dann funktioniere, wenn persönliche Kontakte und Freundschaften entstehen. „Wenn die Jugendlichen verknüpft und befreundet sind, dann passt das. Das ist die Basis der EU und unser Arbeitsansatz“, sagte Molsner.
In Gruppen wurde festgehalten, was den Teilnehmern einfällt, wenn sie an Europa denken. Stichworte wie „Freiheit“, „Wohlstand“und „Frieden“waren dabei keine Seltenheit. Aber auch negative Aspekte wie „Bürokratismus“, „Brexit“oder „Spannungen“waren zu lesen.
Auf die Frage „Als was fühlt ihr euch?“sagte der 17-jährige Fridinger Marvin Kauffmann: „Für mich gibt es keine Abgrenzungen. Für mich zählt die Welt und ich bin ein Weltenbürger. Trotzdem stehe ich zu Europa, zu Deutschland und auch zu BadenWürttemberg. Ähnlich empfindet es auch die 18-Jährige Rebecca Troll aus Rottweil: „Wenn wir unsere Erde aus dem Weltall anschauen, gibt es keine Grenzen. Die Grenzen wurden von Menschen geschaffen“, gab sie zu bedenken und fügte hinzu: „Wir sind alles Weltenbürger.“
Bär und Mühlheims Bürgermeister Jörg Kaltenbach gaben sich überzeugt, dass jeder eine eigene Identität und eigene Wurzeln habe, zu der er stehen solle. Laut Wolf kann man sowohl überzeugter Tuttlinger sein, als auch überzeugter Europäer. Das eine baue auf das andere auf.
Weiser und der Leiter der Volkshochschule Hans-Peter Jahnel erwähnten, dass der Europatag am 9. Mai in Tuttlingen mehr ins Bewusstsein gerückt werden müsse. Jahnel: „Man fühlt sich allein gelassen.“Die beiden wünschen sich von den Tuttlinger Institutionen an diesem Tag mehr Verstärkung.
Gegen Ende des Dialogs appellierte Bär an die Jugendlichen: „Europa ist nichts Selbstverständliches. Wir müssen uns darum kümmern. Ob Europa funktioniert oder nicht, liegt an uns selbst“. Marvin Kauffmann sagte nach dem zweistündigen Europadialog: „Der Austausch war sehr interessant. Er bot eine große Chance, andere Blickwinkel kennenzulernen.“