Mehr Schüler kosten mehr Geld
Stadt Tuttlingen investiert im Vergleich deutlich mehr für den Schulbetrieb als in der Vergangenheit
TUTTLINGEN - Die Schülerzahlen in Tuttlingen sind in den vergangenen Jahren angestiegen. Und das, obwohl die Prognosen etwas anderes vorausgesagt haben. Für die Stadt bedeutet das: Die Kosten für den Schulbetrieb sind erheblich gestiegen.
Im aktuellen Schuljahr drücken in Tuttlingen 262 mehr Schüler die Schulbank als noch vor fünf Jahren. Derzeit sind insgesamt 4982 Schüler registriert. Geht man von einer Klassengröße von 30 Schülern aus, entspricht das acht zusätzlichen Klassen im Vergleich zum Schuljahr 2013/14. Ein Trend, der von der Landesregierung in Stuttgart so nicht erwartet wurde. Im Gegenteil: Kurz nach dem Regierungsantritt 2011 hatte die grün-rote Koalition verkündet, rund 11 600 Lehrerstellen streichen zu wollen. Grundlage der Entscheidung war eine Prognose des Statistischen Landesamtes zu zurückgehenden Schülerzahlen. Diese hat sich in Tuttlingen nicht bewahrheitet.
Mehr Einwohner, mehr Schüler
„Die Prognosen der sinkenden Schülerzahlen wurden schon bundesweit revidiert. Dies spiegelt sich eben auch an den Zahlen in Tuttlingen wieder“, heißt es seitens der Stadtverwaltung Tuttlingen auf Nachfrage unserer Zeitung. „Es gibt sicherlich zahlreiche Schüler mehr, aufgrund der Zuwanderung, aber auch, weil die Einwohnerzahl von Tuttlingen steigt“, heißt es weiter. Tatsächlich hat sich die Einwohnerzahl deutlich erhöht. Während im Jahr 2012 rund 33 500 Menschen in Tuttlingen gemeldet waren, stieg die Zahl auf mittlerweile weit mehr als 36 000. Das spiegele sich auch in den Schülerzahlen wieder.
Doch die gestiegenen – und falsch prognostizierten – Zahlen führen nicht nur zu Unterrichtsausfällen, sondern auch zu erhöhten Kosten für die Stadtverwaltung. Denn: Das Schulbudget wird immer anhand exakter Schülerzahlen berechnet und entsprechend dieser Zahlen für jedes Jahr neu angepasst. Sprich: Für jeden einzelnen Schüler mehr an einer Schule, muss die Stadt den ProKopf-Beitrag entsprechend erhöhen. Insgesamt hat sich das Budget also parallel zu den Schülerzahlen deutlich erhöht.
Das Gesamtbudget der Stadt Tuttlingen im Bereich der Schulen liegt im Jahr 2018 bei mehr als 2,1 Millionen Euro. Dabei sind Gebäudekosten und Personalkosten nicht einberechnet. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 waren es rund 1,4 Millionen Euro. Hinzu kommen laut der Stadtverwaltung noch Investitionen.
Grund für den Anstieg des Budgets sei neben den höheren Schülerzahlen auch eine Veränderung der Schullandschaft. Dazu gehören laut Stadtverwaltung unter anderem mehr Betreuung außerhalb des Pflichtunterrichts, Mittagessen an allen Schulen, eine steigende Zahl an Schulsozialarbeitern, ein erhöhter Bedarf bei der Medienausstattung, erhöhte Anschaffungskosten bei Schulbüchern, bei neuen Bildungsplänen und neuen Fächern. Deutlich wird das, wenn man das „Budget pro Schüler“betrachtet. Während die Stadt 2016 noch rund 298 Euro pro Jahr und Schüler eingeplant hat, nimmt die Stadt für das aktuelle Jahr bereits rund 422 Euro pro Schüler in die Hand.
Weitere Steigerungen in Sicht
Insgesamt wird das Schulbudget in den kommenden Jahren wohl weiter ansteigen. „Wir können aktuell anhand der Geburtenzahlen grobe Zahlen für die Schülerzahlen in den kommenden sechs Jahren berechnen“, heißt es von der Stadtverwaltung. „Wir gehen in den kommenden Jahren von einem gleichbleibend hohen Niveau aus.“Darüber hinaus erwarten die Verantwortlichen der Stadt, dass neue Wohngebiete – zum Beispiel Thiergarten West – auch Auswirkungen auf die Schülerzahlen haben werden.
„Bei den weiterführenden Schulen, insbesondere den Gymnasien, spielt auch die Bevölkerungsentwicklung im Umland eine gewichtige Rolle“, so die Stadtverwaltung. Was die Lehrerzahl angeht, die in Tuttlingen eingesetzt wird, habe man seitens der Stadt aber keinen Einfluss. „Der Lehrerbedarf wird vom Land kalkuliert und geplant“, so die Stadt.