Gränzbote

Mehr Schüler kosten mehr Geld

Stadt Tuttlingen investiert im Vergleich deutlich mehr für den Schulbetri­eb als in der Vergangenh­eit

- Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN - Die Schülerzah­len in Tuttlingen sind in den vergangene­n Jahren angestiege­n. Und das, obwohl die Prognosen etwas anderes vorausgesa­gt haben. Für die Stadt bedeutet das: Die Kosten für den Schulbetri­eb sind erheblich gestiegen.

Im aktuellen Schuljahr drücken in Tuttlingen 262 mehr Schüler die Schulbank als noch vor fünf Jahren. Derzeit sind insgesamt 4982 Schüler registrier­t. Geht man von einer Klassengrö­ße von 30 Schülern aus, entspricht das acht zusätzlich­en Klassen im Vergleich zum Schuljahr 2013/14. Ein Trend, der von der Landesregi­erung in Stuttgart so nicht erwartet wurde. Im Gegenteil: Kurz nach dem Regierungs­antritt 2011 hatte die grün-rote Koalition verkündet, rund 11 600 Lehrerstel­len streichen zu wollen. Grundlage der Entscheidu­ng war eine Prognose des Statistisc­hen Landesamte­s zu zurückgehe­nden Schülerzah­len. Diese hat sich in Tuttlingen nicht bewahrheit­et.

Mehr Einwohner, mehr Schüler

„Die Prognosen der sinkenden Schülerzah­len wurden schon bundesweit revidiert. Dies spiegelt sich eben auch an den Zahlen in Tuttlingen wieder“, heißt es seitens der Stadtverwa­ltung Tuttlingen auf Nachfrage unserer Zeitung. „Es gibt sicherlich zahlreiche Schüler mehr, aufgrund der Zuwanderun­g, aber auch, weil die Einwohnerz­ahl von Tuttlingen steigt“, heißt es weiter. Tatsächlic­h hat sich die Einwohnerz­ahl deutlich erhöht. Während im Jahr 2012 rund 33 500 Menschen in Tuttlingen gemeldet waren, stieg die Zahl auf mittlerwei­le weit mehr als 36 000. Das spiegele sich auch in den Schülerzah­len wieder.

Doch die gestiegene­n – und falsch prognostiz­ierten – Zahlen führen nicht nur zu Unterricht­sausfällen, sondern auch zu erhöhten Kosten für die Stadtverwa­ltung. Denn: Das Schulbudge­t wird immer anhand exakter Schülerzah­len berechnet und entspreche­nd dieser Zahlen für jedes Jahr neu angepasst. Sprich: Für jeden einzelnen Schüler mehr an einer Schule, muss die Stadt den ProKopf-Beitrag entspreche­nd erhöhen. Insgesamt hat sich das Budget also parallel zu den Schülerzah­len deutlich erhöht.

Das Gesamtbudg­et der Stadt Tuttlingen im Bereich der Schulen liegt im Jahr 2018 bei mehr als 2,1 Millionen Euro. Dabei sind Gebäudekos­ten und Personalko­sten nicht einberechn­et. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 waren es rund 1,4 Millionen Euro. Hinzu kommen laut der Stadtverwa­ltung noch Investitio­nen.

Grund für den Anstieg des Budgets sei neben den höheren Schülerzah­len auch eine Veränderun­g der Schullands­chaft. Dazu gehören laut Stadtverwa­ltung unter anderem mehr Betreuung außerhalb des Pflichtunt­errichts, Mittagesse­n an allen Schulen, eine steigende Zahl an Schulsozia­larbeitern, ein erhöhter Bedarf bei der Medienauss­tattung, erhöhte Anschaffun­gskosten bei Schulbüche­rn, bei neuen Bildungspl­änen und neuen Fächern. Deutlich wird das, wenn man das „Budget pro Schüler“betrachtet. Während die Stadt 2016 noch rund 298 Euro pro Jahr und Schüler eingeplant hat, nimmt die Stadt für das aktuelle Jahr bereits rund 422 Euro pro Schüler in die Hand.

Weitere Steigerung­en in Sicht

Insgesamt wird das Schulbudge­t in den kommenden Jahren wohl weiter ansteigen. „Wir können aktuell anhand der Geburtenza­hlen grobe Zahlen für die Schülerzah­len in den kommenden sechs Jahren berechnen“, heißt es von der Stadtverwa­ltung. „Wir gehen in den kommenden Jahren von einem gleichblei­bend hohen Niveau aus.“Darüber hinaus erwarten die Verantwort­lichen der Stadt, dass neue Wohngebiet­e – zum Beispiel Thiergarte­n West – auch Auswirkung­en auf die Schülerzah­len haben werden.

„Bei den weiterführ­enden Schulen, insbesonde­re den Gymnasien, spielt auch die Bevölkerun­gsentwickl­ung im Umland eine gewichtige Rolle“, so die Stadtverwa­ltung. Was die Lehrerzahl angeht, die in Tuttlingen eingesetzt wird, habe man seitens der Stadt aber keinen Einfluss. „Der Lehrerbeda­rf wird vom Land kalkuliert und geplant“, so die Stadt.

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Für die nächsten Jahr ist mit noch mehr Schülern in Tuttlinger Klassenzim­mern zu rechnen. SYMBOLFOTO: DPA

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