Baubeginn verzögert sich erneut
Ehemaliges Marquardt-Areal: Baustart im Frühjahr 2019 geplant – Gebäudeakten fehlen
Die Arbeiten auf dem Marquardt-Areal sind nun auf Frühjahr 2919 terminiert. Seite
TUTTLINGEN - Erneut verzögert sich das Bauprojekt auf dem ehemaligen Marquardt-Areal an der Ecke Bismarck-/Zeughausstraße in Tuttlingen. Der Bauherr, die Schweizer Immo Projekt GmbH aus Gerlingen, muss einen sogenannten Verbau anbringen, um ein Abrutschen der Bismarckstraße während der Bauarbeiten zu verhindern. Das wird zwei bis drei Monate Zeit in Anspruch nehmen, erklärt Marcus Ziegler, Geschäftsführer von Immo Projekt. Er rechnet nun mit einem Baubeginn im Frühjahr 2019.
Das Gelände der ehemaligen Firma Marquardt lag mehr als 16 Jahre lang brach. Nun sollen im Haus A der geplanten Wohnanlage 50 Einheiten für betreutes Wohnen entstehen. Für Haus B sind 33 Familienwohnungen vorgesehen. Es wird eine Tagespflege, Wohngemeinschaften und betreute Appartements geben, zudem sind zwei Tiefgaragen-Ebenen vorgesehen.
Im Frühsommer dieses Jahres hat die Denkmalbehörde das Gelände unter die Lupe genommen, mit Blick auf archäologische Funde. Wie berichtet, gibt es viele Hinweise darauf, dass Tuttlingen einst römisches Siedlungsgebiet war. „Wenn, dann würden etwa zwei Meter unter heutigem Straßenniveau frühere Siedlungen ersichtlich werden“, sagt Ziegler. Diese Mutmaßungen gelten pauschal für jedes Grundstück, das bebaut werden soll – in der Innenstadt seien die Untersuchungen aber zwingender.
Fundament behindert Untersuchung des Untergrunds
Nur: Die Mitarbeiter des Denkmalamts können auf dem Baugrund nicht weiter forschen, weil an der Bismarckstraße eine alte Kellerwand mit Fundament steht, die erst beiseite geräumt werden muss. Ziegler: „Wenn wir diese Wand mit Bodenplatte abbrechen, dann würde die Bismarckstraße ungesichert abrutschen.“Also muss zur Straße hin ein sogenannter Verbau, eine Baugrubenumschließung, angebracht werden und in einem zweiten Schritt auch zur Zeughausstraße. „Diese Maßnahmen hätten wir sowieso machen müssen“, erklärt Ziegler, unabhängig von der archäologischen Untersuchung.
Nun kämpft der Bauherr mit den Gebäudeakten der Umgebungsbebauung, wie er auf Nachfrage unserer Zeitung sagt. Der Verbau wird mit Rückankern durchgeführt, die mit schrägen Anker- oder Stahlplomben in rund sechs Metern Tiefe in den Nachbargrundstücken befestigt werden. Ziegler: „Um zu wissen, wo ich die Anker setzen kann, brauche ich Unterlagen darüber, wo und wie die Kanäle verlaufen und wie viele Tiefgeschosse es gibt.“
Das Beschaffen der Gebäudeakten sei ein „mühseliges Vorankommen“. In den Nachkriegsjahren seien einige der Akten abhanden gekommen, weitere seien fehlerhaft, deshalb hat Immo Projekt teilweise Vermessungsbüros beauftragen müssen, um die Daten zu beschaffen und zu verifizieren. „Es ist unnötige Zeit, die da verloren geht“, erklärt Ziegler. Und Geld: Die Baupreise sind am Steigen, jede Verzögerung kostet.
Baugenehmigung soll in zwei bis drei Wochen erfolgen
Eigentlich sollte bereits im Sommer vergangenen Jahres Baubeginn sein. Der hat sich aber nicht umsetzen lassen. Unter anderem hatte die angrenzende Tanzschule Maxxdance Bedenken wegen des Schallschutzes. Diese Probleme seien nun gelöst, heißt es.
Mit einer Baugenehmigung rechnet Ziegler in den kommenden Tagen. Die Stadtverwaltung bestätigt das: „In der Tat liegt der Bauantrag vor und ist aktuell in Bearbeitung. Eine Baugenehmigung wird erteilt, wenn alle notwendigen Unterlagen vorliegen und positiv geprüft wurden“, so die Mitteilung der Pressestelle. Welche Unterlagen vom Bauherrn noch eingereicht werden müssen, wird mit dem Hinweis auf das laufende Verfahren nicht beantwortet. Wohl aber die Zeit, die dies noch in Anspruch nehmen wird: „Wir gehen konkret von zwei bis drei Wochen aus.“Sobald die Baugenehmigung vorliegt, werden die schriftlichen Reservierungen für Wohnungen und Appartements in Kaufbeurkundungen umgewandelt. Für rund 20 Prozent der Wohnungen gibt es Kaufabsichten, in den vergangenen Tagen sei auch eine Kaufzusage für die große Penthousewohnung für knapp 800 000 Euro eingegangen, erklärt Ziegler. 155 Quadratmeter Wohnfläche umfasst dieses Objekt. Ansonsten sei vor allem die Nachfrage nach den Seniorenwohnungen von Tuttlinger Bürgern groß, heißt es.