Gränzbote

Sozialfirm­en sollen Arbeitslos­igkeit beenden

Fördervere­in Regionles Bündnis für Arbeit setzt sich für Arbeitslos­e im Kreis Tuttlingen ein

- Von Nele Fauser

TUTTLINGEN - Seit seiner Gründung vor 18 Jahren setzt sich der Fördervere­in „Regionales Bündnis für Arbeit im Landkreis Tuttlingen e.V.“gegen Jugend- und Langzeitar­beitslosig­keit ein. Neben einer positiven Bilanz des vergangene­n Jahres und einer Wiederwahl des Vorstands berichtete­n die Mitglieder bei der öffentlich­en Versammlun­g auch über anstehende Projekte, wie etwa die Errichtung einer Sozialfirm­a im Landkreis Tuttlingen.

„Gemeinsam können wir etwas bewegen, für Menschen, die es schwerer haben, eine Lehrstelle oder einen Arbeitspla­tz zu finden“, erläuterte Thomas Maile, der Vereinsvor­sitzende, zu Beginn der Versammlun­g. „Unsere Projekte finden Anklang, es bleibt wirklich was hängen“, führte er fort. Die vielseitig­en Projekte, die der Verein finanziell und mit der Kraft seiner Mitglieder unterstütz­t, sind Maßnahmen, für die die öffentlich­e Hand nicht leistungsf­ähig ist. Inzwischen zählt der Verein circa 100 Einzelpers­onen und rund 40 Organisati­onen wie etwa Firmen und Kommunen.

Projekt „Paten auf Zeit“

Eine Maßnahme, die der Verein initiiert hat und seit über zehn Jahren unterstütz­t, ist das Projekt „Paten auf Zeit“, bei dem momentan zwischen 18 und 20 Paten aktiv im Einsatz sind. „Diese Paten begleiten Jugendlich­e individuel­l auf dem Weg in den Beruf“, so Maile. Dabei gehe es sowohl um persönlich­e Gespräche, als auch um die Unterstütz­ung bei Bewerbunge­n und die Funktion als „Türöffner“bei einem Ausbildung­sbetrieb. Im Rahmen dieses Projektes fanden auch schon Fortbildun­gen und Schulungen für die Paten und Jugendlich­en statt. Rund 200 Jugendlich­en wurden durch die „Paten auf Zeit“schon erfolgreic­h Ausbildung­sstellen vermittelt.

Ein weiteres Projekt ist ein Integratio­nsprojekt in Irndorf, das einer schwerbehi­nderten jungen Frau die Möglichkei­t einer Ausbildung zur Kindergart­enhelferin gibt. Hierfür werden jedes Jahr 2500 Euro vom Verein überwiesen. Auch das Benefizsch­wimmen, das am 10. November schon zum sechsten Mal stattfinde­t (wir berichtete­n), dient den Zwecken des ehrenamtli­chen Vereins.

Nachdem Vorstand und Beirat einstimmig entlastet wurden, ging es an die Vereinssat­zung, in der offiziell ein Paragraf hinzugefüg­t wurde, der der neuen Datenschut­zgrundvero­rdnung entspricht. Bei den anschließe­nden Wahlen wurde der Vorstand einstimmig wiedergewä­hlt. Im Beirat jedoch gibt es Änderungen: Neben Oscar Hannabach werden auch Magdalena Immer und Ralf Sulzmann den Beiratsvor­sitzenden Heinz Geyer und die restlichen Beiratsmit­glieder unterstütz­en. Sie treten ein für Harald Haupt, Dieter Kohler und Elke Werner.

Im kommenden Jahr möchte der Verein an einer eventuelle­n Einrichtun­g einer Sozialfirm­a im Landkreis Tuttlingen arbeiten. Der Grundstein dafür wird aktuell vom Bund gelegt, der ab dem 1. Januar des kommenden Jahres Zuschüsse für Einglieder­ungshilfen bereitstel­lt. „An sich gibt es im Landkreis Tuttlingen eine sehr geringe Zahl an Arbeitslos­en“, erklärt Hermann Ristau, Leiter des Kreissozia­lverbandes Tuttlingen. „Insgesamt gibt es 2050 in unserer Statistik als arbeitslos Gemeldete. Was man aber bedenken muss, sind die Familien und Angehörige, die hinter diesen Personen stecken und diese Zahl um ein Weites vergrößern“, führt er fort. Wer länger als ein Jahr arbeitslos ist, gelte als langzeitar­beitslos und habe kaum noch Chancen auf eine unkomplizi­erte Wiedereing­liederung in die Arbeitswel­t (wir berichtete­n). Das liege nicht nur an einem eventuelle­n Verlust der persönlich­en Fähigkeite­n, sondern auch an den Arbeitsabl­äufen, an die sich ein Langzeitar­beitsloser erst wieder gewöhnen müsse.

An dieser Stelle sollen nun die Sozialfirm­en ins Spiel treten. In diesen Einrichtun­gen sollen die Fähigkeite­n gestärkt und die Menschen auf ein „normales“Arbeitsleb­en vorbereite­t werden. Joachim Schwarzfis­cher, der Leiter des kommunalen Jobcenters Tuttlingen, erklärt, dass es bestimme Voraussetz­ungen für die Aufnahme in das Sozialfirm­en-Programm gebe: „Es gibt zwei verschiede­ne Arten von Lohnkosten­zuschuss, die von den Voraussetz­ungen der Arbeitslos­en abhängen. Dabei gehe es vor allem um die Zeitdauer, in der jemand Leistungen bezogen hat. Schlussend­lich kämen laut Schwarzfis­cher im Kreis Tuttlingen nicht mehr als 50 Personen für das Programm infrage.

Sozialpäda­gogische Betreuung

Zusätzlich zum Arbeitspla­tz, der beispielsw­eise durch eine gGmbH eines größeren Unternehme­ns dargestell­t werden kann, sollen die Arbeitslos­en dann auch eine sozialpäda­gogische Betreuung erhalten. Die Arbeiten sollen sich zunächst auf beispielsw­eise ins Ausland ausgeglied­erte Arbeitsber­eiche beziehen, die dann vor Ort durch einfache Tätigkeite­n erledigt werden können. Durch das Projekt will der Verein eine langfristi­ge Hilfe garantiere­n.

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FOTO: NELE FAUSER Der Beiratsvor­sitzende Heinz Geyer (links) und der Vereinsvor­sitzende Thomas Maile (rechts).

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