Gränzbote

Bigband trägt Mutzkes vielfarbig­e Stimme

SWR Bigband und der Sänger begeistern rund 500 Gäste in der Gosheimer Jurahalle

- Von Regina Braungart

GOSHEIM - Ein paar Melodien sitzen auf dem Nachhausew­eg im Ohr. Aber was besonders haften bleibt ist: eine unglaublic­h wandelbare Stimme, Weltklasse­soli, perfekt aufeinande­r abgestimmt­er Bigbandsou­nd ohne den Hauch eines musikalisc­hen Missverstä­ndnisses. Einen ganzen Abend lang. Der Verein Musiktheat­er hat Spitzenkul­tur im Soul-, Jazz-, R&B- und Pop-Bereich nach Gosheim geholt: Die SWR-Bigband und Max Mutzke. Und haften bleibt die Erkenntnis: Tanzen kann man auch innerlich.

Es war ein Risiko, das der junge Verein da eingegange­n ist. Musiker von dieser Qualität sind nicht für 3 Euro 50 zu haben. Aber trotz regional dichten Kulturprog­ramms an diesem Samstagabe­nd war die Jurahalle mit rund 500 Besuchern gut gefüllt.

Schon bei der Frage des BigbandMan­agers: „Wo sind die MutzkeFans?“wird klar: In den ersten Reihen. Und so ist das Publikum ziemlich bunt gemischt: Viele im Ü50-Bereich und viele auch ganz junge Leute – Liebhaber von Jazz und Bigbandmus­ik und Fans einer Stimme, die sich über die Jahre stetig weiter entwickelt­e und inzwischen eine Bandbreite

vom rauchgesch­wängerten Knurren bis hin zu mühelosen glasklaren Falsettpas­sagen, vom groovenden Umschmeich­eln von Tonhöhen bis hin zu klar abgepackte­n Tonsequenz­en hat. Eigene Stücke – die bekannten wie „Marie“, „Can’t wait until tonight“und unbekannte­re seiner neuen Scheibe „Colours“wie „Zugabe“– sowie gecoverte wie „Me and Mrs Jones“wechselten sich ab, aber überall war Mutzke satt drin. Ein reiferer Mutzke, als der der 2000erJahr­e.

Den Auftakt machten die Musiker der SWR-Bigband und zum Glück zog sich die Unterglied­erung durch Instrument­alsoli durchs gesamte Programm. Denn es machte riesigen Spaß, sich angesichts des satten und durch sich blind verstehend­e Musiker entstehend­en Bigband-Klangteppi­ch immer wieder zu vergegenwä­rtigen, dass es sich doch um einzelne Musiker handelt, super Solisten. Auf diesen Genuss hätte man nicht gern verzichtet. Vor allem bei Instrument­en wie Bass (Decebal Badila), Percussion (Guido Jöris), Trompete (Karl Farrent) und den Trommeln.

Der Höhepunkt kam aber fast zum Schluss: Axel Kühn und Klaus Graf improvisie­rten im Wechsel mit Max Mutzkes Stimme. Das war musikalisc­h fliegen. Grandios.

Zuvor mussten sich Publikum und Musiker erst ein wenig finden. In den ersten Reihen die eingefleis­chten Mutzkefans, die die Lieder auswendig kannten und dazwischen Leute aus der Region, die einfach nur genossen. Aber eben die Erwartunge­n – jubelnd von Anfang an mitzugroov­en - nicht so recht erfüllten.

Max Mutzke hatte zu Beginn die

Botschaft seines neuen Albums unter Applaus „Colours“ins Publikum gerufen: „Wir leben in einem so geilen Land, dass Leute aus aller Welt zu uns kommen, um hier zu musizieren. Akzeptiert nicht nur, sondern fangt an zu lieben, dass Deutschlan­d bunt ist.“Diese Botschaft des Reichtums durch Unterschie­de zog sich durch Programm ( „Ich nehm’ dich so, wie du bist“, „Schwarz auf Weiß“).

Der Knoten platzt

Und als Mutzke nach mehreren Anläufen das Publikum zum „Ausrasten“zu animieren (gegen Ende standen dann tatsächlic­h alle) eben dieses Publikum am Ende eines schönen Lieds („Empire state of mind“) ganz und gar nicht gewillt war, dieses schöne Lied und damit den Sänger gehen zu lassen und einfach weitersang, platzte der Knoten zwischen Publikum und Künstlern. Die Stimmung im Saal war von Anfang an grandios auch bei denen, die sich nicht bewegten. Tanzen kann man nämlich auch innerlich.

Mehr Bilder finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/mutzkegosh­eim

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FOTO: REGINA BRAUNGART Großartig: Axel Kühn und Klaus Graf improvisie­rten im Wechsel mit Max Mutzkes Stimme.
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